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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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in der Hinsicht ja skeptisch.

Als Anhänger des Cartesianischen Dualismus mit seiner Trennung zwischen Organismus und Seele konnte ich mir nicht vorstellen, dass Stress als quasi rein geistiges Phänomen wirklich so üble Folgen für den Körper haben kann. Doch inzwischen weiß ich es besser. Stress ist nicht vergleichbar mit Auren und Schwingungen. Ein Mount Everest an Daten und Untersuchungen belegt, dass Stress alles mögliche Unheil im Körper anrichten kann.
    Der Begriff »Stress« wurde, so schreibt die Psychologin Dr. Esther Sternberg in ihrem Buch Heilende Räume – warum Krankenhäuser krank und Büros müde machen, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts von dem ungarischen Endokrinologen Hans Selye geprägt. Er war so besessen von seiner These, dass er die Strukturformel des Stresshormons Cortisol in den Türsturz über seinem Hauseingang einritzen ließ.
    Wie viele andere Körpervorgänge war auch Stress in der Steinzeit eine nützliche Reaktion. Er erhöht die Herzschlagfrequenz und damit kurzfristig auch die Laufgeschwindigkeit und Kampfbereitschaft. Für kurze Zeit kann Stress sogar die Krankheitsanfälligkeit reduzieren: Im Rahmen einer im Journal of Clinical Immunology veröffentlichten Studie wurden bei Fallschirmspringern kurz vor dem Sprung die Immunzellen im Blut gemessen. Der Anteil krankheitsbekämpfender natürlicher Killerzellen war um 34 Prozent höher als der Normalwert.
    Langfristig jedoch wird das Immunsystem durch die Verengung der Blutgefäße, die die Beschleunigung des Herzschlags hervorruft, in seiner Funktion beeinträchtigt. Für den modernen Durchschnittsmenschen bedeutet das: je mehr Sorgen, desto größer die Krankheitsanfälligkeit. In einer der zahlreichen Studien zum Thema stellten Forscher fest, dass bei Studenten im Examen kleine Wunden im Mund um 40 Prozent langsamer heilten.
    Also spielt die Psyche im Zusammenhang mit physischen Erkrankungen zweifellos eine Rolle. Diese Erkenntnis hat allerdings ein Riesenproblem im Schlepptau: Wir sind versucht, dem Patienten die Schuld für sein Leiden in die Schuhe zu schieben. Wenn du nicht immer so schlechte Laune hättest, ginge es dir gleich besser! Du kannst gesund werden, wenn du es nur willst! Allein durch die Kraft deiner Gedanken/Gebete! Reiß dich einfach mal ein bisschen zusammen!
    Meine ursprüngliche Skepsis gegenüber der Psychosomatik war auf genau diese Gefahr zurückzuführen. Die Theorie über die körperlichen Auswirkungen von Stress und Stimmungslagen hat zwangsläufig einen Beigeschmack von The Secret – das Geheimnis , dem meines Erachtens nach blödsinntriefenden Bestseller von Rhonda Byrne, die in ihrem Buch behauptet, Krebskranke könnten die bösen Zellen einfach aus ihrem Körper herauswünschen. Dabei ist der Rat, »Sorgenfalten in ein Lächeln zu verwandeln«, so ziemlich das Letzte, was ein Melanom-Patient braucht.
    Robert Sapolsky, Autor der großartigen Stressfibel Warum Zebras keine Migräne kriegen. Wie Stress den Menschen krank macht, kritisiert diese Einstellung als typische »Sündenfallphilosophie« nach dem Motto, Krankheit sei »die Strafe Gottes für unsere Sünden«.
    Tatsächlich hat die Wissenschaft bisher keinerlei Belege für einen Zusammenhang zwischen Krebs und Stress gefunden. Eine wichtige Feststellung angesichts der Tatsache, dass die meisten Amerikaner vom Gegenteil überzeugt sind. Sapolsky zitiert eine Studie aus dem Jahr 2001, in der die Mehrheit der befragten Patienten der Überzeugung war, Brustkrebs werde nicht durch genetische Veranlagung, Ernährung oder Umweltfaktoren verursacht, sondern durch Stress.
    Doch bei anderen körperlichen Leiden sind die negativen Folgen von Stress nicht von der Hand zu weisen. Der Zusammenhang zwischen Stress und Herzerkrankungen ist wissenschaftlich ziemlich zweifelsfrei erwiesen. Unabhängig davon lassen andere Forschungsarbeiten den Schluss zu, dass wir unsere Stressanfälligkeit zumindest in gewissem Maße kontrollieren können.
    Mich persönlich saugen diese Fakten direkt hinein in einen schrecklichen Sorgenstrudel: Wenn ich mir zu viele Sorgen mache, erhöhe ich dadurch die Wahrscheinlichkeit, an einem Herzleiden zu erkranken. Also sorge ich mich, ich könnte mir zu viele Sorgen machen. Was meine Sorgen vergrößert. Und mich mit der Sorge erfüllt, mein persönliches Herzkrankheitsrisiko noch weiter zu erhöhen. Ich brauche dringend Hilfe.
    Hi hi hi, ha ha ha!
    Für diesen Montagabend habe ich mir den Besuch eines Lachclubs

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