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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Geburtstagskinds eigentlich nicht auf die Idee gekommen, meinen Kindern eine Packung Marlboro und ein paar Rasierklingen zu spendieren? Das wäre mir fast lieber gewesen.
    Seit wir das Fest – eine Mottoparty zum Thema »Sport« – verlassen haben, blasen sie quasi ununterbrochen in ihre Tröten, und langsam habe ich das Gefühl, von meinem eigenen kleinen südafrikanischen Fußballfanclub verfolgt zu werden. Kurz bevor die Vorspeisen kommen, konfiszieren wir die schrecklichen Dinger dann endlich.
    Unsere Welt ist wirklich ziemlich laut, Mannomann. Seit ich Project Health gestartet habe, fällt mir das erst so richtig auf. Hören Sie doch einfach mal ein Stündchen nur zu. Handys klingeln, Flugzeuge dröhnen, Dieselmotoren tuckern, Fernsehexperten zetern, Drucker summen, und Käse-Nachos krachen zwischen den Zähnen unserer Sitznachbarn im Kino.
    Dank meiner Gesundheitsrecherche weiß ich, dass es sich hier keinesfalls um ein unbedeutendes Ärgernis handelt. Weit gefehlt. Lärm ist das meist unterschätzte Gesundheitsrisiko der modernen Welt. Er schädigt nicht nur das Gehör, sondern auch Hirn und Herz. Lärm ist wie Passivrauchen für die Ohren. Manche Leute drücken sich sogar noch drastischer aus: Für sie ist Lärm nichts anderes als akustisches Senfgas.
    Dabei findet Lärmverschmutzung längst nicht so viel Beachtung wie die Top Ten unter den Krankheiten und Krankheitserregern. Es gibt keine Paraden, keine Ansteckschleifchen und auch keine Promis, die sich öffentlich engagieren. Und dennoch hat eine Handvoll mutiger, wenngleich leicht exzentrischer, Kreuzzügler der allgegenwärtigen Lärmbelästigung den Kampf angesagt. Zu ihnen gehört auch Arline Bronzaft, Professorin für Psychologie an der City University of New York und so etwas wie die Jeanne d’Arc der Antilärmbewegung. Ich darf sie in ihrer Wohnung in der Upper East Side besuchen.
    Arline, eine zierliche Frau mit kurzgeschnittenem braunen Haar, lebt in einer Wohnung, in der erwartungsgemäß kaum etwas vom New Yorker Verkehrslärm zu hören ist. Überall hängen Fotos ihrer geliebten Yankees und ihres ebenso geliebten Enkels. Bei dessen Bar Mitzwa war kürzlich eine angenehm zurückhaltende fünfköpfige Band für das musikalische Begleitprogramm zuständig. »Meine Tochter hat den Musikern gesagt: ›Wenn ihr zu laut spielt, werde ich von meiner Mutter enterbt‹«, erzählt Arline.
    Wir sitzen in ihrer kleinen Küche und reden über Lärm.
    Welche Folgen haben sie nun eigentlich genau, die Dezibelmassen, mit denen wir beschallt werden?
    »Das offensichtlichste Problem sind lärmbedingte Gehörschäden«, antwortet Arline.
    Damit laufen allein in den USA circa 26 Millionen Menschen herum. Und dank der flächendeckenden Verbreitung von Ohrhörern werden es bald noch mehr sein.
    Doch auch ohne diese Stöpsel in den Ohren lässt das Gehör im Laufe unseres Lebens allmählich nach, weil die Leistungsfähigkeit der sensorischen Haarzellen in der Gehörschnecke sinkt. Babys können Frequenzen bis 20 000 Hertz wahrnehmen; der Hörbereich eines Erwachsenen hingegen endet normalerweise bereits bei durchschnittlich 16 000 Hertz. Die Hörkraft schwindet zuerst in den oberen Frequenzbereichen. Unser Ohr bringt also Frauen- und Kinderstimmen als Erstes zum Schweigen – da könnte man glatt meinen, Gott sei ein direkter Verwandter des Komikers und ausgewiesenen Kinder-, Tiere- und Frauenhassers W. C. Fields.
    Schwerhörigkeit ist schlimm genug, aber bei weitem nicht das gravierendste Problem. Denn Lärm hat auch erstaunlich große Auswirkungen auf den Stresspegel, das Herz-Kreislauf-System und die Konzentrationsfähigkeit. Und zwar aus evolutionsgeschichtlichen Gründen. Für unsere Vorfahren aus der Steinzeit bedeutete ein lautes Geräusch Gefahr. Schlechtgelauntes Mammut im Anmarsch oder dergleichen. Lärm löst die berühmt-berüchtigte Fight-or-Flight-Reaktion aus, die den Körper mit Adrenalin überflutet und den Blutdruck in die Höhe treibt.
    Nun werden wir heutzutage quasi permanent mit lauten Geräuschen bombardiert und kommen deshalb aus dem Angriff-oder-Flucht-Modus überhaupt nicht mehr raus. Eine Studie ergab, dass Menschen an einem Arbeitsplatz mit hoher Lärmbelastung zwei- bis dreimal so häufig an einem Herzleiden erkranken wie Menschen, die in einer ruhigen Umgebung arbeiten. In seinem Buch In Pursuit of Silence zitiert George Prochnik die Schätzung eines ehemaligen Mitarbeiters der Weltgesundheitsorganisation, nach der »jährlich etwa 45

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