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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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meinem Leben. Also, das war so … «
    Das war ein tragischer Fehler. Ich könnte mich ohrfeigen.
    » … das hat mir aber nicht so gut gefallen. Dann wurde ich in einer Disco angesprochen und gefragt, ob ich ein männliches Model werden möchte. Dann war ich also ein männliches Model.« »Ach was.«
    »Ja wirklich, ich bin sehr fotogen. Außerdem klingt das total gut, wenn man sagt: Ich bin Model.«
    Klar. Model ist ein weiter Begriff. So kann sich doch jeder nennen. Die blöden Ischen im Werbefernsehen zum Beispiel, die schwerfällig über einen Rasen latschen und sich dann ächzend auf einen Klappstuhl fallen lassen, woraufhin die beste Freundin angerast kommt und fragt: »Was ist denn heute mit dir los?«, und die Ische antwortet: »Ach, ich übe doch eine sitzende Tätigkeit aus, und in letzter Zeit fühle ich mich irgendwie so aufgebläht«, woraufhin die beste Freundin in ein Haus rennt und mit einer Viererpackung Joghurt wiederkommt, um die der anderen in die Hand zu drücken und zu sagen: »Probier das mal. Das hilft garantiert.« Und die erste Ische studiert ungläubig die Packung und liest laut vor: »
Gut aufgelegt statt aufgebläht
. Prima, das esse ich jetzt nur noch. Danke.« Und die beste Freundin fängt mit ihr gemeinsam an, glockenhell zu lachen, weil ja jetzt alles wieder gut ist. Nicht
für hunderttausend Euro würde ich mir diesen Joghurt kaufen, weil
ich
dauernd denken würde,
jeder
würde denken, ich litte unter chronischer Verstopfung.
    Wir lassen Hamburg hinter uns und kommen dann irgendwann auf die Landstraße, die direkt nach Buxtehude führt.
    »Ach, ein Hofladen!«, ruft Ali verzückt. »Da gibt es lauter frisches Gemüse, direkt vom Erzeuger. Ich finde es gut, wenn man Landwirte unterstützt, die kriegen doch kaum noch was für einen Liter Milch. Und die bieten auch Hausgemachtes an. Sülze und so. Ich liebe Sülze.«
    Was um alles in der Welt hat Hubertus sich bei dieser Idee gedacht? Wie soll dieser forellenfixierte Ali, der noch nicht mal weiß, ob er Ali heißt, sich aber sicher ist, dass er seine Mutter während der Französischen Revolution aus den Augen verloren hat und Marie-Antoinette unannehmbar und gelbe Tischdecken gut findet, wie soll der mir auch nur ansatzweise etwas nützen? Ich würde sehr viel für eine nachvollziehbare Antwort geben. Und dann noch der Heuler, der immer noch an meiner Nackenstütze kaut, ach, was rede ich, der mittlerweile zur Füllung vorgedrungen ist und nun Schaumstoff frisst. Will Hubertus mich umbringen? Das hätte er doch einfacher haben können.
     
    »Hier ist es.« Ich blinke und setze zum Einparken an, aber Ali öffnet schon die Beifahrertür und steigt aus, während das Taxi noch in Bewegung ist, was mich zur Weißglut bringt, weil ein Radfahrer mit vollem Tempo aus einer Hofeinfahrt fährt und gegen die Tür knallt, was zur Folge hat, dass er sich überschlägt und regungslos auf dem Asphalt liegen bleibt. Schönen Dank auch. Jetzt schließt die Tür vielleicht nicht mehr richtig, weil sie sich durch den Aufprall verzogen hat, und ich kann noch in eine Werkstatt fahren. Vielleicht ist der Radfahrer aber auch versichert.
    Ali steht bereits neben dem Gestrauchelten und schreit: »Jemine, jemine, du hast ihn getötet! Sieh nur, wie er daliegt! Ogottogottogott!«
    »Soll er sich halt anders hinlegen«, knurre ich zurück und schaue auf die Uhr. Es ist halb neun. Ich habe einen ganzen Tag und eine ganze Nacht in dieser Gruft zugebracht und bin noch nicht ganz wahnsinnig geworden, nur fast. Welchen Wochentag haben wir? Ich bin völlig desorientiert.
    Der am Boden liegende Radfahrer stöhnt auf.
    »Sind Sie versichert?«, frage ich. Auf diesen Zirkus kann ich gut verzichten. Ich habe eine Mission zu erfüllen.
    Der Mann schluchzt leise. »Ich glaube, mein Bein ist gebrochen.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    Ali sagt: »Himmel, steh uns bei« und versucht, dem Gestürzten aufzuhelfen, was mir absolut nicht in den Kram passt. Dann müssen noch ein Krankenwagen gerufen und Personalien aufgenommen werden, ich werde zum Unfallhergang befragt und was weiß ich nicht noch alles. Für diesen Firlefanz hab ich jetzt keine Zeit. Immerhin stehen zehn Leute auf meiner Liste, und noch nicht einen hab ich gefunden.
    »Er blutet am Kopf!«, brüllt Ali, und nun kommen selbstverständlich neugierige Passanten näher.
    »Hör mal«, fahre ich den Vielleicht-Türken an. »Noch ein Wort, und du blutest auch am Kopf. Lass ihn liegen.«
    »Aber … wir

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