Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
das Wasser getan?«, fragt Julie.
»Dieser Duft fördert maßgeblich die Durchblutung des weiblichen Intimbereichs, das hat eine Studie ergeben«, sage ich.
Julie schnuppert. »Keine Ahnung, wonach das riecht.«
»Lakritzstäbchen und Salatgurke«, sage ich.
Zuvor hatte ich fünf Lakritzstäbchen und drei Scheiben Gurke in ein Glas Wasser gelegt und das Wasser dann in die Sprühflasche gefüllt.
»So was haben die echt in einer Studie getestet? Lakritzstäbchen und Salatgurke? Und ausgerechnet die Kombi soll’s bringen?«
»Das ist wissenschaftlich bestätigt.«
»Und was sagt die Wissenschaft zu Gummibärchen und Pastinaken?«
»Das wird derzeit noch erforscht.«
Julie ist nicht genervt, nur skeptisch. Möglicherweise zu Recht. Als ich einige Zeit später Leslie Vosshall, Geruchsforscherin an der New Yorker Rockefeller University, darauf ansprach, sagte sie: »Ach, die berühmte Lakritzstäbchenstudie. Sie wurde nie überprüft. Das Thema gehört schließlich nicht unbedingt zu den dringendsten Anliegen der biomedizinischen Grundlagenforschung.«
Hier nun also die traurige Nachricht: Die Wirkung fast aller Aphrodisiaka ist aus wissenschaftlicher Sicht zweifelhaft. Zwar gibt es einige wenige Indizien dafür, dass die tägliche Einnahme von rotem Ginseng möglicherweise geringfügig libidosteigernd ist. Und eine Meta-Analyse kommt zu dem Schluss, dass geriebene Macawurzel und Safran ähnlich wirksam sein könnten. Doch alles in allem hat die Wissenschaft den Triebcode nicht geknackt. Noch nicht. Aber vielleicht ist es irgendwann so weit. Zu Beginn der Woche hatte ich mich mit der Bitte um aphrodisischen Rat an Dr. Helen Fischer gewandt, Professorin an der Rutgers University, Autorin des Buches Warum wir lieben – die Chemie der Leidenschaft und ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet. Sie schrieb mir zurück:
»Nur ganz wenige Substanzen können tatsächlich als Aphrodisiaka bezeichnet werden: Testosteron und möglicherweise auch Dopamin.«
Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass bestimmte Nahrungsmittel oder Alkoholika die Libido stimulieren. Das Sexualhormon Testosteron hingegen hat exakt diese Wirkung. Es ist heutzutage als Injektion, Hautpflaster oder Creme erhältlich.
Alternativ verschreiben die Ärzte häufig Dopamin, ein neuronaler Botenstoff, der Wohlgefühl auslöst. Dopamin vermag die Libido offenbar ebenfalls zu stimulieren, allerdings nicht direkt, sondern indirekt, indem es die Testosteronproduktion anregt. Die Wirkung beider Substanzen ist eng miteinander verknüpft.
Wenn Sie also auf der Suche nach einem »natürlichen Aphrodisiakum« sind – unternehmen Sie mit Ihrer Partnerin einfach etwas Aufregendes. Alles, was neu und ungewohnt ist, Spannung und Nervenkitzel mit sich bringt, steigert die Dopaminausschüttung im Hirn.
Vergessen Sie die ganzen »aphrodisischen Nahrungsmittel« und fahren Sie lieber zusammen weg. Schauen Sie sich eine Gegend an, die Sie beide noch nicht kennen – dann schafft der Reiz des Unbekannten, was Austern und Erdnussbutter garantiert nie hinbekommen.
Unser nächster Urlaub steht noch in den Sternen; mit kleinen Kindern ist man nicht sonderlich mobil. Also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.
Ergebnis eines kleinen Brainstormings: Julie liebt Achterbahnen. Achterbahnen sind aufregend. Fürs iPhone gibt es eine unglaublich lebensechte 3D-Achterbahn-App.
Als ich Julie die App zeige, wirft sie mir einen Blick zu, dessen Bedeutung ich hier in einer diplomatisch aufbereiteten Zusammenfassung wiedergebe: »Ich weiß deine Bemühungen sehr zu schätzen. Aber so geht das nicht. Steck dein iPhone wieder ein.« Was ich dann auch getan habe.
»Also gut. Dann lass uns ein paar Kalorien verbrennen«, sage ich zu Julie.
Ich weiß, ich weiß. Das ist nicht gerade die hohe Schule der Verführungskunst.
Aber ich will Julie daran erinnern, dass Sex unter Umständen auch ein prima Work-out ist. Was ich sogar durch solide Daten untermauern kann. Zwei Wochen zuvor habe ich nämlich ein Sport-Gadget mit dem schönen Namen Fitbit gekauft. Das ist ein schwarzer, etwa pommesgroßer Aktivitätsmesser, den man am Hosenbund trägt. Er ist drahtlos mit dem Internet verbunden, und mit Hilfe der aufgezeichneten Bewegungsdaten lässt sich der tägliche Kalorienverbrauch errechnen.
Um diese Berechnungen zu erleichtern, listen Fitbit und andere Weightcoaches auf ihren Websites diverse Aktivitäten samt dazugehörigem Kalorienverbrauch pro Stunde auf. Es sind lange Listen. Denn
Weitere Kostenlose Bücher