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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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sporadisch Anläufe gegeben, Autohelme in den Mainstream zu hieven. Bisher mit wenig Erfolg.
    Im Rahmen meines Selbstversuchs trage ich also derzeit meinen blauen Fahrradhelm, wenn ich auf einem meiner Besorgungsläufe unterwegs bin. Es ist gar nicht schlimm. Ich ernte weniger neugierige Blicke als befürchtet. Wahrscheinlich gehen die Leute automatisch davon aus, dass ich irgendwo in der Nähe ein Fahrrad oder Moped stehen habe. Und ich fühle mich geschützter. Vor allem, wenn ich unter einem der in New York allgegenwärtigen Baugerüste entlanglaufe, vor denen ich bis dato immer gehörige Angst hatte.
    Versuchsweise trug ich den Helm auch innerhalb der Wohnung. Vorhin beim Abendessen hatte ich ihn auf, als ich den Jungs ihre Nudeln servierte. Julie weigerte sich, einen Kommentar dazu abzugeben, aber Lucas fand die Idee so toll, dass er ins Kinderzimmer rannte und seinen Fahrradhelm aufsetzte. Ein Pirat prangt darauf, wogegen mein Nullachtfünfzehn-Helm natürlich ziemlich alt aussieht.
    Ein paar Tage später jedoch stellte ich meinen Fußgängerhelm außer Dienst. Unter anderem deshalb, weil mein Lärmschutz-Kopfhörer nicht darunter passt. Ich musste mich entscheiden.
    Außerdem vermute ich inzwischen, dass es sich mit Fußgänger- und Autohelmen ähnlich verhält wie mit Caprihosen für Herren (ein kurzlebiger Modetrend, über den ich mal etwas in Esquire geschrieben habe): Sie werden sich einfach nicht durchsetzen. Noch nicht mal in Dänemark. Und hierzulande würden die Libertären schier durchdrehen, wenn der Gouvernantenstaat es wagte, ihnen die Dinger aufzuzwingen. Fußgängerhelme sind einfach zu bescheuert. Sogar für mich.
    Aber versuchen Sie mal kurz, das Ganze aus einer anderen Perspektive zu sehen. Stellen Sie sich vor, Sie seien Vulkanier. Von einer emotionslos-rationalen Warte betrachtet, sind Fußgängerhelme keinesfalls Unsinn. In ihrem Buch Freakonomics: Überraschende Antworten auf alltägliche Lebensfragen errechnen Steven D. Levitt und Stephen J. Dubner, dass pro Meile mehr Fußgänger als Autofahrer unter Alkoholeinfluss zu Tode kommen. In den USA sind durch Fußgängerunfälle jährlich 60 000 Verletzungen und 4000 Tote zu verzeichnen.
    Ich gehe hier nur deshalb so ausführlich auf die Helmfrage ein, weil ich an dem Thema verdeutlichen will, wie irrational wir Gefahren einstufen. Wir sind nicht dazu in der Lage, die potentiellen Risiken für Leib und Leben realistisch einzuschätzen. Richard Thaler, Professor an der University of Chicago und einer der Begründer der Verhaltensökonomie, sagte mir in dem Zusammenhang: »Die meisten Menschen haben erschreckend wenig Ahnung, was wirklich gefährlich ist und was nicht.« Wir sind auf die falschen Gefahren fixiert, auf das, was in der Revolverpresse Schlagzeilen macht. Abstrakten oder alltäglichen Gefahren messen wir viel zu wenig Bedeutung bei.
    Über dieses Thema schrieb Lisa Belkin in der New York Times einen provozierenden Artikel. Darin zählt sie die fünf de facto größten Gefahren für Kinder bis zu 18 Jahren auf: Autounfall, Mord (der Täter kommt in der Regel aus dem Bekanntenkreis), Kindesmissbrauch, Selbstmord und Tod durch Ertrinken. Eine Statistik, die, wie Belkin belegt, mit den Top-Five auf der Horrorliste der Eltern nicht das Geringste zu tun hat. Denn die lauten einer Untersuchung der Mayo-Clinic zufolge: Entführung, ein Amokläufer in der Schule, Terroristen, fremde Menschen mit böser Absicht, Drogen.
    Belkin gibt zu bedenken, dass wir mit dem Auto »zum Bioladen fahren, um gesundes Gemüse zu kaufen (es gibt derzeit keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Obst und Gemüse aus Bioanbau die Lebenserwartung erhöhen) …, und an der nächstbesten roten Ampel checken wir unsere SMS und E-Mails (einer Harvard-Studie zufolge gehen jährlich 2600 Verkehrsunfälle auf das Konto von Autofahrern, die während der Fahrt ihr Mobiltelefon benutzen)«.
    Obwohl seit dem 11. September 2001 über zehn Jahre vergangen sind, wird mir immer noch ganz schwummerig, wenn ich in der U-Bahn sitze. Ich habe Angst, dass irgendein Irrer die C-Line in die Luft jagt. Oft genug laufe ich lieber oder nehme ein Taxi. Was im Grunde jeder Logik widerspricht. Die Wahrscheinlichkeit, als Taxifahrgast in einen Unfall verwickelt zu werden, ist viel größer als die, einem U-Bahn-Bomber zum Opfer zu fallen.
    Wie sollte sich der semirationale Durchschnittsmensch also verhalten? Ich für mein Teil habe mir ein paar Faustregeln zurechtgelegt. Hier sind sie:

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