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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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hin, wenn
da irgend so ein ausländischer Wappler daherkommt und den Kommandanten vom
zuständigen Gendarmerieposten mit ›Scheißer‹ anredet? Das passte überhaupt
nicht in das Weltbild vom Strobel. Außerdem war auch er gegen diese gewisse
Arroganz, die den Gesetzesvertretern in solchen Situationen oft zu eigen ist
und aus der heraus sie davon überzeugt sind, dass ihre Uniform sie kugelsicher
macht, nicht gefeit. Weil so eine Uniform muss schließlich respektiert werden.
Das ist fast so wie mit dem Blaulicht. Ich meine, speziell die Jungen Wilden
scheinen oft zu glauben, dass so ein eingeschaltetes Blaulicht die Gesetze der
Physik aufhebt. Tut es aber nicht. Das merkst du aber erst, wenn es schon zu
spät ist und du dich zwanglos von der Straße befreist. Wie dem auch sei.
Jedenfalls konnte und wollte der Strobel sich eine derartige Anrede nicht
einfach so gefallen lassen. Und weil eben Postenkommandant, meinte er, das
seinem Gegenüber auf besonders lässige Art zeigen zu müssen.
    »Ich
glaube nicht, dass dich was angeht, Fetzenschädel! Geh lieber wieder spielen!«
    Auf
diesen coolen Spruch war der Strobel fast ein bisschen stolz. Aber was soll ich
dir sagen? Fataler Fehler! Weil genauso wenig wie das Blaulicht die
physikalischen Gesetze aufhebt, beschützte den Strobel jetzt seine Uniform, die
er, nebenbei bemerkt, gar nicht anhatte. Eine nicht ganz unbedeutende
Kleinigkeit, wie sich gleich herausstellte. Der als Fetzenschädel betitelte
Fremde fackelte nämlich nicht lange, sondern packte den völlig überraschten
Strobel mit der linken Hand am Kragen und holte gleichzeitig mit der Rechten,
die zu einer ziemlich eindrucksvollen Faust geballt war, aus. Das ging alles so
schnell, dass der Herr Kommandant überhaupt nicht reagieren konnte. Während er
die Faust auf sein Gesicht zufliegen sah, und kurz bevor es in seinem Hirn
schlagartig finster wurde, hörte er hinter sich noch die Traude schreien:
»Pavel, nicht!«
    Den
Flug über zwei Barhocker und die anschließende Landung auf dem Rücken mitsamt
Berührung des Fußbodens mit dem Hinterkopf bekam er nicht mehr mit. Kein
Wunder, so genau wie die Faust getroffen hatte. Eine Punktlandung war das.
Genau auf den Kinnwinkel. Vielleicht wäre der Strobel ja etwas vorsichtiger gewesen,
wenn er gewusst hätte, dass der Ungustel die komische Nase seiner Vergangenheit
als Boxer zu verdanken hatte, und er sogar bei seinen Freunden wegen seiner
äußerst niedrigen Reizschwelle gefürchtet war. Oder wenn er rechtzeitig daran
gedacht hätte, dass er seine Uniform nicht anhatte. Wer weiß? Genau kann das
niemand sagen. Noch nicht einmal der Strobel selbst. Sei’s drum. Von der
hektischen Betriebsamkeit, die nach diesem Vorfall im Lokal ausbrach, bekam er
jedenfalls nichts mehr mit. Der vermeintlich starke Arm des Gesetzes war in
diesem Fall eindeutig der Verlierer, und der Kopf vom Strobel auf der leider
Seite. Der Tag endete für den Ordnungshüter eben genauso, wie er angefangen
hatte. Mit Kopfschmerzen. Was die übrigen Gäste betraf, verschwanden die so
schnell, als hätte jemand Feueralarm ausgelöst. Keine fünf Minuten dauerte es,
bis auf dem Parkplatz ein regelrechtes Verkehrschaos ausbrach. Es ging zu, wie
zur Stoßzeit vor einem Supermarkt. Alle wollten gleichzeitig wegfahren. Wenn
der Strobel das hätte sehen können, hätte er sich sicher gewundert. So aber lag
er auf dem Boden und sah noch nicht einmal Sternchen. Totaler Blackout, quasi.
Munter wurde er dann von einem stechenden Geruch in der Nase und dem Geräusch
einer Kreissäge im linken Ohr. Der beißende Geruch kam von dem Riechsalz, das
ihm der Doktor Hammerschlager unter die Nase hielt. Der Arzt wohnte nur zwei
Häuser weiter. Deshalb hatte ihn die Traude angerufen, nachdem das Lokal leer
war. Der Strobel lag immer noch auf dem Fußboden. Nur ganz so hart war es nicht
mehr, weil ihm die Traude ein Sitzkissen unter den Kopf geschoben hatte. Jetzt
stand sie hinter dem Doktor und sah den Strobel mit sorgenvoller Miene an.
Schwer zu sagen, ob sie sich um seine Gesundheit oder wegen dem sorgte, was er
vielleicht tun würde, sobald er wieder auf den Beinen war. Auf alle Fälle
wirkte sie sehr beunruhigt. Der Doktor Hammerschlager kniete derweil neben dem
Strobel und redete mit ihm wie mit einem Idioten, während er mit dem
Riechsalzfläschchen vor seiner Nase herumfuchtelte.
    »Na
schau her. Das mag er gar nicht, der Herr Inspektor. Gell? Da wird er gleich
wieder munter, der Bub!«
    Jetzt
musst du wissen,

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