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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Mischung aus großer Trauer und unheiligem Zorn übermannte
ihn, als er den Körper da liegen sah. Langsam streckte er seine Hand aus und
spürte dabei, wie ihm Tränen über die Wangen liefen. Das konnte er in diesem
Moment einfach nicht verhindern. Er selbst nahm das alles wie in Zeitlupe wahr.
Ganz behutsam hob er den Sack an, um das Gesicht sehen zu können. Ich meine,
natürlich war ihm klar, dass es nur der Pfaffi sein konnte. Aber es war halt so
eine Situation, in der sich der Mensch nur allzu gerne an den dünnsten
Strohhalm klammert. Genützt hat es nichts. Es war tatsächlich das Gesicht vom
Pfaffenberger Jürgen, das zum Vorschein kam. Bei dem Anblick war es mit der
Beherrschung vom Strobel endgültig vorbei und er fing an, ungehemmt zu weinen.
Das bekam natürlich auch der Berti mit, eilte mit ein paar großen Schritten auf
das Auto zu und schaute beim hinteren Fenster hinein. In Sekundenschnelle
erfasste auch er die Situation und gab ein leises »Oh Gott, nein« von sich,
während der Strobel, im Inneren des Wagens, einer bei etlichen Verkehrsunfällen
antrainierten Routine folgte. Ohne lange darüber nachzudenken überprüfte er, ob
der Pfaffi noch einen Puls hatte. Und siehst du, da zeigte sich, dass Routine
nicht immer schlecht sein muss. Weil der Pfaffi hatte einen Puls. Und gar
keinen schwachen. Der Bursche war offenbar nur bewusstlos. Der Berti, der neben
dem Auto in die Hocke gegangen war und gerade versuchte, den ersten Schock zu
überwinden, glaubte, dass sein Chef jetzt durchdrehte, als er ihn auf einmal
laut lachen hörte. Weil genau das machte der Strobel vor lauter Erleichterung
in dem Moment nämlich. Er weinte Tränen und lachte dabei.
    »Der
Bursch lebt! Er lebt!«, rief er erleichtert. Der Berti sprang sofort auf, als
hätte ihn eine Schlange in den Hintern gebissen, und stürzte auf das Auto zu,
um dem Strobel dabei zu helfen, den Pfaffi herauszuholen. Ganz behutsam hoben
sie ihn aus dem Auto und lehnten ihn mit dem Rücken ans Blech. Der Strobel zog
ihm rasch den Sack vollständig vom Kopf und befreite seine am Rücken
gefesselten Hände, während der Berti in seiner Freude schon anfing, dem Pfaffi
die Wangen zu tätscheln. Und was soll ich dir sagen? Bei so viel kollegialer
Fürsorge blieb dem bewusstlosen Gendarmen nichts anderes übrig, als
aufzuwachen. Ein kurzes Husten, ein lautes Stöhnen, und schon schlug der Pfaffi
die Augen auf. Dabei schaute er naturgemäß ziemlich blöd drein. Das veranlasste
seine beiden Helfer zu einem weiteren Heiterkeitsausbruch. Langsam hob der
Junggendarm eine Hand und betastete seinen Hinterkopf. Als er sie wieder
hervorholte klebte Blut an seinen Fingern. Offensichtlich war er
niedergeschlagen worden und hatte sich dabei eine Platzwunde zugezogen. Aber
das war immer noch tausendmal besser, als tot zu sein. Ich bin fest davon
überzeugt, dass der Pfaffi das damals auch so sah. Kurze Zeit später war er
dann auch wieder ansprechbar und erzählte anfangs noch ein bisschen stockend,
was passiert war. Nämlich, dass er, als er den Weg entlangfuhr, schon von
weitem einige maskierte Männer gesehen hatte, die anscheinend rauften. Erst als
er anhielt und ausstieg, bemerkt er, dass zwei von ihnen einen Strick um den
Hals hatten und die übrigen dabei waren, sie aufzuhängen. Natürlich versuchte
der Pfaffi das zu verhindern. Aber bevor er auch nur einen Mucks von sich geben
konnte, wurde er von hinten niedergeschlagen. Wer die Männer waren, konnte er
nicht sagen, weil er wegen der Masken ihre Gesichter nicht sehen konnte. Sie
redeten auch nicht miteinander. Von daher gab es auch keine Möglichkeit für den
Pfaffi, eine Stimme zu erkennen. Ende des Berichtes. Der Strobel schnappte sich
dann das Funkgerät und forderte beim Bezirkskommando einen Krankenwagen, zwei
Leichenwagen und Unterstützung an. Im Grunde erkannte er bereits in diesem
Augenblick, dass ihm die Dinge langsam aber sicher entglitten und er beschloss,
den Fall dem Travnicek und seinen Männern zu übergeben. Immerhin hatte ihm der
Major im Sommer ständig erklärt, dass er für Mordermittlungen nicht zuständig
war. Und hier hatte er es jetzt gleich mit drei Morden zu tun. Das mit dem
Travnicek, so nahm sich der Strobel vor, würde er sofort erledigen, sobald er
wieder auf der Dienststelle war. Was der Ordnungshüter nicht wissen konnte,
war, dass er noch eine ganze Weile warten musste, bis er wieder auf den
Gendarmerieposten kam. Weil die beiden Leichen auf dem Baum waren an diesem
Nachmittag

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