Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
eindeutig vorzuziehen sind.
Weitere Verstöße auf der langen Liste unserer Sicherheitssünden:
In der Diele liegt ein Eimerchen auf dem Boden, das sich als Stolperfalle erweisen könnte.
Unsere Badewanne ist nicht mit Anti-Rutsch-Aufklebern gesichert.
Elektrogeräte sind eingesteckt, auch wenn sie nicht in Benutzung sind.
Auf dem obersten Brett eines Regals steht eine Glasschüssel.
Immerhin bekommen wir ein paar Gnadenpunkte dafür, dass das heiße Wasser, das bei uns aus den Hähnen fließt, nicht allzu heiß ist und auf alle Fälle diesseits der 45-Grad-Grenze, ab der es gefährlich wird. Appy zufolge gehören Verbrühungen mit jährlich über 100 000 Vorfällen zu den meistunterschätzten Unfallrisiken im Haushalt.
Auf dem Esszimmertisch bemerkt sie eine Kerze. Ich soll mir überlegen, auf elektrische Kerzen umzusteigen.
»Hab ich auch gemacht«, sagt Appy. »Es gibt sie sogar mit dezentem Vanilleduft.«
Ich vergewissere mich kurz, dass Julie gerade nicht in der Nähe ist, denn ich weiß: Das, was ich jetzt sagen will, wäre für sie ein todsicherer Augenverdreher.
»Manchmal mache ich mir Sorgen wegen der Chanukka-Kerzen«, wispere ich. »Vor allem, wenn wir aus irgendwelchen Gründen aus dem Zimmer müssen, während sie noch brennen.«
Sie nickt verständnisvoll und erzählt mir, dass einer ihrer Kollegen einmal von einem orthodoxen Juden zu einem Sicherheitscheck gebeten wurde. Er riet ihm, die Kerzen – sie müssen während des Chanukka-Fests acht Tage lang von Sonnenuntergang bis mindestens eine halbe Stunde nach Nachteinbruch brennen – in die Spüle zu stellen, wenn sie auch über Nacht weiterbrennen sollen.
»Und was ist mit Geburtstagskerzen?«, frage ich.
»Da bin ich hin- und hergerissen«, gibt Appy zu. »Ich finde Geburtstagsfeiern einfach toll. »Aber Kinder in der Nähe von offenem Feuer? Wenn wir ihnen das erlauben – welchen Schluss ziehen sie wohl daraus? Sie können die Kinder die Kerzen ja aus sicherer Entfernung ausblasen lassen. Ein paar meiner Freunde, die sich mit Brandprävention befassen, stecken gar keine Kerzen auf den Kuchen. Sie verwenden andere Sachen, Blumen zum Beispiel.«
Julie kommt zurück, und ich rede mit normaler Stimme weiter.
»Und? Wie haben wir denn insgesamt abgeschnitten?«, frage ich.
»Gar nicht so schlecht«, sagt Appy. »Zwei, Zwei minus, würde ich sagen. Aber immerhin sind Ihre Kinder schon etwas älter. Sonst wären Sie über eine Drei nicht hinausgekommen.«
Der Helmversuch
Nachdem Appy sich von uns verabschiedet hat, beschließe ich, im Rahmen meines letzten Selbstversuchs die nächste Woche ganz unter das Motto »Sicherheit ist Trumpf« zu stellen.
Ich möchte, dass sich unsere Wohnung in Sachen Unfallprävention auf eine glatte Eins steigert. Bereits am nächsten Morgen recherchiere ich im Internet eine Stunde lang die modernsten Rauchmelder und das Angebot an elektrischen Kerzen. (Ich entscheide mich allerdings gegen die Modelle mit Wachstropfen-Look. Das ist dann doch zu viel des Guten.) Ich nehme alle Glasschüsseln von den oberen Regalbrettern herunter. Ich kaufe fußförmige Anti-Rutsch-Aufkleber für die Badewanne. Und ich gelange zu der Überzeugung, dass ich – sofern mir wirklich an maximaler Sicherheit gelegen ist – zwingend eine Maßnahme in Betracht ziehen muss, für die Julie mich schon mal schwer verspottet hat: die Anschaffung eines Helms. Und zwar nicht nur fürs Fahrrad- oder Go-Kart-Fahren, sondern auch für alle Strecken, die ich in der Stadt zu Fuß zurücklege.
Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber ich bin nicht der Einzige, der Fußgängerhelme für sinnvoll hält. 2009 gab es in Dänemark sogar eine offizielle Kampagne dafür.
Der dänische Rat für Verkehrssicherheit druckte Plakate, auf denen Piktogramme von Menschen in verschiedenen Situationen zu sehen waren – beim Einkaufen, auf der Rolltreppe, beim Müllwegbringen –, die allesamt bunte Helme trugen. Der Slogan dazu lautete: »Ein Fußgängerhelm ist eine gute Sache. Das Kopfverletzungsrisiko von Fußgängern ist noch höher als das von Fahrradfahrern. Sicherheit im Straßenverkehr geht uns alle an.«
Und das war kein Witz und auch keine Zeitungsente. Ich hab’s extra nachgeprüft.
Und was ist mit Autohelmen? Nein, ich meine nicht die Helme, die die Fahrer bei Autorennen tragen, sondern Helme für ganz normale Taxikunden und ganz normale Pendler in ihren ganz normalen Autos. Genau wie bei den Fußgängerhelmen hat es in der Vergangenheit
Weitere Kostenlose Bücher