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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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imaginäre Behandlungserfolge erzielt. Placebos sind das wahrscheinlich wirksamste Arzneimittel aller Zeiten. Sie haben schon mehr Schmerzen gestillt als Aspirin, Opium und Eisbeutel zusammen.
    Mit Placebos lassen sich Dutzende Krankheiten und Leiden erfolgreich behandeln. Natürlich helfen sie gegen Schmerzen, aber auch gegen Husten, Depression, Magengeschwüre und viele andere Gebrechen. Ihre Wirksamkeit liegt bei etwa 30 Prozent.
    Ein Wert, der bei Kindern wesentlich höher ist. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell ein kleiner Streifen klebriges Plastik Kinderschmerz zu heilen vermag. Im einen Moment brüllt Lucas noch wie am Spieß, weil jemand ihm auf den Finger getreten ist – doch kaum klebt ein SpongeBob-Pflaster auf seinem kleinen Finger, strahlt er schon wieder. Meine Söhne glauben so sehr an die magische Heilkraft von Pflastern, dass sich damit ihrer Überzeugung nach so ziemlich jedes Problem lösen lässt. Als vor ein paar Jahren eine Sicherung in unserem Fernseher durchbrannte, klebte Jasper ein Pflaster auf den Bildschirm in der Hoffnung, ihn damit wieder zum Leben erwecken zu können.
    Wenn man die Köpfe meiner Söhne von innen betrachtete, würde man im Gehirn die starken Veränderungen erkennen, die die Placebopflaster hinterlassen haben. Es sind dieselben Veränderungen, die die Einnahme von Schmerzmitteln hervorrufen würden. In dem Zusammenhang schreibt Melanie Thernstrom in The Pain Chronicles : »Im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 2005 unter Leitung von Dr. Jon-Kar Zubieta von der University of Michigan Medical School wurde den Probanden eine Salzwasserlösung in den Kiefer injiziert, die ein unangenehm brennendes Gefühl verursachte. Mit einem bildgebenden Verfahren wurde die Aktivität der Hirnareale untersucht. Anschließend erhielten die Teilnehmer ein Placebo mit dem Hinweis, es handele sich um ein schmerzstillendes Mittel. Es ging ihnen sofort besser. Eine weitere Untersuchung der Hirnaktivitäten lieferte die entsprechende Erklärung: Genau die Areale leuchteten auf, die für die Ausschüttung körpereigener Opioide (Endorphine, Enkephaline und Dynorphine) verantwortlich sind. Unechte Schmerzmittel veranlassten das Gehirn gewissermaßen dazu, echte Schmerzmittel auszuschütten.«
    Je nach Sichtweise ist das faszinierend – oder aber ganz schön deprimierend. Ein Gutteil der ärztlichen Kunst ist also bloßer Schein und unser Gehirn eine Art Hütchenspieler, der unseren Körper an der Nase herumführt.
    Aber ich sehe das nicht so. Ich für mein Teil finde den Placebo-Effekt uneingeschränkt großartig. Denn er bedeutet: Wenn man etwas gegen seine gesundheitlichen Beschwerden unternimmt – und zwar ganz egal was –, geht es einem danach tendenziell besser. Hauptsache, man kriegt seinen schmerzenden Hintern hoch.
    Ja, ich bin ein so großer Placebofan, dass ich unsere Hausärztin – eine Frau, die mit Mätzchen nichts am Hut hat – darum bat, sie mir zu verschreiben.
    »Geben Sie mir für die eine Hälfte der Behandlungszeit ein echtes Medikament, und für die andere Hälfte ein paar Zuckerpillen«, bat ich sie. »Und sagen Sie mir nicht, was was ist.«
    »Das geht nicht«, sagte sie.
    »Warum nicht?«
    »Aus ethischen Gründen.«
    Jammerschade. Ich mache dafür die Frau verantwortlich, die 1890 von ihrem Arzt Kochsalzlösung anstatt Morphium gespritzt bekam und ihn daraufhin erfolgreich verklagte, obwohl das Placebo wirkte.
    In diesem Zusammenhang gilt es übrigens festzustellen, dass Placebo nicht gleich Placebo ist. Studien belegen, dass die Wirkung eines Scheinmedikaments bereits von seiner Form und Größe beeinflusst werden kann. Kapseln sind wirksamer als Tabletten. Placebopillen können erfolgreicher als Beruhigungsmittel eingesetzt werden, wenn sie blau eingefärbt sind, weil blau Assoziationen mit Nachtruhe weckt. Rosafarbene Tabletten hingegen wirken besonders gut als Anregungsmittel. (Außer bei italienischen Männern; dort ist es genau umgekehrt. Die Erklärung der Forscher? Blau ist die Farbe der italienischen Fußball-Nationalmannschaft, und schon allein die Farbe macht die Fußballfans unter den Placeboschluckern ganz kribbelig.) Injektionen können Schmerzen besser lindern als Tabletten.
    Kurz gesagt: Je ausgeklügelter die Scheinbehandlung, desto wirksamer ist sie. Und genau das ist meiner Ansicht nach auch das Erfolgsgeheimnis zahlreicher Behandlungsverfahren der Alternativen Medizin. Nehmen wir zum Beispiel das Schröpfen. Bei dieser Methode wird Luft in

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