Saupech (German Edition)
Aber später wird sie die Einladung gern einmal annehmen. In ihrer Jugend waren die zwei mal ein Paar. Kannst dir das vorstellen?«
»Warum nicht? Die Grete muss etwa in seinem Alter sein oder sogar jünger. Der Hias war ja mindestens fünfzehn Jahr älter als sie. Und der Toni war einmal ein fescher Bursch. Sieht eigentlich heut noch gut aus. Und tüchtig muss er auch sein. Schau dir an, was der aus dem alten Hof gemacht hat. Aber er ist so ein Langweiler. Gibt immer nur einsilbige Antworten. Nach zwei Minuten gehen mir da die Gesprächsthemen aus.«
»Die Grete glaubt, dass er sie immer noch liebt und deswegen nie a andere geheiratet hat.«
»Wer’s glaubt, wird selig. Aber wenn’s der Gretel über ihren Kummer hinweghilft, dann soll sie ruhig dran glauben. Und falls es wirklich so sein sollte, ist er ein besonderes Exemplar der männlichen Art, und sie sollte ihn unter Naturschutz stellen lassen.«
»Dorli, du und die Männer – das ist ein eigenes Kapitel. Sag, weißt du eigentlich, dass dein Verehrer, der Kommissar vom LKA St. Pölten, wieder im Ort herumschnüffelt?«
»Nein, Lore, weiß ich nicht. Bei mir hat er sich nicht gemeldet. Außerdem ist er nicht mein Verehrer.«
»Na, ich weiß nicht. So wie der dich letztes Mal angeschaut hat …«
Wann wollte denn Lore gesehen haben, dass Leo Bergler sie angeschaut hatte? Sie war ihm zuletzt begegnet, als ihr die blöde Babsi, die Schöne, den Kaffee über den Rock geschüttet hatte.
»Und wie geht’s zu Haus? Alles roger?«
»Ach, Dorli, frag mich was Leichteres. Der Schurl ist manchmal so penetrant wehleidig, dass ich ihn am liebsten im nächsten Krankenhaus abgeben würd. Die Kinder machen sich schon lustig über ihn. Neulich hat mich Peter gefragt, ob ›der Papa schon wieder seine Tage‹ hat. Zum Glück sind sowohl Lilly als auch Peter recht robuste Kinder.«
»Mein Bruder hat euch gar net verdient. Lore, es tut mir leid, aber ich muss mich jetzt schön langsam auf die Socken machen. Ich muss ins Büro. Und am Abend treffe ich den Wiener Detektiv in Baden.«
»Den, der di gerettet hat?«
»Ja.«
»Der ist a in di verknallt.«
»Lore, du siehst überall nur Herzerln herumfliagen. Weder Lupo noch der Oberleutnant Bergler sind in mich verknallt, und ich schon gar net in einen von denen.«
Das würde ihr zu ihrem Glück gerade noch fehlen. Der eine trug seinen Kopf so hoch, dass er vor lauter Einbildung nicht durch die Tür passte. Der andere hatte ein Selbstbewusstsein wie ein Grottenolm um Mitternacht.
34
Dorli musste Überstunden machen. Am Nachmittag hatte sie der Bürgermeister angerufen. Die mit Spannung erwartete Gemeinderatssitzung, die schon drei Mal verschoben worden war, stand an. Dorli führte, wie immer, das Protokoll. Aus diesem Grund musste sie die Verabredung mit Lupo absagen. Sie würde ihn noch anrufen, wenn es nicht zu spät wurde.
Während die einzelnen Punkte langatmig und mit größter Fadesse abgehandelt wurden, wartete Dorli mit wachsender Spannung auf den Punkt »Umwidmung landwirtschaftlicher Flächen in Bauland«. Das könnte nämlich genau der Grund gewesen sein, warum Bürgermeister Willi Kofler und sein Busenfreund Vinzenz Kogelbauer der alten Kathi Ganglbauer billig ihr Land abluchsen wollten. Dorli hatte die Kathi seit ihrem Gespräch auf dem Friedhof nur einmal aus der Ferne gesehen. Da hatte ihr die Kathi zugewinkt und dann eine Faust mit Daumen nach oben gezeigt.
Endlich war es so weit. Kofler trug den Punkt vor und wollte ihn gleich vertagen.
Sebastian Schiff, genannt Schiffi, Briefträger und Nebenerwerbsbauer, fuhr ihn an: »Bürgermeister, jetzt löcherst uns seit Monaten wegen der Umwidmung. Warum sollt’ ma die jetzt vertagen?«
»Das Projekt ist no net spruchreif«, wollte sich Kofler aus der Affäre ziehen. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Alle redeten durcheinander. Kofler und Kogelbauer plädierten für eine Verschiebung des Projektes um fünf Jahre. Zuletzt ergriff noch einmal Schiffi das Wort.
»Seit einem Jahr liegen uns jetzt der Kofler Willi und der Kogelbauer Vinz mit der Umwidmung in die Ohrwascheln, damit wir ›Wohnraum für unsere Jugend‹ schaffen können. Und jetzt wollt’s des um fünf Jahr verschieben? Ja seid’s wo ang’rennt, oder was? Brauchen die Jungen jetzt plötzlich fünf Jahr ka Wohnung?«
Letztendlich, nach einstündigem Streit, wurde abgestimmt. Die Umwidmung wurde angenommen, mit zwei Gegenstimmen, von Willibald Kofler und Vinzenz
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