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Saupech (German Edition)

Saupech (German Edition)

Titel: Saupech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika A. Grager
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Forschergeist. Doch dazu war jetzt weder Zeit noch die richtige Gelegenheit. Er musste Dorli in Sicherheit bringen.
    Als Lupo sich eben den Kopf zerbrach, wie er die taumelige Dorli eine halbe Stunde zu ihrem Haus schleppen könnte, warf sie ihm einen Schlüssel zu.
    »Mein Auto steht da drüben.«
    Sie deutete in Richtung einer Reihe von Büschen. Lupo setzte sich in Bewegung. Hinter den Stauden verlief ein Karrenweg. Und ein Stück weiter, halb verborgen hinter einer Brombeerhecke, parkte Dorlis dunkelgrauer Octavia Kombi. Lupo zwängte sich hinein, verstellte den Sitz so weit, dass sich seine Knie beim Fahren möglichst nicht ins Brustbein bohrten, dann lief er Dorli und Idefix entgegen, der seinem Frauchen nicht von der Seite gewichen war.
    »Was ich nicht verstehe: Wieso hat Ihr Hund nicht schon angeschlagen, bevor man Sie in den Untergrund befördert hat?« Lupo half Dorli auf der Beifahrerseite ins Auto.
    »Er hatte ein Stück weiter eine Fährte aufgenommen. Aber normalerweise hätte er sich schon gemeldet. Wenn es jemand gewesen wär, den er kennt, hätte er ihn begrüßt. Und bei einem Fremden hätte er normalerweise Laut gegeben.«
    »Sieht so aus, als würde es jemandem ganz und gar nicht gefallen, dass Sie sich im Wald auf Spurensuche begeben haben.«
    »Hm. Irgendwie komisch. Es gibt nur eine Person, die für Idefix Luft ist. Barbara Schöne, meine liebe Kollegin. Aber die im Wald? Auf ihren zehn Zentimeter hohen Tottretern? Schwer vorstellbar. Dass sie mir eins überbrät, allerdings schon.«
    Während Dorli laut über den eigenartigen Anschlag nachdachte, versuchte Lupo, den Wagen zu starten. Er scheiterte kläglich.
    Dorli lehnte ihren Kopf vorsichtig gegen die Kopfstütze. »Links unten gibt es einen Startknopf, neben der Lenksäule. Drei Sekunden drücken.«
    »Na, den Wagen klaut so leicht keiner. Auf die Idee muss man mal kommen!«
    »Heute stiehlt die Rostschüssel sowieso niemand mehr. Aber ich habe den Knopf einbauen lassen, als der Wagen neu war.«
    »Von wegen Rostschüssel«, meinte Lupo. »Ich wollte, mein Auto wäre nur doppelt so alt wie Ihres. Meines geht wahrscheinlich schon als Oldtimer durch.«
    Sie fuhren den Waldweg entlang, bis sie auf eine geschlossene Schranke stießen. »Und was jetzt? Haben Sie einen Schlüssel?«
    »Mein Gott, davon lässt sich doch bei uns keiner beeindrucken. Da fährt man halt außen herum.«
    Wozu gab es dann eine Absperrung? Um blöde Städter fernzuhalten? Seltsame Sitten hatten die am Land. Jeder machte sich sein eigenes Gesetz. Und wenn jemand störte, räumte man ihn aus dem Weg.
    Lupo hatte eine Zeit lang davon geträumt, von Wien weg aufs Land zu ziehen, wenn er mal genug Geld verdient hätte. Wegen der Ruhe, der guten Luft und weil es da noch so beschaulich zuging. Mittlerweile kam ihm diese Sehnsucht kindisch vor.
    Abgesehen davon, dass Geld ohnehin einen großen Bogen um ihn zu machen schien, sah die Realität hier erheblich anders aus als seine Träume. Es roch nach Mist, den die Bauern tonnenweise auf die Felder schmissen. Auf der Hauptstraße im Dorf fuhren die Leute Rennen. Zumindest hielt sich kein Mensch an die Geschwindigkeitsbegrenzung von fünfzig Stundenkilometern im Ortsgebiet. Nebenbei bewegten sich vermutlich mehr als die Hälfte der Lenker dabei noch jenseits aller vernünftigen Promillegrenzen, da sie dauernd aus dem Wirtshaus, von irgendwelchen Festen oder von sonstigen Veranstaltungen kamen, wo ordentlich gebechert wurde. Der öffentliche Verkehr war ein schlechter Witz, Taxis gab’s auch keine, und deshalb fuhr jeder mit dem Auto, dem Motorrad oder sogar dem Traktor, wenn es sein musste. Und unschuldige Menschen wurden beim Spaziergang im Wald niedergeschlagen, eingesperrt und umgebracht. Dagegen war die Stadt eine wahre Oase der Erholung!

32
    Als seine Mutter beerdigt wurde, musste er sein heftiges Glücksgefühl tief in der Brust verbergen. Das Wetter war dem Ereignis angemessen. Es schüttete wie aus Schaffeln. Doch als der Sarg in die Grube gelassen wurde, lichteten sich die Wolken, und die Sonne lachte auf die tropfende Trauergemeinde nieder.
    Er hatte gewusst, dass jetzt für ihn bessere Zeiten anbrechen würden. Dass er endlich einmal allein entscheiden konnte, was er tun wollte oder nicht. Dass niemand ihn nerven würde mit tu dies, tu das.
    Doch als er vom Begräbnis nach Hause kam, parkte ein fremdes Auto vor der Tür. Und seine Schwester saß auf der Bank vor dem Haus. Woher, um alles in der Welt, hatte Hilda

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