Saukalt
nicht im Lokal war.
Im Großen und Ganzen war das alles, was die Traude wusste. Oder besser gesagt,
alles was sie zu sagen bereit war. Die Welt war es zwar nicht, aber ein
bisschen weitergeholfen hat es dem Strobel trotzdem. Zumindest wusste er jetzt,
dass es sehr wohl eine Verbindung zwischen dem Pavel und dem Brauneis Thomas
gab. Und damit war auch klar, dass sowohl die Familie Fellner als auch die
Familie Brauneis mit oder für diesen Pavel arbeitete. Es war also nur noch die
Frage zu klären, was genau sie für den Mann machten. Einträglich musste es
jedenfalls gewesen sein. Weil Geld war der einzige Grund, von dem sich der
Strobel vorstellen konnte, dass er die verfeindeten Familien dazu bringen
konnte, friedlich miteinander umzugehen. Das Rätsel mit dem immer vollen
Parkplatz hatte sich auch gelöst. Der Strobel konnte sich sehr gut vorstellen,
dass die Männer ringsherum sehr dankbar für die Abwechslung waren, die sie
durch das Casino hatten. Daran, dass dieses Geschäft so extrem viel Gewinn
abwarf, wie von der Traude behauptet, zweifelte er allerdings. Dieser Pavel
musste noch ein anderes Geschäft betrieben haben. Etwas, das weit ertragreicher
war, als sein illegales Spielcasino. Als Erstes fielen dem Strobel Drogen ein.
Was, wenn der Pavel und seine Männer in großem Umfang Rauschgift schmuggelten?
Obwohl es die siebziger Jahre waren und viele Menschen damals eine eher
liberale Einstellung zu Drogen jeder Art hatten, gefiel ihm dieser Gedanke gar
nicht. Dass anscheinend einige Spitzbuben aus der Umgebung in die Sache
verwickelt waren, verursachte ihm ebenfalls ein mulmiges Gefühl. Nachdem er der
Traude eingeschärft hatte, dass sie mit niemandem über dieses Gespräch reden
soll, machte er sich durch das inzwischen wirklich arge Schneetreiben auf den
Weg zum Posten. Dabei überlegte er sich, ob er wohl den Brauneis Thomas fragen
sollte, was er im Haus der Familie Fellner eigentlich gemacht hatte. Er kam
aber zu der Überzeugung, dass das sicher keinen Sinn haben würde, weil ihn der
Thomas sowieso nur anlügen würde. Also bog er nicht nach rechts ab, sondern
folgte weiter der Hauptstraße. Der Wind war mittlerweile sehr kräftig und wehte
ihm die Schneeflocken direkt ins Gesicht. Wie viele kleine Nadelstiche fühlte
sich das an, und der Strobel musste die Augen zusammenkneifen, um etwas sehen
zu können. Wieder verfluchte er sich dafür, seinen Schal liegen gelassen zu
haben. Da fiel ihm die Frau Doktor ein und er nahm sich fest vor, sie gleich
anzurufen, sobald er wieder auf der Dienststelle war. Weil nach zwei Tagen vermisste
er sie schon sehr und wollte unbedingt ihre Stimme hören. Aber weil halt selten
etwas so geht, wie man es sich vornimmt, wurde für den Strobel wieder nichts
aus dem Anruf bei der Frau Doktor. Schuld daran, sofern man dafür überhaupt
jemandem die Schuld geben konnte, war der Pfaffi. Der wartete nämlich schon
voller Ungeduld auf seinen Chef, um ihm endlich die Ergebnisse seiner
Kennzeichenüberprüfungen mitteilen zu können. Ja, und das hat er dann auch
gleich getan, noch bevor der Strobel seinen Mantel ganz ausgezogen hatte. Er
lief ihm förmlich mit der Liste in der Hand entgegen und redete ganz aufgeregt
vor sich hin. Der Strobel bremste ihn aber in seinem Eifer, als er ihm sagte,
er solle ihn erst einmal richtig hereinkommen und ein bisschen aufwärmen lassen.
Weil draußen war es in der Zwischenzeit schon so kalt, dass dem Gendarmen fast
die Spürnase abgefroren war. Zum Glück für seinen Riechkolben war es auf der
Dienststelle schön warm. Für den Rest seines Gesichtes war das allerdings kein
so großes Glück. Je wärmer das nämlich wurde, umso mehr machte sich der
pochende Schmerz in seinem Kiefer bemerkbar. Und was soll ich dir sagen? Sein
Magen knurrte auch wie verrückt. Vor lauter Ermitteln hatte der Strobel völlig
aufs Essen vergessen. So etwas passierte ihm normalerweise nie. Dagegen musste
er unbedingt etwas tun. Weil Hunger leiden wollte er natürlich nicht. Wozu
auch? Du kannst dir sicher schon denken, was seine nächste Idee war. Genau!
Würsteln mit Saft beim Wenger. Kaum hatte er den Gedanken fertig gedacht,
teilte er ihn auch schon dem Pfaffi mit, der irgendwas vor sich hin murrte.
Einen Protest nämlich. So viel war für den Strobel zumindest sicher, obwohl er
den Burschen nicht verstand. Er konnte den Unmut von seinem Gesicht ablesen.
Also entschied er kurzerhand, ihn diesmal ganz einfach mitzunehmen. Besser
gesagt, sich von ihm zum Wenger fahren
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