Saupech (German Edition)
etwas nicht!
Lupo deponierte Flasche und Blumen hinter dem Zaun auf dem Boden.
»Idefix, bring mich zu deinem Frauchen.«
Idefix legte den Kopf schief und hechelte.
»Na komm. Du bist doch so ein kluger Hund. Wo ist dein Frauli?«
Jetzt schien der Hund zu verstehen. Zumindest hatte es den Anschein. Denn er lief ein paar Schritte voraus, wartete, bis Lupo nachkam, und rannte dann weiter. Obwohl Lupo seit drei Monaten wieder regelmäßig sein Lauftraining absolvierte, keuchte er nach kürzester Zeit wie eine alte Dampflok, während Idefix munter vor ihm dahintänzelte. Lupo musste beim Training wohl einen Zahn zulegen. Von Kondition konnte noch lange keine Rede sein.
Nach zwanzig Minuten Dauerlauf kam ihm die Umgebung vage bekannt vor. Hier in der Gegend war er mit Dorli gewesen, als sie die Orte aufsuchten, wo Leni Dürauer und der Waldarbeiter getötet worden waren. Doch Idefix rannte immer noch weiter. Als Lupo stehen blieb und sich die Seele aus dem Leib keuchte, kam Idefix zurück, nahm seinen Ärmel zwischen die Zähne und zog ihn weiter.
»Schätze, du musst einen Moment warten. Ich brauch Sauerstoff«, keuchte Lupo. Doch der Hund zerrte und zog an ihm. Lupo wankte weiter. Nach endlosen Minuten voll Gekeuche mit Seitenstechen und Wadenkrämpfen gelangten sie zu einer Lichtung. Auf einer Seite war ein Hügel, auf der anderen waren Fässer aufgestapelt. Idefix blieb vor dem Hügel stehen und bellte.
»Da drin?«, fragte Lupo ratlos. Er lief um den Erdhügel herum, aber er fand keinen Eingang. Vielleicht ist der Hund doch nicht so gescheit, wie ich dachte. Und das ist nur ein Fuchsbau.
Doch Idefix bellte immer noch. Wenn Dorli wirklich da drinnen sein sollte, dann musste es irgendwo einen Zugang geben. Lupo erklomm den Hügel auf allen vieren. Da gab es eine Stelle, wo der Boden anders aussah als in der Umgebung. Als Lupo versuchte, die Erde mit den Schuhen beiseitezuschieben, grub Idefix mit beiden Pfoten mit. Kurz darauf stießen sie auf Holzbohlen. War das eine Falltür?
»Dorli? Sind Sie da drin?«
Keine Antwort. Aber gemeinsam mit Idefix hatte er die Tür nun fast gänzlich freigelegt. Zuletzt grub der Hund noch einen eisernen Ring aus. Lupo zerrte daran die schwere Holztür in die Höhe. Darunter lag ein finsteres Loch. Idefix sprang in die Grube und winselte. Er musste Dorli gefunden haben. Hoffentlich lebte sie noch!
Lupo sprang dem Hund nach und landete hart auf glattem Beton. Was war das? Ein Bunker aus dem letzten Krieg? Sobald sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er Idefix. Er lag auf dem Boden, neben einem Bündel, das verdächtig nach Dorli aussah. Einer Dorli, die bewusstlos zu sein schien. Der Hund leckte ihr immer wieder über das Gesicht. Plötzlich hob sie ihre Hand.
»Hör auf, ich will kein Bussi«, knurrte sie. Das hörte sich ganz nach Dorli an.
»Hallo, Dorli, wie sind denn Sie hier hereingekommen?«
Dorli versuchte sich aufzurichten. »Auweia, mein Kopf!« Sie sank wieder hintenüber. »Wie kommen Sie hierher?«
»Idefix hat mich hergebracht.«
»Guter Hund.«
Sie versuchte erneut, ihren Oberkörper zu heben, und diesmal schaffte sie es, sich hinzusetzen.
»Was ist passiert, Dorli?«
»Wenn ich das wüsste! Ich wollte mir ansehen, an welchen Stellen im Wald die Fässer stehen, in die die Pecher ihre Pittel ausleeren. Hier auf dem Hügel war eine offene Falltür. Bisher habe ich das immer für einen natürlichen Hügel gehalten. Daher war ich neugierig, was da ist. Ich kletterte rauf und guckte rein, wobei ich eh nichts sah, weil es drinnen finster war. Dann bekam ich von hinten eins übergebraten. Mehr weiß ich nicht.«
»Nur gut, dass Ihr Hund so gescheit ist.«
»Wieso sind Sie überhaupt hier? Idefix kann ja kaum nach Wien gelaufen sein.«
»Er saß vor Ihrem Haus, als ich ankam, und hat mich buchstäblich hierhergezerrt.«
»Und wieso waren Sie bei meinem Haus?«
»Das ist eine andere Geschichte. Jetzt wollen wir Sie mal da rausholen, bevor jemand auf die Idee kommt, uns alle hier einzusperren.«
Idefix kletterte die steilen Wände wieselflink nach oben. Lupos Augen hatten sich mittlerweile an das Halbdunkel in der Höhle gewöhnt, und er sah, dass eine eiserne Leiter senkrecht hinaufführte. Die war ihm vorhin nicht aufgefallen. Die Höhle war ziemlich groß, nahezu rund, und es hatte den Anschein, dass es Nebenhöhlen oder abzweigende Gänge gab. Gerne hätte Lupo das Höhlensystem erforscht. Da war er noch der kleine Junge mit dem
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