Saupech (German Edition)
Kogelbauer. Dorli vermerkte es mit Genugtuung im Protokoll.
Wie sie vermutet hatte, handelte es sich bei den zur Umwidmung vorgesehenen Grundstücken um Kathi Ganglbauers Wiesen.
Nach der Sitzung, als alle anderen schon gegangen waren, hörte Dorli, wie der Kogelbauer den Kofler beflegelte.
»Warum hast denn den Punkt net von der Tagesordnung g’nommen? Bist deppat? Weißt, was uns das jetzt kostet?«
»Die Tagesordnung steht doch schon seit der letzten Sitzung fest. Was kann denn i dafür, dass die blöde Funsen nur so einem komischen Vertrag zustimmen wollt?«
»Irgendwer muss der alten Vettel an Tipp geben haben. Meinst, dass ana von den Deppen aus dem Gemeinderat geplaudert hat?«
»Wie denn? Die haben ja net einmal gewusst, welche Gründe wir ins Aug gefasst haben.«
»Der gierige alte Krampen! Bringt uns um unser Geld.«
»Na ja, Kogelbauer, jetzt lass einmal die Kirchen im Dorf. Eigentlich wollten wir ja sie um ihr Geld bringen. Das hat halt net geklappt. Pech!«
»Wenn ich rauskrieg, wer der Sauhund gewesen ist, der ihr des g’steckt hat, den bring i um!«
»Vinz, pass auf, was du sagst. Grad jetzt, wo die Kieberei einen Serienmörder bei uns sucht, solltest mit solchen Sprüchen vorsichtig sein.«
»Die können mi a am Oarsch lecken!« Der Kogelbauer stürzte aus dem Raum und rannte an Dorli vorbei zum Ausgang. Dort schmetterte er die Tür hinter sich zu, dass der Verputz von der Wand rieselte.
»Ja was hat denn der Kogelbauer heute?«
Bei dieser scheinheiligen Frage musste sich Dorli fest in den Oberschenkel kneifen, um sich das Grinsen zu verbeißen. Den zwei Scheißkerlen hatte sie ordentlich die Suppe versalzen!
35
Er hörte, dass ein Auto vorfuhr, und verließ sein Schlafzimmer. Der Hias, mit einer Partie Fässer auf der Pritsche.
»Was willst denn?«
»Hast noch so an guten Selchspeck?«
»Ich hol dir einen.«
Er ging hinüber in den anderen Trakt. Dann läutete das Handy, und er wurde in ein längeres Telefonat verwickelt. Als er endlich mit dem Speck zurückkam, bemerkte er zu seinem Entsetzen, dass er die Tür zu seinem Kopfkino offen stehen hatte lassen. Und vermutlich war der Hias drinnen gewesen. Denn er war weg. Und – bei genauerem Hinsehen – war mit ihm einer der Köpfe verschwunden.
Panik überflutete ihn. Er musste den Hias finden. Ihm den Kopf abnehmen. Ihn überzeugen, dass … Ja, wovon? Dass dies Puppenköpfe waren? Das würde der in hundert Jahren nicht glauben. Nein, er musste sterben. Bevor er plaudern konnte.
Doch heute war nicht sein Glückstag. Erst war der Hias nicht im Wald. Vielleicht hatte er die Fässer abgeliefert. Doch irgendwann würde er zu seinen Bäumen zurückkehren. Und als er Hias endlich fand, leugnete der, irgendwo drin gewesen zu sein. Und schon gar nicht würde er etwas nehmen, was nicht ihm gehörte. Auf die Frage, warum er dann ohne den Speck weggefahren sei, hatte er geantwortet, dass er nicht so lange warten konnte. Er wollte später noch mal vorbeikommen.
Er hatte ihm nicht geglaubt. Hias musste sterben. Er griff sich einen von den langen, blau angelaufenen Pechernägeln und stach ihm damit ins Auge. Als Hias aufschrie, hob er einen Stein auf und schlug so lange auf den Nagelkopf ein, bis der Stift tief in Hias’ Gehirn eingedrungen und der tot umgefallen war. Nicht einmal gewehrt hatte er sich, der dumme Kerl.
Da hörte er hinter sich eine zittrige Stimme. »Was machen S’ denn da?« Die Alte hielt ein Handy in der Hand und drückte gerade auf eine Taste. Warum musste sich die blöde Touristin in Angelegenheiten einmischen, die sie überhaupt nichts angingen? Er hatte keine Wahl. Er musste die Frau auch erledigen, wollte er nicht auffliegen.
Und dann hieß es, die Beine in die Hand zu nehmen. Denn die Alte war mit einer Gruppe anderer Senioren unterwegs, die plötzlich lautstark über den Pecherlehrpfad herangetrampelt kamen. Er fasste sie unter den Armen und schleifte sie ein ganzes Stück tiefer in den Wald. Dort ließ er sie liegen und rannte, bis seine Lungen brannten.
Und die ganze Zeit überlegte er, ob es sein könnte, dass der Hias den Kopf wirklich nicht genommen hatte. Dann hätte er heute ohne Grund zwei Menschen umgebracht. Na ja, die Amis nannten so etwas Kollateralschäden. Und was die Affenbluzer konnten, das konnte er schon lang.
Aber wer sollte dann einen Kopf aus seiner Sammlung gestohlen haben? Hätte er nicht lieber den Hias befragen sollen, ob sonst wer da gewesen war, während er in der Selch stand und
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