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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Projekt ist dieses Forschungsresultat sehr erfreulich, denn meine Motivation in Sachen gesunde Ernährung lässt noch zu wünschen übrig. Ich versuche, gesund zu essen – was mir nur sporadisch gelingt. Aber wenn, dann richtig.
    Auf der Website meines Lieblings-Fernsehmediziners Dr. Oz steht eine Liste sogenannter Supernahrungsmittel. Ich habe sie mir heruntergeladen und veranstalte seitdem gelegentlich Gesundkostgelage. Ich beabsichtige, meinen eigenen Supernahrungsmittel-Rekord zu brechen und so viele wie möglich davon in einem Gericht unterzubringen. Mein bisheriger Rekord beläuft sich auf acht. Gestern habe ich eine halbe Stunde mit der Komposition meines Mittagessens verbracht, einem Salat aus Mango (Vitamin C schützt vor Parodontose), Fenchel (entzündungshemmend), Heidelbeeren (klar, wegen der Antioxidantien), Avocados (wertvolle ungesättigte Fettsäuren), Granatapfelsamen (die darin enthaltene Ellagsäure erhält das Collagen in der Haut), Bitterschokoladenspänen, Seetangpulver, Linsen (wichtiger Zinklieferant).
    Dieser Wettbewerbsgedanke ist für mich ein guter Ansporn, gesünder zu essen, auch wenn ich lediglich versuche, meinen eigenen Rekord zu brechen. Vielleicht sind Wettbewerbe überhaupt die beste Methode, Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Die Organisatoren von Wettessen könnten doch mal darüber nachdenken, ihre Turniere von Hotdogs auf Grünkohl umzustellen.
    Neben meinen Bemühungen im Bereich Ernährung will ich natürlich auch möglichst jeden Tag trainieren, aber meistens komme ich nur auf einen Schnitt von vier Mal die Woche. Um ihn zu steigern, beschloss ich, bei eBay für 300 Dollar ein Laufband zu kaufen.
    »Wo willst du das Ding denn hinstellen?«, fragte Julie.
    »Vielleicht ins Schlafzimmer?«, sagte ich.
    Sie dachte einen Moment nach. »Eigentlich bin ich ja gegen solche Gerätschaften in der Wohnung. Aber wenn es dir hilft, wieder in Form zu kommen …«
    Und eine Weile half es auch tatsächlich. Fast jeden Tag lief ich zwei bis drei Meilen bei einer Geschwindigkeit von fünf Meilen pro Stunde, umgerechnet gut acht Stundenkilometer. Doch dann erhielten wir einen Anruf von Lloyd, dem Nachbarn direkt unter uns. Offenbar sind im dritten Stock alle kurz vorm Durchdrehen. Wenn ich auf dem Laufband unterwegs bin, ist das Stampfen im ganzen Haus zu hören. Und zu spüren: Lloyd würde gerne wissen, warum bei ihm jeden Abend die Bilder an der Wand wackeln. Wäre ich eine Figur in Arline Bronzafts Roman – man würde mich eines Nachts im Schlaf ermorden. Dann lieber aufs Laufband verzichten. Seitdem steht es unbenutzt im Schlafzimmer herum, ein stummes Mahnmal für 300 zum Fenster hinausgeworfene Dollar.
    Jetzt gehe ich also wieder ins Fitness-Studio. Ich kann nicht von mir behaupten, dass mir das Training Spaß macht, aber mich graust auch nicht mehr so davor wie früher.
    Inzwischen habe ich zu einer Art Gym-Routine gefunden, die durchaus etwas Tröstliches hat. Gerne nicke ich den Stammgästen zu, die zur gleichen Zeit trainieren wie ich. Zum Beispiel dem Mann, der auf dem Ergometer immer im Talmud liest. Und dem Typen, der Bizepscurls macht und dann stets tarzanmäßig die Brust anschwellen lässt. Und einem anderen Stammkunden, der in seinen Sportklamotten – Baumwollkniestrümpfe und weißes Stirnband – aussieht, als sei er Jamie Lee Curtis’ Aerobic-Drama Perfect entsprungen.
    Und dann ist da ja auch noch Tony, Gott sei Dank. Er motiviert mich nach Kräften und beteuert ständig, ich würde Fortschritte machen – obwohl ich es bei den Bizepscurls in den letzten drei Wochen nicht über die Sieben-Kilo-Hanteln hinausgebracht habe. Er ist mir ein verständnisvoller Mentor, der stets guten Rat in Sachen Gym-Etikette auf Lager hat. »Du darfst die Hanteln nicht so scheppernd fallen lassen«, sagte er einmal. »Damit fällst du unangenehm auf. Die anderen halten dich dann für schwach. Obwohl: Wenn du beim Gewichtheben ordentlich stöhnst und die Hanteln dann scheppern lässt, ist das was anderes. Du musst halt strategisch vorgehen.«
    Alles in allem geht es mir also einigermaßen. Sogar gut. Vielleicht sogar so gut wie seit Highschool-Zeiten nicht mehr.
    Doch jedes Mal, wenn sich eine gewisse Selbstzufriedenheit in mir breitmachen will, lese ich etwas, das mich wieder völlig verunsichert. Hier das Forschungsergebnis, das mir aktuell den Schlaf raubt: Möglicherweise spielt es überhaupt keine Rolle, ob ich neuerdings eine Stunde täglich trainiere oder nicht. Sofern ich die

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