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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Magischen Denken zum Opfer. Alle möglichen Horrorvisionen stiegen in mir auf. Das Verlies, in dem sie enden würden, die quietschenden Reifen des Taxis, das sie im nächsten Moment überfahren würde …
    Mit aller Willenskraft versuchte ich, meine Gedanken im Zaum zu halten. Die Angst in mir war übermächtig; sie drohte mich zu verschlingen. Da schaltete ich ganz bewusst um auf Wut. Mit Wut kann ich besser umgehen. Ich war wütend auf meine Söhne, weil sie einfach immer weitergefahren waren, ohne sich nach uns umzudrehen. Und ich war wütend auf mich selbst, weil ich mich für kurze Zeit hatte ablenken lassen. Ich war wütend, weil es immer noch kein bezahlbares Ortungssystem für Kinder gibt. Die technischen Voraussetzungen dafür sind doch schon längst erfüllt!
    In Usain-Bolt-Tempo – ehrlich, ich schwör’s – sprintete ich um die gesamte Great Lawn herum. Kein Gedanke daran, auch nur für einen Moment langsamer zu werden. »Jasper! Zane!« Schon vier schier endlose Minuten waren vergangen, und noch immer waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Ich rannte weiter.
    Endlich, am Ende eines Pfads, in der Nähe einer Shakespeare-Statue, entdeckte ich ihre orangenen Roller und ihre süßen kleinen sorgenvollen Gesichter. Sie waren zu einem Polizisten gegangen und hatten ihm erzählt, dass sie sich verlaufen hatten. Gott sei Dank, Gott sei Dank, Gott sei Dank.
    Mit Mühe konnte ich den Reflex unterdrücken, mir die Handschellen des Polizisten zu schnappen und mir meine Söhne bis zu ihrem 54. Geburtstag ans Handgelenk zu ketten.

KAPITEL 26
    Der Schädel
    Alltagsrisiken und wie man sie vermeidet
    Heute habe ich eine wahrhaft entsetzliche halbe Stunde damit zugebracht, das amtliche Register der Verletzungs- und Todesarten zu studieren, das die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC regelmäßig vorlegt. Dieses Werk haut einen wirklich um. Es ist in Tausende Kategorien untergliedert, darunter Klassiker wie etwa Autounfälle, aber auch Unfälle mit Heißluftballons, Motorschlitten und von Tieren gezogenen Fahrzeugen. Es gibt die Kategorie »Hundebiss«, aber auch Kategorien für unerfreuliche Begegnungen mit Seelöwen, Aras und Giraffen. Unbeabsichtigte Verletzungen durch Schusswaffen sind ebenso aufgeführt wie heimtückische Nähmaschinen und Dosenöffner.
    Wenn man das alles liest, will man sich bis auf weiteres unter der Bettdecke verkriechen. Allerdings kann man selbst dort zu Tode kommen, und zwar auf gleich mehrere Arten:

Fatale Verstrickung in Laken und Bettdecken, welche zum Tod durch Ersticken führt (Kategorie T 71).
Sturz beim Zubettgehen (W 13.0).
Tödliche Verbrennungen durch leicht entflammbare Laken, Bettüberwürfe, Kopfkissen und Matratzen (X05).
Tod durch Ertrinken unter Beteiligung von Bett (W17.0).
    Mir ist nicht ganz klar, wie man im Bett ertrinken kann, selbst unter der Annahme, dass es sich um ein Wasserbett handelt. Doch genau das ist an dem Register ja auch so faszinierend. Auf ungefähr die Hälfte aller gelisteten Unfall- und Todesursachen wäre ich noch nicht mal in meinen paranoidesten Momenten gekommen. Etwa Y35 312: Verletzung eines Zuschauers durch Tambourstock bei Parade.

Tatsache ist: Selbst wenn man brav Paranüsse isst, wie ein Weltmeister meditiert und täglich fünf Meilen joggt, ist man nicht davor gefeit, auf dem Bürgersteig zu stolpern und sich einen Schädelbruch zuzuziehen.
    Unfälle sind in den USA die fünfthäufigste Todesursache (nach Herzerkrankungen, Krebs, Schlaganfall und Erkrankungen der unteren Atemwege). Unfälle im Haushalt haben jährlich nicht weniger als 21 Millionen Arztbesuche zur Folge.
    Sicherheitsvorkehrungen sind nicht sonderlich sexy – kein Wunder also, dass Unfallprävention weder in der Wellness-Industrie noch in den Medien eine nennenswerte Rolle spielt. Ich vermute mal, dass die Auflage von Men’s Health durch Titelgeschichten wie »Rechts stehen, links gehen: Zehn brandheiße Tipps gegen Ausrutschen und Stolpern« ziemlich schnell in den Sinkflug überginge. Doch wer möglichst lange leben will – ein ganz wesentlicher Bestandteil der Definition von Gesundheit –, kommt nicht drum herum, sich auch mit Fragen der Sicherheit zu befassen.
    Der Beinaheverlust meiner Söhne hat mich dazu gebracht, diesen Monat der Unfallprävention zu widmen. Inzwischen bin ich von dem Thema ganz besessen. Und das will was heißen, denn ich war immer schon überfürsorglich veranlagt.
    Als Jasper zur Welt kam, kaufte ich Kindersicherungen für die Steckdosen

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