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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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war von Anfang an gegen diese Verbindung, weil sie unter einem schlechten Stern steht. Die beiden passen nicht zusammen, sie sind so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Aber nein, aber nein. Sogar einen gemeinsamen Versicherungsvertreter haben sie. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Jedenfalls weiß ich, dass sie sich irgendwann in gar nicht ferner Zukunft durch alle Instanzen darüber streiten werden, wem irgendein verdammter Dichtungsring eines kaputten Einmachglases gehört. In einer tragischen Dokumentation auf ARTE wurden mal die Hintergründe einer dreißigjährigen Ehe aufgerollt, in der Mann und Frau durch die Hölle gegangen sind. Passenderweise hieß die Doku
Der dreißigjährige Krieg
. Die zwei haben sich zum Schluss so gehasst, dass sie versucht haben, sich gegenseitig zu meucheln.
Sie
hat versucht, ihn mit Brennnesselbüschen zu Tode zu peitschen, weil sie irgendwo gelesen hatte, dass die Inhaltsstoffe der Nesseln ein schwaches Herz angreifen, und das hatte der Mann. Also das schwache Herz.
Er
hat sie nachts heimlich mit gemörserten Nusskernen eingerieben, weil er sich einen Allergieschock und ein darauffolgendes Ersticken erhoffte. Was mich an dieser Dokumentation am meisten geärgert hat war die Tatsache, dass man am Ende nicht erfahren hat, ob die beiden jetzt immer noch leben oder ob es einer geschafft hat, dem Unheil ein Ende zu bereiten.
    Aber dieses Thema ist sowieso erledigt. Denn Annkathrin ist ja nicht mehr meine Freundin und wird es auch nie wieder sein. Der Zug ist abgefahren, dafür hat sie sich zu viel geleistet. Nun öffne ich das Internet, weil ich nämlich jetzt mal ein wenig recherchieren möchte. Unter anderem interessiert mich, was es mit dieser Diskothek in Schleswig-Holstein auf sich hat. Dabei stolpere ich
über eine Buchbestellung, die Annkathrin wohl für Bernie aufgegeben hat, weil ich nicht glaube, dass sie sich für Ratgeber wie
Risse in Beton und Mauerwerk – Ursachen, Sanierung, Rechtsfragen
interessiert. Ob er das Buch jemals gelesen hat? Diese Frage finde ich spannend genug, weil Bernie, soweit ich weiß, überhaupt nichts liest außer der Bildzeitung.
    Ich surfe herum und suche die Disco, aber ich finde nichts. Nichts. Das finde ich komisch. Sehr komisch. Natürlich gibt es Diskotheken, aber keine, die auch nur ansatzweise so aussieht wie diese Ruine im Wald.
    Sehr merkwürdig, das alles.
    Dann stehe ich auf und laufe ein bisschen durchs Wohnzimmer. Verschiedene DVDs liegen verstreut herum. Richtig, Annkathrin hatte die vor ein paar Wochen mal mitgebracht und mich gebeten, sie bei eBay für sie zu versteigern, wozu ich aber bislang noch nicht gekommen bin. Sie hatte versehentlich alles doppelt bestellt und war zu faul zum Zurücksenden. Auch unverschämt. Ich hätte den Kram versandfertig machen und zur Post bringen müssen, was ich jetzt natürlich nicht mehr tun werde.
    Dann gehe ich zurück zum Laptop und mache das, weswegen ich das Ding überhaupt hochgefahren habe.
    Schnell öffne ich ein leeres Dokument und beginne zu tippen. Dann drucke ich das Getippte aus, falte es zusammen und lege es auf den PC -Tisch, woraufhin ich Laptop und DVDs einpacke und noch ein paar andere Sachen. Und im Auto sind ja noch die Koffer, die ich für die Hochzeit gepackt habe. Es kann losgehen.
    Kurze Zeit später verlasse ich meine Wohnung. Mittlerweile ist es schon hell. Wie schnell doch die Stunden vergehen. Ein neuer Tag ist angebrochen. Ein Tag, ab dem sich viel, viel ändern wird.
     
    Auch bei Helligkeit sieht das Gelände verwahrlost aus, und das Gebäude noch mehr. So, als wäre hier schon sehr lange überhaupt niemand mehr gewesen. Der Boden ist schlammig, und das Haus wirkt, als würde es gleich zusammenkrachen. Vielleicht kann es
damit warten, bis ich direkt darunterstehe, dann wäre das auch erledigt.
    »Das ging ja schnell«, begrüßt mich Anselm, der vor dem Fahrstuhl steht und mit einem weich wirkenden Tuch Modems poliert. Ich werde ihn irgendwann fragen, was es mit den verdammten Modems auf sich hat.
    »Warum bist du nicht bei den anderen?«, will ich wissen.
    »Die sind beim Essen«, sagt er freundlich. »Ich bin schon satt.«
    »Aha«, ich heuchele Interesse. »Was gab es denn?«
    Er schaut mich irritiert an. »Es gibt doch immer dasselbe.« »Wirklich? Nur diesen luftgetrockneten Schinken?«
    »Nein, das ist doch nur Sigruns Hobby. Als sie noch gelebt hat, war sie Bäuerin.«
    »Was?«
    »
Bäu-e-rin
«, wiederholt er langsam und zum

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