Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
Vom Netzwerk:
Lebensverlängerung ist inzwischen kein völlig exotisches Randphänomen mehr. Sie steht nicht mehr auf einer Stufe mit der Suche nach dem Yeti und dem Traum von der kalten Fusion. Sie ist nur noch ein bisschen exotisch. Warum also nicht gelegentlich in kleinen Unsterblichkeitsfantasien schwelgen – wo die doch inzwischen sogar von ein paar bahnbrechenden medizinischen Erkenntnissen gestützt werden?

KAPITEL 8
    Das Nervensystem
    Von der Hoffnung, dass der Schmerz nachlässt
    Neulich habe ich mir die Schulter gestoßen. Es passierte, als ich eine Rigipsplatte aus der Wohnung schleppte. Jedenfalls behaupte ich das, wenn mich jemand fragt. Weil ich mir nämlich den Spott ersparen will, der sich über mich ergießen würde, wenn ich die Wahrheit sagte: dass ich mir die Schulter beim Kanufahren wehgetan habe. Auf Wii.
    Ja, feixen Sie nur. Machen Sie sich ruhig über meine offensichtliche Unsportlichkeit lustig. Schließlich ging es noch nicht einmal um eine von diesen ausgesprochen männlichen Wettkampf-Sportarten wie etwa Wii-Football oder Wii-Rugby. Wii-Kanufahren ist eher als Entspannungsprogramm gedacht. Aber ich paddelte ziemlich heftig, um möglichst viele Kalorien zu verbrennen. In einem rasanten Slalomkurs umrundete ich die gelben Bojen und dann … an der blöden Wii-Fernbedienung lässt sich nun mal kein Widerstand einstellen. Also habe ich mir die Schulter gezerrt. Zu meiner Verteidigung sei allerdings gesagt, dass ich beileibe nicht das einzige Wii-Opfer bin. Eine simple Google-Recherche fördert Dutzende Beiträge zum Thema zutage. Unter anderem die Empfehlung eines Orthopäden, jeglicher Wii-Aktivität ein paar Dehnübungen vorausgehen zu lassen.
    Obendrein erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass die Schulter ohnehin ein besonders verletzungsanfälliger Körperteil ist. Schließlich handelt es sich um ein Kugelgelenk. Was bedeutet, dass es größtmögliche Bewegungsfreiheit bietet – um den Preis, dass Sehnen, Bänder und Muskulatur besonders gerne durch falsche Bewegungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
    Meine Schulterverletzung hat mich dazu gebracht, diesen Monat der Erforschung des Schmerzes zu widmen. Wie entsteht er – und vor allem: Wie wird man ihn wieder los?

    Erste grundlegende Erkenntnis: Gott sei Dank wurde ich geboren, als schmerzstillende Mittel bereits erfunden waren. Die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung lebt wie selbstverständlich ein weitgehend schmerzfreies Leben. Das war längst nicht immer so. Der Schmerz war uns über weite Strecken der Menschheitsgeschichte ein ebenso treuer wie furchtbarer Begleiter.
    Stellen Sie sich bloß einmal vor, wie grauenhaft operative Eingriffe gewesen sein müssen, als es noch keine Narkose gab. In ihrem spannenden Buch The Pain Chronicles schreibt Melanie Thernstrom, dass sich die Ärzte in früheren Zeiten weigerten, für anstehende Operationen ein Datum zu verkünden. Sie kreuzten einfach eines Tages für eine Überraschungs- OP im Hause ihrer Patienten auf. Sonst hätten die sich noch in der Nacht zuvor das Leben genommen. Ja, so schlimm war das damals.
    Thernstrom zitiert Fanny Burney, eine britische Schriftstellerin, der 1810 eine Brust entfernt wurde (übrigens von Napoleons Leibarzt). Burney haben wir die höchst realistische Schilderung einer Operation im Prä-Anästhesie-Zeitalter zu verdanken. Vorsicht, die Lektüre könnte örtliche Betäubung erfordern:
»Es war ein Grauen, das jedes vorstellbare Ausmaß überstieg … Als der schauderhafte Stahl meine Brust durchdrang, durch Venen, Arterien, Fleisch und Nerven schnitt … entrang sich meiner ein Schrei, der während des gesamten Einschnitts andauerte, fast bin ich erstaunt, dass er nicht noch immer in meinen Ohren widerhallt! … Als der Schnitt vollzogen war und das Messer sich von der klaffenden Wunde entfernte, schien mir der Schmerz keinesfalls geringer, denn die Luft, die so plötzlich über diesen empfindlichen Bereich strömte, fühlte sich an wie Hunderte winziger spitzer Dolche … Und wieder spürte ich die Klinge in mich eindringen; gewaltsam vollführte sie eine Drehung gegen die Faser, gegen den erbitterten Widerstand des Fleisches, der die Hand des Arztes ermüden ließ … Und dann dachte ich wahrhaftig, ich müsse nun sterben.«
    Selbst nachdem die Anästhesie erfunden worden war, wurde sie nicht immer angewendet. Schmerz galt nämlich als etwas völlig Natürliches. Während der Arbeit an meinem Bibel-Buch stieß ich auf eine absurde Kontroverse, die im 19.

Weitere Kostenlose Bücher