Saupech (German Edition)
denn das wär dem Hias aufg’fallen, und dann hätte er do einig’schaut.«
Möglich. Aber vielleicht auch nicht. Er war doch fast taub. Dorli lehnte sich zurück und fragte weiter. »Und wie geht das sonst vor sich, mit den Fässern?«
»Die meisten Bauern, die von mir was in Fasseln kriegen, bringen sie irgendwann selber wieder zurück und stellen sie einfach in den Schuppen. Erst kurz bevor der Spediteur sie holt, roll ich sie in den Hof. Und dann kommen natürlich die vollen Fässer aus dem Wald, in denen das frische Pech drin ist. Die stapeln wir auf der anderen Seite vom Hof. Dort unter dem Flugdachl.«
»Meinst, der Schädel kam in einem vollen Fass?«
»Nicht wirklich. Die vollen Fässer gehen ja weiter zur Harzraffinerie. Dort werden sie geleert. Allerdings kommen die dann leer wieder zurück. Also rein theoretisch könnte er auch in der Raffinerie in das Fass gekommen sein. Aber wahrscheinlich ist das net.«
»Hm. Da kann uns vielleicht der Bertl helfen. Denn wer immer das Fass geöffnet hat, um den Schädel reinzustecken, hat Fingerabdrücke darauf hinterlassen.«
»Außer es war der Mörder selber, dann hat der sicher Handschuhe getragen.«
»Das ist wahr, Karl. Jetzt hab ich noch eine ganz andere Frage. Mehreren Zeugen, die mit Frau Dürauer im Bus waren, ist im Wald ein überdimensionierter Geländewagen aufgefallen, Farbe Gold oder Braun, Marke unbekannt. Die Leute meinten, so einen hätten sie in Österreich noch nie gesehen. Weißt du, wer bei uns so was fährt? Ich mein, außer dem Gemeindearzt.«
»Genau, der Doktor fährt einen goldenen Chevrolet Blazer. Der ist zwar auch groß, aber net so wahnsinnig selten. Der Apotheker hat einen Cadillac Escalade in Gagerlgelb. Das ist ein Riesenapparat mit mehr als fünfeinhalb Metern Länge, über vierhundert PS und einem Verbrauch wie a Panzer. Wenn du den einmal volltankst, legst zweihundert Euronen auf die Budel von der Tankstelle und kommst damit vielleicht fünfhundert Kilometer, wenn’st a Glück hast. Der Wirt in Langebichl hat einen Lexus LX 570. Der ist hellbraun. A so a Schlachtschiff, das man bei uns net wirklich oft auf den Straßen sieht. Und der Toni Meixner hat an GMC Yukon. A so a Riesending. Und der ist, glaube ich, sogar goldfarben. Der hat aber jede Menge fahrbarer Untersätze. Und im Wald würde der wohl kaum mit dem schönen, teuren Auto rumkutschieren. Da nimmt er sicher den Pritschenwagen oder einen von seinen Lastwagen.«
»Danke, Karl. Ich hätt nie gedacht, dass bei uns in der Gegend so viele von diesen großen Kübeln herumgondeln.«
»Dabei sind das nur die, die i kenn. Da können noch doppelt so viele herumkrebsen, die i nie g’sehen hab.«
»Das ist mir klar. Aber irgendwo musste ich mit der Fragerei ja einmal anfangen. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag, Karl.«
31
Das war doch wirklich zu blöd!
Lupo hatte von einer total glücklichen Agnes Schneider überschwänglichen Dank und Gratulationen eingeheimst, die eigentlich gar nicht ihm gebührten, sondern Dorli, die ihn auf die Idee mit dem Suchdienst vor Ort gebracht hatte.
Der Suchtrupp hatte Agnes’ Bruder Anselm und die vermisste Wissenschaftlerin in einer Schneehöhle gefunden, die Anselm gebaut hatte, als klar war, dass sie es nicht zurück zur Station schaffen würden. Die Frau war in eine Eisspalte gefallen und hatte sich eine Wirbelsäulenverletzung zugezogen. Beim Versuch, sie zu bergen, war Anselm ebenfalls abgestürzt und hatte sich einen Arm gebrochen. Trotzdem war es ihm gelungen, eine Art Iglu für sie beide zu errichten, in dem sie den Sturm recht gut abgewettert hatten. Als sie gefunden wurden, waren sie trotz ihrer Verletzungen und drei Tage Hungern nur leicht unterkühlt und in relativ guter Verfassung. Jedenfalls würden sie beide überleben. Das alles verdankten sie einzig und allein Lupo, meinte Agnes Schneider. Und als dieser jetzt mit Blumen und einer Flasche Sekt an Dorlis Tür klingelte, war niemand zu Hause.
Während er dastand und sich ärgerte, dass er nicht vorher angerufen hatte, rannte Idefix herbei und sprang an ihm hoch.
»Na, wenn du da bist, kann dein Frauchen nicht weit sein.«
Lupo kraulte den Hund zwischen den Ohren. Doch Idefix war zappelig und hüpfte an ihm hoch, rannte weg, kam wieder zurück. Um danach mit dem Tanz von vorne zu beginnen.
Zehn Minuten später wurde Lupo auch unruhig. Wieso war der Hund außerhalb des Zauns, wenn Dorli nicht bei ihm war? Und wieso benahm er sich so seltsam? Da stimmte doch
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