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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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abzudecken.
    »Was machst du da, Papa?«, fragt Lucas.
    »Die Sachen sind alle kaputt. Ich repariere sie«, sage ich, was in gewisser Weise nur halb gelogen ist.
    Die Aktion ist ein durchschlagender Erfolg, jedenfalls aus meiner Sicht. Ententanz-Elmo will zwar immer noch, dass wir »jetzt alle mit den Flügeln schlagen«, aber er klingt, als sei er in der Badewanne abgesoffen. Was ich persönlich ihm auch von Herzen wünsche.
    Der zweite Punkt auf meiner Liste: Ohrenschutzmaßnahmen. Im Ear Plug Superstore bestelle ich wiederverwendbare Silikonohrstöpsel, Modell SilentEar. Eine Woche lang habe ich sie im Einsatz. Aber sie fallen mir ständig aus den Ohren, sodass ich auf Schritt und Tritt eine Spur orangefarbener Bröckchen hinterlasse. Also investiere ich in einen QuietComfort-Kopfhörer von Bose. Er kostet blutdrucksteigernde 300 Dollar.
    Im Flugzeug, auf einer Dienstreise nach Atlanta, probiere ich ihn erstmals aus. Ich lasse ihn über meine Ohren gleiten, schalte auf »on« und höre … immer noch so einiges. Zum Beispiel den Signalton, der das »Bitte anschnallen«-Zeichen begleitet. Doch der Kopfhörer reduziert den Geräuschpegel von, sagen wir mal, zehn auf sieben. Alles dringt nur gedämpft zu mir durch, wie im Traum. Oder wie damals im Mutterleib.
    In den folgenden Wochen trage ich den Kopfhörer immer öfter. Jetzt gerade habe ich ihn auch auf. Große, schwarzsilberne Ohrenschützer, mit denen ich aussehe wie ein Gepäckabfertiger auf dem Vorfeld des Flughafens JFK .
    Ich trage das Ding, wenn ich arbeite, wenn ich die Kinder von der Schule abhole, wenn ich mir die Zähne putze. Dann und wann fragt mich jemand: »Was hörst du gerade?« – »Ach, nur The Sound of Silence «, antworte ich dann immer.
    Julie nennt mich inzwischen Lionel Richie, weil ich aussehe, als sei ich nach der Aufnahme von We are the World gerade aus dem Studio zurück nach Hause gekommen. Ich bin mir jedenfalls zu 95 Prozent sicher, dass sie mich Lionel Richie nennt. Denn des Öfteren bekomme ich ein Wort überhaupt nicht mit, ähnlich wie bei einer schlechten Skype-Verbindung nach Ecuador. Doch in der Regel kann ich mich mit einer Kombination aus Nicken und Lächeln aus der Affäre ziehen. Ein freundliches Nicken verfehlt nie seine Wirkung.
    Unterm Strich ist der Kopfhörer aber auch keine Patentlösung. Neulich hatte ich ihn auf, als Julie und ich meinen Freund John besuchen wollten.
    »Bitte nimm ihn ab«, sagte Julie, als wir vor dem Aufzug warteten.
    »Warum?«
    »Er sieht bescheuert aus.«
    »Er ist dasselbe wie eine Sonnenbrille. Er schützt meine Ohren. Eine Sonnenbrille schützt die Augen. Dasselbe Prinzip: Schädliche Reize werden abgeblockt. Weshalb sind Sonnenbrillen dann cool und Kopfhörer bescheuert?«
    »Nimm ihn bitte ab.«
    Ich tat, wie mir geheißen.
    Gleichzeitig spornte mich dieser kleine Disput dazu an, Julie zu beweisen, wie gefährlich laut es in unserem Leben zugeht. Also bestellte ich im Internet ein Dezibel-Messgerät. Es erinnert entfernt an ein altmodisches Fieberthermometer. Ich trage es überall mit mir herum und hole es ständig verstohlen aus der Tasche, um mit wissenschaftlicher Akribie Lärmproben zu nehmen.
    Hier einige meiner Messungen. Bitte beachten Sie, dass ein Dezibelpegel über 85 – das entspricht in etwa dem Geräusch eines Laubbläsers – dauerhafte Gehörschädigungen verursachen kann.

Dave & Buster’s Restaurant und Spielhalle am Times Square: 102 Dezibel,
die C-Line der New Yorker U-Bahn bei der Einfahrt in die Station: 110 Dezibel,
Zanes Wutanfall, weil er die letzten fünf Minuten von Sesamstraße verpasst hat: 91 Dezibel,
Julie in einer Auseinandersetzung darüber, dass ich angeblich ihr Time Magazine verlegt hätte: keine Messdaten vorhanden. Immer wenn ich meinen Dezibelmesser in die Nähe ihres Mundes brachte, sagte sie keinen Mucks mehr. Wie meinte doch Werner Heisenberg so schön: Wir können nicht beobachten, ohne das zu beobachtende Phänomen zu stören.
    Check-up: Monat 3
Gewicht: 76,2 kg
Maximale Liegestütz-Leistung: 34
Spaziergänge im Park: 8
Blutdruck: 115/75 mmHg
    Einer Studie der University of Manchester zufolge kann der Einsatz meines Kopfhörers auch dazu führen, dass mir mein Essen besser schmeckt. Hintergrundgeräusche während der Mahlzeit setzen offenbar die Leistungsfähigkeit der Geschmacksknospen herab. Was wiederum einer der Hauptgründe dafür ist, dass die Lasagne, die man im Flieger serviert bekommt, in der Regel wie Wellpappe schmeckt.
    Für mein

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