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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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haben sie alle Namen, von denen eine subtile Drohung ausgeht. »Reformer« zum Beispiel.
    Das Training selbst war dann weniger schlimm als erwartet. »Wir laufen im Liegen«, erklärte meine Mutter mir. Eigentlich ein ziemlich guter Deal, das muss ich schon sagen.
    Mein Vater zieht eher traditionelle Trainingsmethoden vor: Laufband und Krafttraining in einem Fitness-Studio in der Nähe seines Büros in Midtown Manhattan.
    Zuvor war mir nie in den Sinn gekommen, gemeinsam mit meinen Eltern zu trainieren. Was vor allem daran lag, dass meine Eltern in meinen jungen Jahren nicht gerade sportbegeistert waren. Bei ihnen stand immer der Intellekt im Vordergrund. In seiner Freizeit las mein Vater die Encyclopaedia Britannica und schrieb juristische Fachbücher. (Mit einer seiner juristischen Abhandlungen hält er übrigens bis heute den Fußnotenrekord in dieser Kategorie: 4824 Anmerkungen.)
    Sportliche Aktivitäten standen also auf der Prioritätenliste meiner Eltern nicht sonderlich weit oben. Erst jetzt, im Alter, bemühen sie sich ernsthaft um körperliche Fitness.
    Die ursprüngliche Einstellung meiner Eltern hat natürlich tiefe Spuren in mir hinterlassen. Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich meinem Körper allzu viel Zeit widme. Wäre es nicht besser für mich, meinen Verstand zu schärfen, anstatt meine Schultermuskulatur zu trainieren?



KAPITEL 17
    Die Haut
    Der Traum vom makellosen Teint
    Im Rahmen von Project Health habe ich mich intensiv mit den diversen Cremes, Chemikalien und Sprays befasst, die Menschen sich ins Gesicht schmieren, um ihrem Teint zu strahlender Gesundheit zu verhelfen. Oder zumindest zum Anschein strahlender Gesundheit.
    Es ist schon erstaunlich, was so alles in der Gesichtspflege verwendet wird: Das Spektrum der eingesetzten Mittel reicht von köstlich bis ekelhaft.
    In der appetitanregenden Kategorie: Joghurt, Zitrone, Walnussöl, Honig, Mandeln, Avocados, Minze, Kürbis. Die Stirnpartien von Beverly Hills werden bedeutend besser mit Nährstoffen versorgt als die arbeitende Bevölkerung der meisten Entwicklungsländer.
    Gleichzeitig zahlen viele Leute dafür, ihr Gesicht mit extrem appetitverderbenden Substanzen behandeln zu lassen: Zum Preise von 200 Dollar bietet ein New Yorker Spa eine Maske aus Vogelexkrementen an. Ein anderes Spa behandelt den Teint mit Spermin, einem Antioxidans, das in menschlichem Sperma vorkommt und inzwischen in Norwegen synthetisch hergestellt wird. Wer will, kann auch eine kosmetische Gesichtsbehandlung mit Schneckensekret buchen. Im Elisabethanischen Zeitalter war Welpenurin als Gesichtsreiniger der letzte Schrei. Seitdem haben wir es offenbar nicht sehr viel weiter gebracht.
    Hautbehandlungen sind ja alles andere als ein neumodischer Trend. Bereits im Alten Testament wird im Buch Ester von dem bösen König erzählt, der dringend eine neue Königin brauchte und daher einen Miss-World-mäßigen Schönheitswettbewerb mit angeschlossener Sextauglichkeitsprüfung veranstaltete: Jede Nacht schlief er mit einer anderen Kandidatin. Zuvor jedoch mussten alle Aspirantinnen ein mindestens einjähriges Schönheitsprogramm absolvieren. Sechs Monate lang Myrrhesalbungen, sechs Monate lang Kräuterpackungen. Im Vergleich dazu ist der halbstündige Aufenthalt vor dem Spiegel, der gewöhnlich einem ersten Date vorausgeht, voll und ganz vertretbar.
    In den bisherigen 42 Jahren meines Lebens habe ich meinen Teint weder mit appetitanregenden noch mit appetitverderbenden Produkten behandelt, sieht man von Sonnencreme und Schminkfarben bei Kindergeburtstagen mal ab. Warum auch? Ich war immer der Ansicht, dass meine Haut schon selbst auf sich achtgibt.
    Doch in letzter Zeit habe ich die Paranoia entwickelt, ich könnte der letzte lebende Vertreter meines Geschlechts sein, der dem Irrglauben anhängt, ganz ohne persönliches Hauptpflegeprogramm auskommen zu können. Kurz vor Antritt einer Zugreise nach Philadelphia bekam ich auf der Toilette der Penn Station neulich zufällig die Unterhaltung zweier Männer mit. Lederjacketts, Harley-Tattoos, gürtelbedeckende Bierbäuche. Also entweder Biker oder übereifrige Undercover-Ermittler.
    »Diese Scheiß-Sonne macht mich völlig fertig, da kann ich mir so viel Scheiß-Feuchtigkeitscreme draufschmieren, wie ich will. Ich hab schon jeden Scheiß ausprobiert, sogar diese Scheiß-Aloe. Alles, die volle Nummer.«
    Der andere schüttelte mitfühlend-fassungslos den Kopf.
    Im Zuge meines Projekts muss ich mich zweifellos auch um meine Haut

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