Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
für sich?
Eine Woche später rief Frau Dr. Lambroza an und teilte mir die Ergebnisse der Biopsie mit. Der Leberfleck an der Nase war harmlos. Aber der auf meinem Rücken, also …
»Der war atypisch.«
Oh je. Das klingt jetzt aber gar nicht gut. Mit »atypisch« kann ich prima leben, wenn es um meinen Filmgeschmack geht, aber in medizinischer Hinsicht möchte ich bitte schön so normal, langweilig und typisch sein wie nur möglich.
»Er war strenggenommen nicht bösartig, weil er nicht alle klassischen Merkmale eines Melanoms aufwies. Aber er war atypisch. Wie gut, dass Sie gerade dieses Buch schreiben und deshalb einen Termin beim Hautarzt gemacht haben«, sagte sie.
Hätte ich das Muttermal nicht in diesem frühen Stadium entfernen lassen, wäre es wahrscheinlich in ein paar Jahren zu Hautkrebs geworden.
Und wieder bekomme ich eine – eine kleine Mahnung in Sachen Vergänglichkeit. Dieses Mal ist es nur eine ganz diskrete Mahnung. Kein erhabenes oder tiefgreifendes Erlebnis. Nichts, was bei der Stammkundschaft in der Kneipe unten an der Ecke übermäßiges Mitgefühl hervorrufen würde. Und trotzdem ist es eine Mahnung. Mein Körper hat so viele Mängel. Einer davon wird mich eines Tages erwischen, und dann werde ich fällig sein.
Check-up: Monat 17
Gewicht: 73 kg (nehme langsam wieder zu)
»Ich-bin-dankbar-für …«-Mottokorrespondenz mit meiner Mutter: 27 E-Mails
Neuer persönlicher Rekord für Höchstzahl Supernahrungsmittel in einem Gericht: 11 (Salat aus schwarzen Johannisbeeren, roter Paprika, Weizenkeimen, gegarten Shiitake-Pilzen, Heidelbeeren, Avocado, Granatapfelsamen, Linsen, Mango, Leinöl, Mandeln)
Fitness-Studio-Besuche in diesem Monat: 11
Ja, ich weiß, meine Gym-Bilanz ist erbärmlich. Mit meiner Laufbilanz sieht es nicht viel besser aus: drei Mal die Woche anstatt wie zu meinen besten Zeiten täglich. Es fehlt mir an Motivation. Mir wird zunehmend bewusst, dass Project Health sich unterm Strich zu 80 Prozent um die Motivationsfrage dreht. Nahezu sämtliche Gesundheitsregeln lassen sich auf fünf Worte herunterbrechen: weniger Kalorien, mehr Bewegung, Entspannung . Fragt sich nur, wie man das schafft. Genau das ist mein Problem.
Wie bringe ich diese Stimme im Kopf zum Schweigen, die Dinge sagt wie: »Ach was, du musst heute nicht trainieren. Morgen ist auch noch ein Tag. Komm schon, ist doch nur eine klitzekleine Portion Pommes. Ganz frisch gemacht und nur für dich!« (Meine innere Stimme erinnert mich an einen besonders aufdringlichen Teppichverkäufer auf einem türkischen Basar.)
Im nächsten Monat muss ich mich unbedingt mit dem Thema Motivation befassen.
Mein Freund Charles Duhigg, Reporter bei der New York Times , arbeitet gerade an einem Buch über die Macht der Gewohnheit und Mittel und Wege, sie zu bezwingen. Er sagt mir immer, wie wichtig es ist, sich zu belohnen. Also belohne ich mich seit einiger Zeit für jeden Work-out mit zehn Minuten Surfen auf der gewiss niveaulosen, allerdings auch höchst unterhaltsamen Website TMZ.com . Eine ähnlich hilfreiche Strategie wie das Foto vom alten A. J. Doch so leicht lässt sich meine Motivation nicht aus der Reserve locken.
KAPITEL 18
Das Herz, die Zweite
Auf der Suche nach der idealen Trainingsmethode
Möglicherweise kann ich mein darniederliegendes Sportprogramm dadurch wiederbeleben, dass ich verschiedene Aktivitäten miteinander verknüpfe. Neue Sachen ausprobiere und meine kurzlebige Begeisterungsfähigkeit durch ein bisschen sportliche Abwechslung zu stimulieren versuche. Erfreulicherweise gibt es Trainingsmethoden noch und nöcher. Die Fitness-Szene erinnert mich an mein Bibeljahr. Damals stieß ich auf Hunderte hingebungsvoller Jünger verschiedener Glaubensgemeinschaften, die sich mit glühender Leidenschaft um einen Führer scharten.
Also probierte ich gleich mehrere Methoden aus: Zuerst einen sadistischen Ballett-Yoga-Aerobic-Cocktail namens Physique 57 , der von Talkmasterin Kelly Ripa empfohlen wird. Dann das gute alte Yoga. Und schließlich Antischwerkraft-Yoga, bei dem die Teilnehmer ihre Asanas in orangefarbenen, kokonartigen Hängematten machen, die von der Decke baumeln.
Ich machte einen Kurs für frischgebackene Mütter und Väter mit Namen Strollercise – einer Wortschöpfung aus Stroller (= Buggy) und Exercise –, im Zuge dessen ich Zane in seinem Buggy durch den Central Park schob und dabei joggte, hüpfte, Dehnübungen machte und angestarrt wurde. Ich probierte CrossFit aus, eine anstrengungsreiche
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