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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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peinlich und sie schneiden sie ab, ziehen sie um
und legen sie aufs Bett, bevor sie die Polizei rufen. Erst wenn sie merken,
dass die Polizisten einen Mord vermuten, sagen sie die Wahrheit. Irgendwie
verständlich. Weil was wirft denn das für ein Licht auf die Eltern, wenn der
Sohnemann ein scheinbar gestörtes Verhältnis zur Sexualität hat? Aber, wie dem
auch sei. Offensichtlich gab es so etwas damals auch schon. Weil nichts, was
auf dem Gebiet der Sexualität heute praktiziert wird, ist wirklich neu. Es wird
jetzt nur viel offener darüber geredet. Da kriegst du manchmal das Gefühl,
selber der eigenartige Typ zu sein, weil du die meiste Zeit deines Lebens
Blümchensex hast. Damals wurden viele dieser Dinge noch tabuisiert. Von daher
war es nicht ganz so verwunderlich, dass der Strobel von dem, was der Fellner
Fritz offenbar so getrieben hatte, ganz schön angewidert war. Vor allem wäre
der Strobel selbst nicht einmal ansatzweise auf die Idee gekommen, sich einen
runterzuholen, wenn eine nackte Frau vor ihm auf dem Bett lag. Vom Rest ganz zu
schweigen. Aber so und nicht anders schilderte die Anna den Tod vom Fritz. Zum
Glück für das Gemüt vom Strobel blieb ihm nicht viel Zeit, um sich über diese
Spielchen Gedanken zu machen, weil die Anna weiterredete. Jetzt, so dachte er,
musste der Teil kommen, in dem es um den Tod ihrer Schwester ging. Es war ihr
anzusehen, dass sie an diese Ereignisse nicht unbedingt erinnert werden wollte.
Trotzdem bemühte sie sich weiterzusprechen. Weil sie dabei weinte, war es für
den Römer sehr schwer sie zu verstehen. Jedenfalls erzählte sie, dass sie laut
geschrien hatte, als der Fritz zusammenbrach, weil sie glaubte, ihn zu stark
gewürgt und damit umgebracht zu haben. Ihre Schwester verfiel ebenfalls in
Panik. Trotzdem versuchte sie, Anna irgendwie zu beruhigen. Draußen vor der Tür
wurde einer ihrer Bewacher auf die Schreie aufmerksam und sah zur Tür herein.
Als er den Fritz auf dem Boden liegen sah, schloss er die Tür von außen ab und
holte den Pavel. Der kam, sah die Bescherung und dachte sofort, dass die
Mädchen den Fritz getötet hatten. Ich meine, im Grunde war ihm der Fritz völlig
wurscht, aber mit der Situation an sich hatte er keine Freude. Er schrie die
beiden an und wollte Anna schlagen. Ihre Schwester machte den Fehler, sich
dazwischen zu stellen, um sie zu schützen. Da lenkte der Pavel seinen gesamten
Zorn auf sie und ging wie der Teufel auf Irina los. Wie ein Irrer prügelte er
schreiend auf sie ein. Anna versuchte ihrerseits, irgendwie dazwischen zu
gehen, aber gegen den wütenden Pavel hatte sie freilich keine Chance. Und
plötzlich wurde ihr klar, dass sie als Nächste dran sein würde. Das Schicksal
wollte es scheinbar so, dass ihr ein paar kleine Fehler ihrer Bewacher die
Flucht ermöglichten. Ein völlig enthemmter Pavel, der sich nur auf ihre
Schwester konzentrierte, ein unaufmerksamer Komplize, dem dieses Schauspiel zu
gefallen schien, und eine offene Zimmertür. Ohne länger darüber nachzudenken,
schnappte sich das Mädchen die Jacke vom Fritz und stürmte zur Tür hinaus. Sie
drehte sich nicht um, als sie die Treppe hinunterlief. Einen Stock tiefer stieß
sie die erstbeste Tür auf und gelangte ins Freie. So schnell ihre Beine sie
trugen, lief sie in den angrenzenden Wald. Sie blieb erst stehen, als sie keine
Luft mehr in ihre Lungen bekam und halbwegs sicher war, dass keiner hinter ihr
her war. Der Zufall wollte es, dass sie nach einigem Herumirren in der
Kellergasse landete. Halb nackt und ohne Schuhe wäre sie nicht sonderlich weit
gekommen. Das war ihr vollkommen klar. Also brach sie, in der Hoffnung,
irgendwelche Kleidung zu finden, den erstbesten Keller auf. Den Rest kennst du
ja. Was mit ihrer Schwester geschehen war, wusste sie nicht. Genauso wenig
konnte sie sagen, was mit dem tot geglaubten Fritz passiert war. Das konnte
sich der Strobel aber sehr gut selber zusammenreimen. Die Fakten hatte er ja.
Der Pavel hatte Irina, absichtlich oder auch nicht, umgebracht und sie dann
entweder selber in der Donau entsorgt oder es einem seiner Komplizen
aufgetragen. Der Fritz landete als vermeintlicher Selbstmörder auf dem Baum.
Aus Sicht des Pavel machte das auch durchaus Sinn. Weil das Letzte was der Mann
brauchen konnte, war eine Leiche in seinem illegalen Puff. Und weil er davon
ausgehen musste, dass der Fritz erwürgt worden war, kam er auf die Idee mit dem
vorgetäuschten Selbstmord. Wäre der Bestatter nicht so aufmerksam gewesen,
hätte

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