Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
ich meine nächtlichen Schlafgeräusche grundsätzlich aufnehme und sie mir am nächsten Morgen anhöre. (Was ein bisschen unheimlich ist. Fast so, als würde ich meine eigene Privatsphäre verletzen.) Jedenfalls hat Julie nicht übertrieben. Ich mache tatsächlich ziemlichen Krach. Die gute Nachricht: Der Einsatz des Nackenkissens hat die Schnarchphasen um etwa zehn Prozent verringert. Ich mache Fortschritte!
Zungengymnastik
Inzwischen mache ich spezielle Antischnarch-Übungen, die dazu dienen sollen, Zungen- und Rachenmuskulatur zu festigen. (Obwohl es für die Wirksamkeit dieser Methode bisher kaum wissenschaftlich fundierte Beweise gibt.) Jeden Abend absolviere ich vor dem Computer ein zehnminütiges Trainingsprogramm: Lippen spitzen – Position halten – Lächeln – Position halten, dann Zunge hin- und herschnellen lassen. Das Zungeschnellenlassen bekommt Julie zufällig mit. Ihr Kommentar: »Was für Websites guckst du dir denn gerade an?«
Didgeridoo
Studien angesehener Wissenschaftler, darunter auch eine im British Medical Journal veröffentlichte Untersuchung, haben ergeben, dass dieses Musikinstrument der australischen Aborigines die Rachenmuskulatur stärkt und dadurch Schnarcher von ihrem Leiden befreien kann.
Also bestelle ich mir eins im Internet. Es wird in einem langen schmalen Pappkarton geliefert und ist braun mit roten Streifen.
Das Didgeridoo, so erfahre ich aus der mitgelieferten Gebrauchsanweisung, ist eines der weltweit ältesten Blasinstrumente. Es wird aus Eukalyptusstämmen hergestellt, die von Termiten ausgehöhlt wurden.
Ich brauche einen ganzen Tag, um herauszufinden, wie ich die Lippen am Mundstück ansetzen muss, um den typischen tiefen, langgezogenen, nebelhornartigen Klang des Instruments zu erzeugen. Als es mir endlich gelingt, kriegen meine Kinder sich gar nicht mehr ein vor Lachen. Kein Wunder, der Ton klingt ein bisschen so wie Blähungen.
In der Folge habe ich auch einmal für eine Freundin eine Tiefton-Version von Happy Birthday gespielt. Sie behauptete anschließend, es hätte ihr gefallen.
Aber ist das Didgeridoo-Spiel wirklich von Nutzen? Schwer zu sagen. Mein Freund Shannon meinte, es könne nachts die Nachbarn wach halten und daher wenigstens deren Schnarchprobleme bekämpfen. Und das ist ja auch schon was.
Nasenpflaster
Das ist ein Stückchen Klebeband, welches auf die Nase gepappt wird, um die Nasenlöcher zu weiten. An diesem Abend probiere ich es erstmals aus. »Du siehst wütend aus«, sagt Julie und deutet auf meine geblähten Nüstern. Ich bin jedoch total begeistert von dem Luftstrom, der mir da auf einmal in die Nase dringt. Für mich ist das wie ein gewaltiger Energieschub – ich frage mich besorgt, ob ich so unter Strom überhaupt einschlafen kann. Ich kann. Am nächsten Morgen höre ich mir meine Aufnahme an: viel Schnaufen, aber deutlich weniger klassisches Geschnarche. Ein weiterer Fortschritt!
Im Schlaflabor
Wenn ich mein Schnarchproblem wirklich in den Griff bekommen will, muss ich ernstere Maßnahmen ergreifen. Dr. Park empfiehlt mir, mich für eine Nacht in die Obhut des renommierten New Yorker Sleep Disorders Institute zu begeben.
Als ich zum vereinbarten Termin komme, werde ich von einem technischen Mitarbeiter in einen Raum mit kahlen weißen Wänden geführt, in dem nichts weiter steht als ein Bett. Das einzig Bunte an meiner Schlafkammer sind die Kabel an den vielen Elektroden, die eine MTA eine Dreiviertelstunde lang an meinem Kopf, meinem Brustkorb und meinen Beinen befestigt. Die Kabel sind gelb, grün, rot, lila und orange. Ich sehe aus wie ein verurteilter Mörder kurz vor seiner feierlichen Hinrichtung. Außerdem habe ich Schläuche in der Nase und vor dem Mund.
Alles wird aufgezeichnet: Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung, Hirnströme, der Atemfluss über den Nasenlöchern. Über zwei Stunden wälze ich mich hin und her, bis ich endlich einschlafe. Als ich aufwache, fühle ich mich verschwitzt, verklebt und wie gerädert. Frustriert mache ich mich auf den Weg nach Hause.
Einige Tage später ruft Dr. Park an.
Offenbar bin ich ein paarmal aufgewacht.
»Wie oft?«, frage ich.
»185 Mal«, sagt Dr. Park.
Ich bin völlig perplex. Das sind 180 Wachphasen mehr als erwartet.
Dr. Parks Stimme bleibt ruhig. Eigentlich ist dieser Wert gar nicht so schlecht, sagt er. Patienten mit schwerer Schlafapnoe wachen mehrere Hundert Mal pro Nacht auf. Ich hingegen bin nur ein »schwach ausgeprägter« Fall von Schlafapnoe.
Einmal habe ich
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