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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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so eine junge Frau im Winter in gestohlenen
Sachen durch die Gegend lief, um in Keller einzubrechen und dort zu schlafen.
Das weckte die Neugier vom Strobel, und er war jetzt schon gespannt, was für
eine Geschichte sie ihm erzählen würde. Leise ging er noch ein bisschen näher
zu ihrem Bett und sah sie sich genauer an. Von irgendwoher kam ihm das Gesicht
bekannt vor. Zumindest bildete er sich das ein. Aber im Moment konnte er beim
besten Willen nicht sagen, woher. Es war durchaus möglich, dass sie aus der
Gegend stammte. Vielleicht, so dachte er, war sie ja von zu Hause weggelaufen.
Der Römer störte ihn bei seinen Überlegungen, als er ihn mit dem Hinweis, dass
das Mädel jetzt viel Ruhe brauche, aus dem Zimmer stamperte. Das war dem
Strobel letztlich ganz recht, weil er sowieso ein paar Fragen an seinen Freund
hatte. Die beiden zogen sich ins Wohnzimmer zurück und der Gendarm nahm seinen
gewohnten Platz in einem der Ohrensessel ein, während der Römer die Weinflasche
entkorkte. Noch bevor sein Freund es schaffte, zwei Gläser zu füllen, bohrte
ihm der Strobel mit seinen Fragen schon ein Loch in den Bauch. Ob die Frau
einen Ausweis bei sich hatte, ob sie irgendwas gesagt hatte, ob sie vielleicht
die Opferstockdiebin war, ob dem Römer irgendetwas an ihr aufgefallen war und
wann genau er sie gefunden hatte. All diese Fragen stellte der Strobel so schnell
hintereinander, dass Hochwürden keine Gelegenheit hatte, irgendwas zu
antworten. Von daher wartete der Gottesmann einfach, bis sein Gast Luft holen
musste. Was er dann von sich gab, waren allerdings nicht die erwarteten
Antworten, sondern lediglich der Hinweis, dass er keine Musik aufdrehen würde
und sie etwas leiser sprechen müssten, damit sie das Mädel nicht aufweckten.
Damit drückte er dem Strobel ein Glas in die Hand und setzte sich ebenfalls.
Zum zweiten Mal an diesem Abend erzählte er dann, wie er die Frau gefunden
hatte. Nur eben ein bisschen genauer. Nämlich, dass er gegen 15.30 Uhr im
Keller war, sie weder einen Ausweis bei sich, noch irgendwas gesagt hatte und
er nicht glaubte, dass sie die Opferstockdiebin war. Weil ihn der Strobel nach
der letzten Feststellung fragend ansah, blieb er die Erklärung nicht lange
schuldig. Die lautete schlicht und ergreifend, dass es für den Römer keinen
Sinn machte, dass die Frau, die offenbar jeden Tag in irgendeinen Keller
eingebrochen war, um dort zu schlafen und vorhandene Lebensmittel zu klauen,
regelmäßig in der Kirche gewesen sein sollte, um dort Geld aus dem Opferstock
zu stehlen. Weil so hat der Römer gemeint, wenn sie Geld gehabt hätte, um sich
Essen zu kaufen, hätte sie ihre Nahrung wohl kaum stehlen müssen. Und außerdem,
so betonte der Gottesmann, hatte sie keinen Groschen Bargeld einstecken. Nicht
einen einzigen. Dieser Argumentation konnte der Strobel erst einmal nichts
entgegensetzen. Und das wollte er auch gar nicht. Immerhin war das, was der
Römer da gesagt hatte, schon logisch. Natürlich wäre es aus Sicht des Gendarmen
bequemer gewesen, wenn er die Frau auch für die Übeltaten in der Kirche hätte
verantwortlich machen können, weil dann alles geklärt gewesen wäre. Aber so
leicht konnte er es sich halt doch nicht machen. Schon gar nicht, bevor er
nicht wenigstens mit der Verdächtigen geredet hatte. Weil so leid sie ihm auch
wegen ihrer Krankheit tat, eine Verdächtige war sie für ihn trotzdem. Also
würde er sie wahrscheinlich auch einsperren müssen, sobald sie wieder gesund
war. Das sagte er dem Römer auch. Der nahm das ziemlich gelassen hin und meinte
lediglich, dass man jetzt sowieso einmal abwarten müsse, bis sie ganz gesund
war. Laut dem Arzt war sie in einem so schlechten Zustand, dass das eine ganze Weile
dauern konnte. Aber natürlich, so hat der Pfarrer eingeräumt, würde sie für
ihre Taten die Verantwortung übernehmen müssen. Sowohl was die irdische
Gesetzgebung anging, als auch die göttliche. Weil stehlen war auch damals schon
eine Sünde. Gar keine Frage. Nach diesem Dialog schwiegen sich die beiden eine
Runde an. Eine Zeit, in der der Strobel versuchte, doch noch draufzukommen,
woher er das Gesicht des Mädels kannte. Aber es fiel ihm ums Verrecken nicht
ein. Schließlich sprach er den Römer darauf an. Aber der schüttelte nur den
Kopf und meinte, dass er sich ziemlich sicher sei, sie nie zuvor gesehen zu
haben und der Strobel sich da ziemlich sicher täusche. Nach einer Weile wollte
der Strobel dann wissen, wie viel Geld schätzungsweise aus dem

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