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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Liebespaar glaubte er ihr nicht. Warum, konnte er zwar selbst nicht so
genau sagen, aber sein Gefühl sagte ihm, dass daran etwas faul war. Zwar kannte
auch er den Ruf des Mädels, aber einen dermaßen rüpelhaften Typen wie den
Fetzenschädel traute er nicht einmal der Traude zu. Hamstermoral hin oder her.
Als er dann fragte, wo denn der wehrhafte Prinz abgeblieben sei, behauptete
sie, dass der Pavel nach Hause gefahren sei. Wo genau dieses Zuhause war,
konnte sie aber nicht sagen.
    »So,
so. Nach Hause«, wiederholte der Strobel, mehr für sich selbst und als
Sprechübung. Und nur um zu testen, ob auch sein Gehirn wieder richtig
funktionierte und sein Humorzentrum keinen bleibenden Schaden genommen hatte,
fragte er sie gleich danach, ob der Pavel vielleicht einen Bus bestellt und
seine Spielpartner und die übrigen Gäste auch alle mit nach Hause genommen
habe. Und siehst du, da hat die Traude ausnahmsweise einmal gleich kapiert, wie
der Strobel das meinte. Zumindest hatte es so den Anschein, weil sie ihrem
Humor freien Lauf ließ und viel zu laut über den Spruch vom Strobel lachte. Sie
krönte diesen Auftritt, indem sie ihm die Hand auf den Unterarm legte, ihm
strahlend ins Gesicht lächelte und feststellte, dass er ein ganz schön witziges
Bürschchen sei. Gegen Komplimente dieser Art war der Strobel an diesem Tag aber
völlig immun. Dazu kam, dass er seinen Charme beim Sturz verloren hatte. Zudem
war ›Bürschchen‹ aus seiner Sicht keine geeignete Anrede. Das bekam die Traude
gleich zu spüren. Der Strobel fauchte sie nämlich derartig an, dass ihr das Lachen
gleich im Hals stecken blieb. Er fuhr ihr, wie man so schön sagt, mit dem Arsch
ins Gesicht. Und weil er schon einmal dabei war, so richtig schön unhöflich zu
sein, fragte er im selben Ton auch noch, was der Fellner Fritz eigentlich bei
ihr im Lokal zu tun gehabt hatte. Auf diese Frage war die Traude offensichtlich
nicht vorbereitet. Sie wusste im ersten Moment gar nicht, was sie antworten
sollte. Der Strobel hatte wegen seiner Niederlage so einen richtigen Zorn im
Bauch, dass er überhaupt keine Geduld für die Frau aufbrachte. Er wiederholte
die Frage mehrmals und wurde dabei immer lauter. Bis sie anfing ganz furchtbar
zu heulen. Und diesmal machte sie es richtig. Nicht nur ein paar müde Tränen,
sondern Niagarafälle hoch zwei.
    »Hausmeister
ist er gewesen!«, gab sie schließlich zwischen all dem Schluchzen von sich und
schnäuzte sich kräftig in eine Papierserviette. Ihre Heulerei führte dazu, dass
sich der Zorn vom Strobel ein bisschen legte und er ruhiger wurde. In Frieden
ließ er sie aber noch immer nicht. Er wollte unbedingt wissen, wieso sie
ausgerechnet den größten Halunken der ganzen Umgebung als Hausmeister
eingestellt und warum sie ihm so viel bezahlt hatte. Die Antwort überraschte
ihn dann total. Die Traude erzählte nämlich, dass der Fellner Fritz ein Freund
vom Pavel war und der sie ersucht habe, den Fritz im ›Hexenwinkel‹ arbeiten zu
lassen. Von einem guten Gehalt konnte allerdings, laut Traude, nicht die Rede
gewesen sein. Von ihr hatte er nämlich nie mehr als 200 Schilling in der Woche
bekommen. Für das bisschen Flaschen hinaustragen und Mist ausleeren war das aus
ihrer Sicht mehr als genug gewesen. Woher der Fritz und der Pavel sich kannten,
wusste sie aber auch nicht. Obwohl sie zugab, sich auch darüber gewundert zu
haben, war es ihr nie in den Sinn gekommen, einen der beiden danach zu fragen.
Taktisch klug wechselte der Strobel jetzt das Thema. Schließlich wollte er
verhindern, dass der Traude auffiel, dass er sich sehr für den Fritz
interessierte. Also begann er, über den Geschäftsgang im ›Hexenwinkel‹ zu
reden. Ein Thema, das der Traude anscheinend auch nicht viel besser gefiel.
Zwar gab sie zu, dass das Lokal überdurchschnittlich gut besucht war, aber
recht viel Begeisterung löste dieser Umstand bei ihr scheinbar nicht aus. Das
verwirrte den Strobel. Weil normalerweise hätte sich die Wirtin einen ihrer
langen, schlanken Haxen ausfreuen müssen, weil ihr die Kundschaft
sprichwörtlich die Türen einrannte. Dem Gendarmen drängte sich jetzt die Frage
auf, wie er der Traude nähere Informationen zu diesem Thema entlocken konnte,
ohne sie misstrauisch zu machen. Dazu fehlte ihm jedoch eine zündende Idee.
Daher beschloss er, den geordneten Rückzug anzutreten und schärfte der Traude
mit erhobenem Zeigefinger ein, dem Pavel auszurichten, dass er sich auf dem
Gendarmerieposten melden musste, sobald er

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