Saukalt
wählte der Strobel voller
Vorfreude die Büronummer seiner Angebeteten. Was glaubst du, wie überrascht er
war als nicht sie, sondern eine der Kanzleidamen abhob. Freundlich teilte diese
ihm auf seine Nachfrage hin mit, dass die Frau Doktor nicht mehr im Hause sei
und erst in einer Woche wieder da sein würde, weil sie Urlaub habe. Verblüfft
bedankte sich der Strobel für diese Auskunft und wählte gleich die Privatnummer
seiner Herzdame. Diesmal hatte er mehr Glückt und erreichte sie auch.
Allerdings wurde seine Freude gleich massiv getrübt als sie ihm eröffnete, dass
sie spontan beschlossen hatte, zusammen mit einer ihrer Kolleginnen in Salzburg
Skiurlaub zu machen und sich melden werde, sobald sie wieder da sei. Höflich,
bestimmt und unverbindlich klang sie dabei. Der Strobel bekam keine Gelegenheit
mehr sie zu fragen, ob etwas nicht stimmte, weil sie sich rasch verabschiedete
und auflegte. Jetzt kannst du dir vielleicht vorstellen, wie blöd der Strobel
nach diesem Telefonat dreinschaute. Die Welt verstand er jedenfalls nicht mehr.
Noch einmal anrufen wollte er aber auch nicht. Weil irgendwie hatte er das
unbestimmte Gefühl, dass das mehr schaden als nützen würde. Ganz nebenbei kam
es ihm so vor, als hätte er, rein beziehungstechnisch gesehen, eine wichtige
Entwicklung verpasst. Irgendetwas war offensichtlich schief gelaufen, und er
konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was genau das gewesen war.
Perplex stand er da, der arme Tropf, und starrte auf den Telefonhörer. Alles,
was er jetzt wusste, war, worüber er am Abend mit dem Pfarrer Römer unbedingt
reden musste.
15
Als der Strobel ein paar
Stunden später beim Pfarrhaus ankam, wartete Hochwürden schon ziemlich
ungeduldig auf ihn. Nach einer kurzen Begrüßung, die nicht einmal annähernd so
herzlich war wie sonst, bat ihn der Pfarrer Römer gleich hinein und ging, ohne
ein Wort der Erklärung, eilig voraus in Richtung Wohnzimmer. Nach dem seltsamen
Telefonat mit der Frau Doktor kam dem Strobel das Verhalten vom Herrn Pfarrer
jetzt gleich doppelt komisch vor und er dachte, dass sich all die Menschen in
seinem Leben, die er beschlossen hatte zu mögen, auf einmal gegen ihn
verschworen haben mussten. Ja, wirklich! Das hat den armen Mann ganz schön
verunsichert, dass der übliche Händedruck samt Small Talk ausgeblieben war.
Stattdessen hirschte der Kirchenhirte mit wehenden Gewändern vor ihm her durch
das Haus, als gälte es einen neuen Rekord aufzustellen. Verwundert und voll
gespannter Neugierde tapste der Strobel hinterher. Im Wohnzimmer ließ sich der
Römer schließlich einholen. Besser gesagt, er wartete bei der Tür auf den
Strobel, packte ihn am Arm und zog ihn in das Zimmer. Mit der anderen Hand
schloss er gleichzeitig die Tür hinter sich. Als der Strobel ihn fragen wollte,
was denn eigentlich los war, gab ihm der Priester pantomimisch zu verstehen,
dass er leise sein sollte und ging zurück zur Tür. Er öffnete sie einen Spalt
und sah hinaus. Gleich darauf schloss er sie wieder und sperrte zweimal ab. Der
Strobel war schon geneigt zu glauben, dass seinem Freund die Kette aus der
Führung gesprungen war, weil sich der Römer gar so seltsam aufführte. Der
Dorfgendarm machte sich ernsthafte Sorgen um seinen Freund und wiederholte
deshalb seine Frage, was denn eigentlich los sei, etwas lauter und eindringlicher.
Der Römer sah ihm direkt in die Augen und verkündete flüsternd, dass er ihm
unbedingt etwas zeigen müsse. Aber zuerst, so sagte er, müsse der Strobel
versprechen, dass er niemandem etwas davon erzählen würde. Das war jetzt ein
bisschen schwierig für den Gesetzeshüter, weil er ja nicht wissen konnte, was
der Römer ihm unbedingt zeigen wollte. Wenn es etwas Kriminelles gewesen wäre,
hätte er freilich schon von Berufs wegen etwas machen müssen. Gar keine Frage!
Wenn also zum Beispiel der Römer den Opferstockdieb erwischt und irrtümlich
erschlagen hätte, dann hätte der Strobel auf jeden Fall etwas tun müssen.
Freund hin oder her. Und genau das sagte er dem Römer jetzt auch. Der winkte
offenbar genervt ab, sagte: »Papperlapapp!« und starrte den Strobel
erwartungsvoll an. »Versprichst du es, oder nicht?«, wollte der Gottesmann
wissen. Und weil der Strobel den Eindruck hatte, dass ihn der Römer so lange
nicht weglassen würde, bis er das geforderte Versprechen abgegeben hatte, tat
er es halt schweren Herzens. Und siehst du, da war Hochwürden gleich um vieles
entspannter und bedankte sich
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