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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Fitness-Studio. Ein bisschen was für mein Leben tun.



KAPITEL 24
    Die Wirbelsäule
    Alles eine Frage der richtigen Gangart
    Meine Lendenwirbelsäule schmerzt. Damit stehe ich nicht alleine da. Ich bin einer von 65 Millionen Amerikanern, die an Rückenschmerzen leiden. Das entspricht der doppelten Einwohnerzahl Kanadas. Rückenbeschwerden sind der Hauptgrund dafür, zum Arzt zu gehen.
    Meine Rückenschmerzen sind nicht dramatisch. Gewöhnlich setzen sie erst gegen Abend ein. Doch mit zunehmendem Alter werden sie sich verschlimmern. Was vor allem auf meine Körperhaltung zurückzuführen ist.
    Die ist nämlich eine einzige Katastrophe. Ich schlurfe durch die Gegend wie der dritte Hominide auf diesen schematischen Darstellungen der menschlichen Evolution. Teilweise aus reiner Faulheit. Aber auch, weil ich mir komisch, ja fast überheblich vorkomme, wenn ich die Brust rausdrücke. Im Zuge meines Bibeljahrs erfuhr ich, dass der Talmud eine selbstbewusst aufrechte Körperhaltung als ungehörig erachtet. Demut soll dein Körper zeigen, heißt es dort. Gebeugte Schultern waren ein Zeichen von Respekt. Auf Kritik an meiner Körperhaltung erwidere ich daher grundsätzlich, sie sei lediglich eine Respektsbekundung gegenüber meinen Ahnen.
    Dummerweise verschlimmern sich Rückenschmerzen durch eine schlechte Haltung. Die Bandscheiben werden über Gebühr belastet, und es kann zu Nacken- und Kniebeschwerden kommen. Fazit: Ich brauche dringend eine Rückenrevision.
    Bei meiner Internetsuche nach einem Experten für Körperhaltung stoße ich auf einen Mann namens Jonathan FitzGordon. Die New York Times porträtierte ihn in ihrem Medizinteil. Auf seiner Website wird er als Yogalehrer vorgestellt, doch seine Bekanntheit hat er seinen Geh-Kursen zu verdanken.
    Eine Woche später kommt FitzGordon zu uns in die Wohnung. Vor seiner Ankunft hatte ich nur eine vage Vorstellung davon, wie ein hauptberuflicher Ganginstruktor aussieht – vielleicht wie Phileas Fogg in Reise um die Welt in 80 Tagen , ein exzentrischer Brite mit Melone, der Sachen sagt wie »hopp hopp!«. Doch John ist ganz anders: ein strammer 48-Jähriger mit Sweatshirt, der in Brooklyn aufgewachsen ist, was man ihm immer noch ein bisschen anhört.
    »Haben Sie Geherfahrung?«, fragt FitzGordon.
    Äh, ja. Ein wenig schon. Ich will wirklich nicht überheblich wirken, aber Tatsache ist: Ich gehe jetzt schon seit einiger Zeit. Seit Jahrzehnten, um genau zu sein.
    FitzGordon zieht seine Schuhe aus und schaut sich genau an, wie ich stehe und durchs Wohnzimmer gehe. Wenn seine Augen sprechen könnten, würden sie jetzt »oh je« sagen, das kann ich deutlich sehen.
    Sein Urteil: Ich bin ein Schlurfer. Ich schiebe mein Becken zu weit nach vorn und meine Schultern zu weit nach hinten.
    Eigentlich kein Drama. Ich bin eben ein typischer Amerikaner. Weil wir den lieben langen Tag nur sitzen, haben wir es verlernt, richtig zu stehen und zu gehen.
    FitzGordon fischt eine fotokopierte Zeichnung aus der Tasche. Es ist Robert Crumbs berühmter Cartoon Keep on Truckin: Ein Mann im blauen Anzug lehnt sich beim Gehen so weit nach hinten, dass man meinen könnte, er lungere auf einem unsichtbaren Sofa. Er verkörpert Amerikas Problem: Wir gehen zu weit nach hinten gelehnt.
    »Richtiges Gehen ist fast wie Vornüberfallen«, sagt FitzGordon. Das hat etwas mit unserem Körperbau zu tun. »Schauen Sie mal genau hin, wenn Sie auf dem Spielplatz sind. Kinder laufen automatisch vornübergebeugt. Sie lassen sich von ihrem eigenen Gewicht vorwärts ziehen.« FitzGordon läuft mit vornübergebeugtem Oberkörper durchs Wohnzimmer wie der rosarote Panther kurz vor einem Sprint.
    Am wichtigsten ist es, den Po rauszustrecken, sagt FitzGordon. Kim Kardashian hat das lange vor mir verstanden.
    »Sehen Sie, wie Julie das Becken vorschiebt?«, fragt FitzGordon.
    Julie hat gerade eine kleine Arbeitspause eingelegt und ist zu uns ins Wohnzimmer gekommen. Sie hat bestimmt nicht damit gerechnet, sofort wegen ihrer Beckenhaltung gerügt zu werden.
    »Stellen Sie sich ganz locker hin, Julie. Strecken Sie den Po raus.«
    Sie versucht es.
    »Noch mehr. Mehr. Ja, so ist es gut.«
    Julie streckt ihr Hinterteil nach Kräften hervor. Kichernd erklärt sie uns, sie komme sich gerade wie Mrs. DeLauria vor, ihre Lehrerin in der sechsten Klasse. Die war offenbar berühmt für ihren Fettsteiß.
    Aber FitzGordon ist sehr angetan. »Mütter sagen ihren Töchtern immer: ›Streck den Po nicht so raus!‹ Deswegen versuchen viele

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