Saukalt
der Major dazu gesagt. Also
blieb dem Strobel nichts anderes übrig, als alles stehen und liegen zu lassen
und mit dem aufgeregten Mann sofort zum Schauplatz dieses kapitalen Verbrechens
zu fahren. Das Bild, das sich ihm dort bot, war das gleiche wie bei den anderen
Einbrüchen. Schloss zerstört, Wurst und Wein geklaut, geschlafen, abgehauen. So
weit die Kurzfassung. Diesmal verzichtete der Strobel allerdings auf die Show
mit dem Fotografieren und Fingerabdrücke suchen. Dafür hatte er jetzt weder die
Zeit noch die Nerven. Notizen machte er sich aber trotzdem, weil er natürlich
nicht wollte, dass sich der Jahn Bauer völlig unbetreut fühlte. So viel Zeit
musste schon sein. Wegen dem ›subjektiven Sicherheitsgefühl‹. So gesehen war
der Strobel seiner Zeit eindeutig voraus. Nach ein paar Minuten erklärte er dem
Opfer dann, dass er in den nächsten Tagen noch einmal auf den Posten kommen und
seine Aussage machen solle und ging so schnell weg, dass dem Jahn keine Zeit
für irgendwelche Proteste blieb. Zurück an seinem Schreibtisch schmiss er zu
allererst seine Blümchen in den Mistkübel und machte doch noch eine Aufstellung
von all den Dingen, die zu erledigen waren. Gerade als er damit fertig war,
läutete das Telefon. Der Pfarrer Römer war dran und erkundigte sich, ob der
Strobel am Mittwoch sicher vorbeikommen würde, weil er ihm unbedingt was ganz
Wichtiges zeigen wollte. Um was genau es sich dabei handelte, wollte er aber
partout nicht sagen. Dem Strobel kam diese Frage schon ein bisschen seltsam
vor, weil ihm kein Grund einfiel, warum er den Herrenabend am Mittwoch
auslassen sollte. Und natürlich fragte er sich, warum ihm der Römer diese Frage
überhaupt stellte. Und wieso hatte er ihm nicht einfach gesagt, was er ihm
unbedingt zeigen wollte und sich stattdessen in kindischer Geheimniskrämerei
geübt? So etwas passte eigentlich überhaupt nicht zum Römer, der sonst so ein
mitteilungsbedürftiger Mensch war. Dass sein Freund ihm diese Fragen nicht
beantworten würde, bemerkte der Strobel allerdings schnell. Deshalb begnügte er
sich damit, sein Kommen für Mittwoch zu bestätigen und legte auf. Für den Abend
nahm er sich dann fest vor, dem ›Hexenwinkel‹ einen Besuch abzustatten.
Neugierig war er auf dieses Lokal sowieso und vielleicht würde er dort etwas
über den Fellner Fritz erfragen können. Zumindest sollte er herausfinden
können, was der Kerl dort wirklich gearbeitet hatte. Das war nämlich auch immer
noch einer von vielen Punkten, die völlig im Unklaren lagen. Zufrieden mit seinem
Entschluss machte er sich auf den Heimweg, um sich umzuziehen. Weil in seiner
Uniform wollte er nicht in den ›Hexenwinkel‹ gehen. Hätte ja auch blöd
ausgeschaut, wenn er dort in voller Adjustierung ein Bier getrunken hätte.
Außerdem, so dachte er sich, würde er in Uniform auffallen wie ein kariertes
Känguru. Das wollte er natürlich vermeiden. Die Traude würde wahrscheinlich
auch eher mit ihm reden, wenn er nicht als Amtsperson auftauchte. Einen Happen
essen wollte er bei dieser Gelegenheit auch gleich. Sein letzter Akt im Büro
war, dem Berti eine kurze Nachricht auf den Schreibtisch zu legen, um ihm
Bescheid zu geben, dass er heute nicht mehr auf die Dienststelle kommen würde.
Anschließend begab er sich hinaus, in die kalte Dunkelheit.
12
Kurz vor neun stellte der
Strobel den VW Käfer auf dem Parkplatz vom ›Hexenwinkel‹ ab und sah sich um. 13 Autos zählte er insgesamt. Das
war für einen Dienstag und überhaupt für diese Uhrzeit ganz beachtlich.
Normalerweise waren die Leute aus der Gegend um diese Zeit gerade einmal mit
dem Abendessen fertig und machten sich die ersten Gedanken über das
Schlafengehen. Wieder fielen dem Gendarmen die beiden Fahrzeuge mit Wiener
Kennzeichen ins Auge. Kaum zu glauben, dachte er, dass sich die Besitzer dieser
Autos tatsächlich jeden Tag von Wien nach Albersdorf begaben, um dort in ein
Lokal zu gehen, das auf den klangvollen Namen ›Hexenwinkel‹ getauft war.
Komische Sache für den Strobel. Umso neugieriger war er jetzt auf das, was ihn
hinter der so bieder wirkenden Holztür erwartete. Weil spektakulär musste das,
gemessen an dem Andrang der hier herrschte, schon sein. Dass er mit dieser
Überlegung total falsch lag, sah er gleich, als er in die Gaststube trat. Es
war nämlich nicht viel los in dem schummrig beleuchteten Raum. Höchstens acht
Gäste saßen da auf mehrere Tische verteilt. Dementsprechend gering war auch der
Geräuschpegel. Der
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