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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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noch mal mehr, wenn hartnäckige Rotweinoder
Fettflecke eine gründliche Reinigung nicht mehr möglich machen. Herrje, die Leute können sich doch mit einer Papierserviette die Reste aus der Visage schmieren oder im Vorfeld schon so essen, dass man sie nicht für Neandertaler aus dem Mittelpaläolithikum halten muss wie in
Am Anfang war das Feuer
, der zu Beginn der Achtziger erstmals gezeigt wurde. Am bescheuertsten an diesem Film fand ich die Szene, in der ein Säbelzahntiger unter einem Baum liegt und darauf wartet, dass der Mensch, der oben in der Baumkrone hockt, endlich einschläft und runterfällt, damit er vom Tiger gefressen werden kann. Die Zähne des Säbelzahntigers waren übrigens so lang wie Säbel, daher wahrscheinlich der Name. Jedenfalls haben sie in
Am Anfang war das Feuer
nicht gegessen, sondern gefressen und geschmatzt dabei. Vielleicht hat der Serviettenverleiher den Film auch geschaut und wollte Vorsorge treffen. Ach, es kann mir doch auch egal sein.
    Ich schaue noch ein bisschen weiter. Einen Kostenvoranschlag für eine sogenannte Taubenmiete finde ich auch. Weiße Tauben werden aus dem Heimatschlag, in diesem Fall aus Fröhden, angekarrt, wer will, kann auch Handtauben bekommen fürs Foto, und dann fliegen irgendwie alle hoch, und die Gesellschaft freut sich, weil das ein Zeichen der Liebe und der Reinheit ist. Und man kann all seine Wünsche und Träume mit auf die Reise schicken. Aber werden die Tauben später nicht wieder eingefangen? Und soll man seine Träume dann begraben? Jedenfalls trägt dann noch jemand ein Gedicht vor, es darf wieder fotografiert werden, und der ganze Spaß kostet, wenn man so um die zwanzig Tauben braucht, hundertachtzig Euro. Und da steht auch noch:
    Im Zusammenhang mit den Maßnahmen der Bundesregierung und der Länder machen wir darauf aufmerksam, dass von den ak tuellen Schutzvorkehrungen Tauben nicht betroffen sind. Tauben zählen nämlich nicht zu dem von der neuen Verordnung erfassten Geflügel. Der Grund hierfür ist, dass von Tauben, insbesondere von Brieftauben, kein Übertragungsrisiko ausgeht. Im Gegensatz zu
Wasservögeln und Hühnern sind Tauben gegen das Vogelpestvirus unempfindlich. (Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e. V./Horst Menzel – Präsident)
    Ich muss diesen Kram später löschen, wie peinlich ist denn das, so etwas auf dem Desktop abgespeichert zu haben?
    Hier gibt es Fotos von Männern, die einen ockerfarbenen Kummerbund tragen. Seiten von Floristen. Das dumme Gesicht eines Hochzeitsplaners, der einem verspricht, alles dafür zu tun, dass man ihn nie vergessen wird. So wie es da steht, könnte man meinen, man würde IHN nie vergessen, was bei der Hackfresse sowieso niemandem gelingen wird, aber er will natürlich auf »den schönsten Tag im Leben« hinaus.
    Der schönste Tag im Leben. So ein Schwachsinn. Wer heiratet, kann sich meiner Meinung nach sowieso gleich umbringen, was ich persönlich nicht schlecht finde. Die Leute sind total verblendet und hören niemals auf die Menschen, die es gut mit ihnen meinen, sprich, sie sind taub auf dem Ohr, wenn Worte wie »Ehevertrag« »Gütertrennung« oder »man weiß nie, was kommt« fallen. Die ersten drei Tage nach der sündhaft teuren Hochzeit ist auch noch alles wunderbar, das verliebte Paar diskutiert über Möbel fürs Leben und Kinderzimmereinrichtungen, in der verniedlichte Tiere eine große Rolle spielen, über Parkett- oder Laminatböden im Eigenheim. Die beiden Elternpaare verstehen sich wunderbar, sind froh, dass sie so viel gemeinsam haben, in den meisten Fällen Rheuma oder Altersdemenz, planen zu viert erholsame Kuren in Bad Salzuflen, und alles ist herrlich. Ach, ach, und die Kinder, die passen ja so gut zusammen.
    Und dann, ganz bald schon, schleicht sich der böse Alltag ein, und das, was man anfangs am Partner »so süß« gefunden hat, ist unerträglich. War es noch vor gar nicht allzu langer Zeit »so ist Tim nun mal«, ist es nun »ich bring ihn um, wenn er noch ein einziges Mal die Zeitung nach dem Lesen nicht korrekt zusammenfaltet«. Hat man »das ja gewusst, dass Gitti nach dem Heimkommen ihre
Handtasche grundsätzlich aufs Cerankochfeld stellt und den Herd dann anschaltet, weil sie im Vorbeigehen denkt, dass eine Pfanne draufsteht und sie ja Kartoffelpuffer machen will«, möchte man Gitti irgendwann die brennende Handtasche um die Ohren hauen, vom Ärger mit der Versicherung mal ganz abgesehen.
    Bei Annkathrin und Bernie wird es genauso enden, das weiß ich. Ich

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