Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
prima, muss aber nicht sein.
Wie viele Ballaststoffe sollte meine Nahrung enthalten ?
Jede Menge. Das Institute of Medicine empfiehlt 30 Gramm pro Tag. Was gar nicht so einfach zu befolgen ist. Ein Apfel – immerhin eines der ballaststoffreichsten Nahrungsmittel – bringt es gerade mal auf drei Gramm.
Ab welchem Alter sollte ich mich einer Darmspiegelung unterziehen, damit krankhafte Veränderungen des Darms rechtzeitig erkannt werden können?
Normalerweise ab 50, es sei denn, die familiäre Vorgeschichte deutet auf ein erhöhtes Risiko hin (was bei mir Gott sei Dank nicht der Fall ist).
Sollte ich mir den Po im Stehen oder eher im Sitzen abwischen ?
Im Sitzen, denn dann fällt die Reinigung gründlicher aus, sagt er.
Sind Darmspülungen empfehlenswert?
»Sie bringen nichts, aber schaden tun sie wahrscheinlich auch nicht.« Darmspülungen waschen angeblich Gifte aus dem Darm, die sich im Laufe der Zeit dort ansammeln. Es gibt jedoch kaum wissenschaftlich fundierte Anhaltspunkte dafür, dass diese Behandlung tatsächlich in irgendeiner Form gesundheitsfördernd ist. (Im Rahmen von Project Health habe ich übrigens eine Darmspülung durchführen lassen, mich jedoch letztlich dagegen entschlossen, an dieser Stelle ausführlicher darüber zu berichten. Ich fand die Prozedur weder nützlich noch erkenntnisbringend. Aber ich verrate Ihnen immerhin, wie sie sich anfühlte: exakt so, als bekäme man einen Schwall Wasser in den Hintern gejagt.)
Hocken oder Thronen?
Dr. Gottesmans »Du-sollst-auf-der-Toilette-nicht-lesen«-Gebot ist ein (wenn auch unliebsamer) guter Rat. Doch je mehr ich mich mit der Materie beschäftige, desto klarer wird mir, dass diese Maßnahme nur die halbe Miete ist.
Maximal gesundheitsförderndes Toilettenverhalten würde erfordern, dass ich nicht mehr sitze, sondern hocke.
Zum ersten Mal erfuhr ich von den Segnungen des Hockens durch Vlad, den Rohfleisch essenden Steinzeitmenschen, der sich über meine Brustmuskulatur ausließ. Er teilte mir mit, er steige beim Toilettengang grundsätzlich auf die Klobrille und gehe dann in die Hocke. Ich als Novize auf diesem Gebiet sollte hingegen, so riet er mir fürsorglich, im Internet eine Apparatur erstehen, die mir hilft, die richtige Position zu finden.
Ich tat seine Toilettenbenutzungs-Belehrung zunächst ab als typisches Paläo-Geschwafel. Doch zu meinem großen Erstaunen musste ich feststellen, dass es wissenschaftliche Belege für die Vorzüge des Hockens gibt. Ich schrieb eine E-Mail an Dr. Gottesman, und auch er bestätigte diese Theorie. Die Sitztoilette ist schließlich eine relativ neue Erfindung. Es gibt sie erst seit dem 16. Jahrhundert, wie der Autor und Neurowissenschaftler Daniel Lametti in einem ultimativen Beitrag zum Thema schrieb, den er für das Online-Magazin Slate verfasste. Lametti zitiert darin einen Proktologen, der im Time Magazine sagte: »Wir sind nicht dazu geschaffen, auf Toiletten zu sitzen; wir sind dazu geschaffen, uns in die Wiese zu hocken.«
Sitzen verursacht mehr Druck auf den Enddarm und seine Blutgefäße als Hocken und fördert so die Herausbildung von Hämorrhoiden. Zahlreiche Studien haben sich mit dem Thema befasst. Ein israelischer Wissenschaftler teilte seine Probanden in zwei Gruppen ein: Die eine hockte sich über einen Plastikbehälter, die andere setzte sich auf eine hohe Toilette. Die Hocker benötigten durchschnittlich 51 Sekunden für die Darmentleerung, die Throner 130. Darüber hinaus fiel den Hockern die Verrichtung ihrer Notdurft leichter.
Waschechte Hock-Fans behaupten, diese Haltung schütze auch vor Krebs und Morbus Crohn – eine These, die allerdings noch nicht bewiesen ist.
Ich für mein Teil folgte dem Rat von Vlad, suchte im Internet nach einer Hock-Hilfe und fand schließlich eine Apparatur namens »Nature’s Platform«. Die Nachfrage war offenbar groß, denn die Website warnte: »Derzeit nicht am Lager«.
Ich bestellte trotzdem, und einige Tage später traf Nature’s Platform bei uns zu Hause ein. Die Plattform besteht aus einem klappbaren Metallrahmen, auf dem ein weißes Plastikbrett mit einem volleyballgroßen Loch in der Mitte befestigt wird. Man montiert Nature’s Platform, stülpt sie über die Toilette, klettert herauf, hockt sich hin – und macht damit im Grunde nichts anderes, als eine moderne westliche Spültoilette in ein Dritte-Welt-mäßiges Loch im Boden zu verwandeln.
Ich installiere meine Plattform, kurz bevor Julie von einem Treffen nach Hause kommt.
Sie
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