Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Augenarzt aus Chicago, der das Training entwickelt hat. Die Baseball- und Footballspieler unter den Anwendern erhoffen sich davon, mehr Home Runs zu erzielen und mehr Hail-Mary-Pässe abzufangen. Angeblich konnte Baseball-Legende Ted Williams das Etikett einer sich drehenden Schallplatte lesen. Klasse. Das will ich auch können.
Also beginne ich mit einem beinharten Pixelfitness-Training. Dreimal die Woche setze ich jeweils 20 Minuten die 3D-Brille von Vizual Edge auf (den Klassiker mit einem blauen und einem roten Brillenglas) und bemühe mich nach Kräften, auf meinem Computerbildschirm herummäandernde Pfeile und Kreise aufzuspüren.
Außerdem spiele ich mein Top-Gun -Videospiel. Ich bilde mir ein, Cyborg-Augen zu haben – und tatsächlich sehe ich besser. Jedenfalls meinen persönlichen, streng wissenschaftlichen Tests zufolge. Hierfür bediene ich mich des Snellen-Sehtests, den ich aus dem Internet heruntergeladen habe.
Dummerweise habe ich Jasper erzählt, dass Videospiele gut für die Augen sein sollen. Seitdem erhalte ich unweigerlich jedes Mal dieselbe Antwort auf meine Aufforderung, er möge endlich sein Super-Mario-Spiel beenden: »Aber meine Augen werden doch dadurch besser!«
Ich antworte darauf, seine Augen hätten noch viel mehr davon, wenn er öfter an der frischen Luft wäre. Kinderaugen brauchen Sonnenlicht, so Sandra Aamodt und Sam Wang in ihrem Buch Welcome to Your Child’s Brain: Die Entwicklung des kindlichen Gehirns von der Zeugung bis zum Reifezeugnis . Künstliches Licht steigert nämlich ganz erheblich die Gefahr einer späteren Kurzsichtigkeit. Jaspers Antwort? Keine. Er spielt weiter Super Mario.
Check-up: Monat 25
Gewicht: 71,7 kg
Besorgungsläufe, Tagesdurchschnitt: 4
Kauvorgänge pro Bissen: 11
Ich hatte vor, Project Health nach zwei Jahren zu beenden – doch die Ziellinie rückt immer wieder in die Ferne. Ich habe noch immer nicht alle Körperteile in Schuss gebracht und auch noch nicht alle geplanten Selbstversuche durchgeführt. Neulich beispielsweise sah ich in Dr. Oz einen Beitrag, in dem die appetitmindernde Wirkung der Konjac-Wurzel gepriesen wurde. Also notierte ich sie gleich auf meiner nach wie vor ellenlangen To-do-Liste. Mein Verhalten ähnelt der Taktik, mit der ich versuche, meine Söhne zum Essen zu bewegen: »Nur noch ein Löffel. Ehrlich, das ist jetzt wirklich der letzte. Und das hier ist der supermegaletzte.«
Ich muss dem Projekt ein Ende setzen, sonst versuche ich noch auf dem Sterbebett, zum gesündesten Menschen auf Erden zu werden. Der nächste Monat wird also der supermegaletzte sein.
Andererseits bin ich regelrecht erleichtert, das Projekt noch nicht abgeschlossen zu haben. Denn vor ein paar Tagen wurde meine neu erlangte Fitness – und möglicherweise auch meine gesteigerte Sehkraft – aus heiterem Himmel schrecklich wichtig.
Es war ein schöner Samstagnachmittag, und Julie und ich gingen mit den Kindern im Central Park spazieren. Also, Julie und ich gingen spazieren. Die Kinder rasten mit ihren Rollern herum.
Mein Handy klingelte. Es war mein Vater, er wollte sich mit uns auf dem Spielplatz treffen. Ich beschrieb ihm kurz den Weg – ich kann unmöglich länger als 20 Sekunden abgelenkt gewesen sein –, und als ich wieder aufschaute, waren Zane und Jasper verschwunden.
Wir standen am Rand der Great Lawn. Auf der riesigen Wiese wimmelte es von Baseballspielern und Sonnenanbetern. Genau vor uns gabelte sich der Weg.
»Du läufst da lang, und ich laufe in die andere Richtung«, sagte Julie. Sie und Lucas rannten den linken Weg hinunter. Ich ließ die Leinentasche mit Lucas’ Baseballschläger fallen – die finde ich nachher bestimmt wieder, dachte ich mir –, und rannte los, den rechten Weg entlang. Sprinttempo.
Meine Beine fraßen sich förmlich vorwärts. Ich schoss vorbei an Buggys und fliegenden Händlern mit ihren Karren für Eis und kalte Getränke. Ich sprang über Pfützen und wich tapsigen Krabbelkindern aus. »Jasper!«, rief ich. »Zane!« Mit Vizual-Edge-gestärkter Sehkraft suchte ich mein Blickfeld nach ihren orangefarbenen Rollern ab. » JASPER ! ZANE !«
Mein Adrenalinspiegel war so hoch, ich hätte quer durch Manhattan über die Brücke nach New Jersey rennen können. Mir kam die alte Geschichte von der Frau in den Sinn, die übermenschliche Kräfte entwickelte, um das Auto anheben zu können, unter dem ihre Kinder lagen. Nun erst konnte ich sie wirklich nachvollziehen.
»Jasper! Zane!«
Und dann fiel ich meinem Hang zum
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