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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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sich kaum noch rühren.
    »Ist er gefroren?«, fragt Lucas.
    Ich werde rot. In dem Bemühen, meine Verlegenheit zu überspielen, tue ich so, als hätte Lucas etwas über die Zimmertemperatur gesagt. »Nein, er friert nicht. Die Heizung ist doch an. Ihm ist bestimmt mollig warm.«
    »Er sieht aber gefroren aus«, sagt Lucas.
    Gott sei Dank ist Großvater schwerhörig.
    Er schaut auf, und seine Miene belebt sich, wenn auch nur ein bisschen. »Na, woran arbeitest du gerade, A. J.?«
    Ich erzähle ihm einmal mehr über Project Health . Lucas hebt einen grünen Ball auf, der in einer Zimmerecke liegt. Meine Tante Jane erzählt, dass der Physiotherapeut ihn für Großvater besorgt hat. Er soll Wurf- und Fangübungen machen, um etwas gegen seine steifen Glieder zu tun.
    »Leg den Ball wieder hin, Lucas. Er gehört Uropa.«
    »Ist schon okay, er kann damit spielen«, sagt Jane. »Spiel ein bisschen mit Uropa.«
    Lucas wirft den Ball mit Schwung seinem Uropa zu, und der schmettert ihn nach Kräften zurück. Die beiden werfen den Ball hin und her. Lucas jauchzt, und Großvater lächelt.
    Es ist ein Allgemeinplatz, dass Menschen im Alter wieder zu Kindern werden. Doch diesen Wandel hautnah mitzuerleben – das steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Töchter meines Großvaters (er hat fünf, und eine ist immer zur Stelle) wischen ihm den Mund ab, wenn ihm Speichel herausrinnt. Wenn ihm die Augenlider zufallen, sagen sie: »So ein müder Junge!«
    Im Alter durchlebt der Mensch nichts anderes als einen lang andauernden Prozess des schrittweisen Kontrollverlusts.
    Auch im Säuglingsalter haben wir keinerlei Kontrolle. Weshalb ich die englische Redewendung »as happy as a baby« ziemlich seltsam finde. Stimmt das überhaupt? Sind Babys wirklich glücklich? – Klar, manchmal macht Babysein Spaß, etwa wenn man sieht, wie die Eltern etwas ganz Tolles machen. Ein Stück Papier in zwei Hälften reißen oder so. Doch ansonsten scheint mir das Säuglingsdasein schrecklich zu sein. Man ist anderen Menschen vollkommen ausgeliefert. Man muss schreien und sich hin und her werfen und beten, dass der Bananenbrei erscheint. Ein Glück, dass Babys noch nicht wissen, wie es ist, unabhängig zu sein. Alte Menschen hingegen wissen genau, was sie da allmählich verlieren.



KAPITEL 20
    Die Blase
    Trinken ist wichtig – aber was und wie viel?
    Seit Beginn meines Projekts habe ich viel Zeit in die Klärung der Ernährungsfrage gesteckt, aber kaum Zeit in die Klärung der Getränkefrage. Das wird sich diesen Monat ändern.
    Und zwar unter anderem auch deshalb, weil ich BluePrintCleanse bestellt habe, die derzeit angesagteste Saftkur überhaupt. Sie wird von Heerscharen von Frauenzeitschriften empfohlen und vereinzelt auch von B-Promis wie Talkmasterin Elisabeth Hasselbeck und Schauspielerin Julia Stiles.
    Ich hatte die Bestellung online aufgegeben, und schon am nächsten Tag wurde eine Kiste mit 36 Fläschchen geliefert, genug für eine dreitägige Kur. Genauer gesagt sogar genug für Julie und mich. Ich konnte sie nämlich davon überzeugen, mit mir gemeinsam zu saftkuren.
    Der Saft in den Fläschchen hat fünf verschiedene Farben: hellgelb (Zitronenwasser mit Agavennektar und Cayennepfeffer), weiß (Cashew-Milch), grün (Gemüsesaft aus Sellerie, Spinat, Grünkohl etc.), rot (Apfel, Karotte, rote Bete etc.) und dunkelgelb (Ananas, Apfel, Minze).
    Die Fläschchen enthalten aller Wahrscheinlichkeit nach die teuersten Säfte in der Geschichte der Getränkeherstellung. Ich will doch sehr hoffen, dass jede einzelne Zitrone in meinem Zitronenwasser vor der Ernte von einer ausgebildeten Shiatsu-Masseurin verwöhnt wurde – immerhin reden wir von über 200 Dollar pro Person.
    Am ersten Morgen unserer Saftkur gebe ich Julie ihren Saft, und wir stoßen mit unseren Plastikfläschchen an. »Prost!«
    Wir nehmen beide einen Schluck von dem grünen Saft. Nicht schlecht. Eine Art Nobelausgabe typischer Supermarkt-Gemüsesäfte. Feinster Kaschmir, wo der Campbell-Klassiker V8 nur Baumwolle zu bieten hat.
    »Und? Wie findest du ihn?«, frage ich.
    »Ich kann mich nicht recht entscheiden zwischen ›erfrischend‹ und ›zum Speien‹.«
    Gegen zehn Uhr verspüre ich ein leichtes Hungergefühl, nicht weiter schlimm. Ich mache ein paar Besorgungsläufe und komme eine Stunde später wieder nach Hause zurück. Julie ist im Schlafzimmer. sie … Sie kaut doch nicht etwa gerade?
    »Was hast du im Mund?«
    Julie windet sich kichernd an mir vorbei aus dem Zimmer.
    Ich

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