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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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lächelten nämlich nicht. Genau definierbar war der Ausdruck in ihnen zwar
nicht, aber nach echter Freude sah er nicht aus. Jetzt war die Frau aber ganz
und gar Wirtin und begrüßte den Strobel freundlich, während sie die Biere auf
das Tablett stellte und sie flott zu dem Tisch der Kartenspieler brachte. Als
sie dort stand, konnte der Strobel sehen, wie ihr der Zottel, wie er den
Langhaarigen insgeheim nannte, mit der Hand an den Hintern fasste. Ob ihr das
gefiel, konnte er allerdings nicht sehen. Sie wehrte sich jedenfalls nicht. Als
sie dann zurückkam, bestellte der Strobel auch ein Bier und wartete geduldig,
bis sie mit dem Einschenken fertig war. Erst dann eröffnete er das Gespräch mit
der Frage, ob sie seit neuestem auch Parkplätze vermietete. Da sah sie ihn
ziemlich verwirrt an und meinte, dass sie die Frage nicht verstanden hätte.
Eine Antwort, die ihr der Strobel sofort glaubte. Nachdem er ihr erklärt hatte,
dass er nur auf so etwas gekommen sei, weil so viele Autos vor dem Lokal
stehen, aber kaum Gäste da seien, entblößte die Traude wieder ihr
Raubtiergebiss. Diesmal sah das aber nicht nach ihrem Siegerlächeln, sondern
eher wie nach einer Grimasse aus. Schlau wurde der Strobel daraus aber nicht.
Und hätte es die Frau bei dieser Grimasse belassen, hätte er sich vielleicht
auch gar nichts weiter gedacht. So aber schickte sie ein viel zu lautes und
unechtes Lachen hinterher, um den Gendarmen nicht aufhorchen zu lassen.
Irgendwie entstand für den Strobel der Eindruck, als würde sie in den tiefsten
Tiefen ihres Gehirns dringend nach einer Antwort suchen, die ihr schließlich
auch einfiel. Wortreich erklärte sie, dass sie hinten im Saal einen
Billardtisch stehen habe und die übrigen Gäste sich dort aufhielten, um zu
spielen.
    »Pool
oder Karambol?«, fragte der Strobel unschuldig und sah die Traude treuherzig
an. Mit dieser Frage konnte sie offensichtlich wieder nichts anfangen.
    »Was?«,
fragte sie verwirrt.
    »Den
Tisch, meine ich. Pool oder Karambol?«, wiederholte er seine Frage und nahm
genüsslich einen Schluck von seinem Bier.
    Die
Traude war offensichtlich ein bisschen verunsichert und zuckte mit den
Schultern.
    »Was
weiß ich? Billard halt.«
    Wieder
trank der Strobel einen Schluck und ließ sie dabei nicht aus den Augen.
    »Aha!
Mit oder ohne Löcher?«
    »Was?«
    »Der
Tisch. Hat er Löcher?«
    »Warum
soll der Löcher haben? Der ist ganz neu!«
    Spätestens
jetzt wusste der Strobel, dass die Traude von Billard so viel Ahnung hatte, wie
der Elefant vom Seiltanzen. Weil er es aber gerade so lustig fand, mit der
wandelnden Intelligenz zu plaudern, beschloss er, sein Spiel noch ein wenig
weiter zu treiben.
    »Kommt
auch bei neuen Tischen ab und an vor, dass die Löcher haben. Hast ihn dir nicht
genau angeschaut? Wegen der Garantie, meine ich.«
    »Nein!
Sag einmal Strobel, was willst denn eigentlich von mir?«
    Bei
dieser Frage wurde die Traude fast ein bisschen laut. Das war nämlich der
zweite Fehler, den sie hatte. Wenn sie überhaupt nicht kapierte, was man von
ihr wollte, wurde sie schnell kratzbürstig. Eine Eigenschaft, die ihr unter den
Burschen schnell den Ruf einer Zicke eingebracht hatte. Und weil ihre Stimme in
solchen Momenten immer ein wenig schrill wurde, bekam natürlich auch jeder in
der Nähe mit, dass wieder einmal jemand die Traude ärgerte. Das entging jetzt
auch dem langhaarigen Ungustel in der Ecke nicht. Er warf seine Karten auf den
Tisch, stand auf und ging auf den Strobel zu. Irgendwas war da in seiner
Haltung, das fast ein bisschen gefährlich wirkte. Vor allem, weil der Typ
ziemlich durchtrainiert war. Vielleicht wäre das auch dem Strobel aufgefallen,
wenn er hingeschaut hätte. Aber der war so mit der Traude beschäftigt, dass er
den Mann erst bemerkte, als der schon ziemlich nah bei ihm war. Und mit
ziemlich nahe meine ich, dass der Kerl sich so dicht neben den Strobel stellte,
dass sie sich fast berührten. Das Gesicht von der Traude nahm in dem Moment
eine ungesunde Farbe an, und ihre Augen wurden ziemlich groß. Das konnte der
Strobel gerade noch sehen, bevor er sich seinem neuen Nachbarn zuwandte, der
von der verbalen Seite her gesehen gleich einmal nichts anbrennen ließ. Mit
einem stark ausländisch klingenden Akzent stellte er der Frau eine etwas
provokante Frage:
    »Probleme
mit dem Scheißer?«
    Ja,
wirklich! Der Kerl nannte den Strobel einen Scheißer! Eine Anrede, die dem
gestandenen Beamten gar nicht gut gefiel. Weil wo kommen wir denn da

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