Saupech (German Edition)
telefoniert hatte? Und welcher Kopf war das überhaupt gewesen? In seiner Hektik hatte er gar nicht darauf geachtet. Hoffentlich wenigstens keiner aus dem Dorf!
Scheiße, Scheiße, Scheiße! Was sollte er denn jetzt tun?
In der Nacht war er noch einmal zu dem Ort geschlichen, wo er die Alte erledigt hatte. Ihre Tasche und den Fotoapparat hatte er gefunden und mitgenommen, ebenso den Stein, mit dem er den Hias erledigt hatte. Das Handy der Alten war weg. War aber nicht so wichtig. Hier gab es ohnehin keinen Empfang. Man konnte es daher nicht orten.
36
»Hallo, Susi! Karl Kinaski hat mir erzählt, dass du hier arbeitest. Da wollt ich einmal vorbeischauen und Hallo sagen.«
»Dorli, wie schön, dich zu sehen!«
Susi sprang hinter dem Ladentisch hervor und schloss Dorli in die Arme. »Hast eine gute Zeit erwischt, im Moment ist net viel los im Laden. Sonst komm ich oft net einmal dazu, dass ich zwischendurch ein Glaserl Wasser trink. Willst einen Kaffee? Und frische Erdbeerschnitten hab ich auch.«
»Gern, beides. Setzt du dich dann kurz zu mir?«
Susi brachte Getränk und Kuchen und nahm Dorli gegenüber Platz.
»Ist schon ein Segen, dass der Meixner so einen tollen Reiterhof aufgebaut und dann noch den Shop aufg’macht hat. Sonst wär ich wahrscheinlich immer noch arbeitslos.«
»Wie lange machst denn das schon?«
»Jetzt werden es bald zwei Jahre. Schmeckt dir die Erdbeerschnitte?«
»Die ist hervorragend.«
»Hab i selber g’macht. Nur die Erdbeeren sind aus Italien, unsere sind noch nicht reif.«
Die Türglocke bimmelte und verkündete Kundschaft. Susi sprang auf und eilte zur Verkaufstheke. Doch es war Toni Meixner.
»Hallo, Dorli. Das ist aber eine Überraschung! Erst sehen wir uns eine Ewigkeit nicht, und jetzt laufst mir zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit über den Weg.«
»Hallo, Toni. Ich wusste gar nicht, dass die Susi bei dir arbeitet. Ja nicht einmal, dass zu deinem Gestüt ein Shop gehört. Sonst hätte ich neulich wenigstens auf einen Sprung reing’schaut. Die Susi und ich sind seit einer Ewigkeit befreundet. Als mir Karl Kinaski erzählt hat, dass die Susi hier arbeitet, da musste ich sie gleich besuchen.«
»Lass gut sein. Bei uns muss sich die Kundschaft nicht dafür entschuldigen, dass sie was konsumiert.« Toni lächelte. Gleich darauf wurde seine Miene wieder ernst.
»Was sagt die Polizei, unser Freund und Helfer? Schon Spuren?«
»Keine Ahnung, Toni. Angeblich soll die Kripo wieder im Ort unterwegs sein. Bei mir war niemand, und gesehen hab ich auch keinen von denen.«
»Hauptsache, sie finden den Mörder vom Hias.«
»Das sehe ich auch so. Susi, ich muss wieder. Wenn du Zeit hast, ruf mich an. Dann setzen wir uns mal zusammen und quatschen über alte Zeiten. Was bin ich denn schuldig?«
»Nix, du bist eingeladen«, antwortete Toni, bevor Susi auch nur Luft holen konnte.
»Danke, sehr freundlich.«
Dorli nahm ihre Jacke vom Haken und verließ den Laden des Reiterhofs. Seltsam. Toni neigte normalerweise nicht dazu, jemanden einzuladen. Und bei ihr hatte er es schon zweimal getan. Wollte er etwas von ihr? Und wenn ja, was? Doch nicht etwa flirten?
37
»Schöne Babsi, kommen S’ bitte zu mir rein?«
Ach, wie Dorli die zwei Turteltauben auf die Nerven gingen! Wenn sie sich außerhalb der Amtsstube vergnügt hätten, bitte sehr, das wäre ihre Sache. Doch so, wie sie hier ihr Verhältnis mehr oder minder öffentlich zur Schau trugen, das war eine Schande. Aber was zum Teufel konnte sie dagegen tun? Ertragen oder kündigen, so sah die Welt der Dorli Wiltzing aus.
Seufzend wandte sie sich dem neuen Hirtenbrief zu. Darin stand, dass es der Gemeinde nach langwierigen Verhandlungen gelungen sei, ein geeignetes Grundstück zur Errichtung von Wohnraum für die Jungfamilien im Ort zu finden. Dass dieses bereits von Grünland in Bauland umgewidmet sei und die Aufschließungsarbeiten im Gange seien. Wenigstens ein kleiner Lichtblick an diesem Tag! Wenn sie an den stinkwütenden Kogelbauer dachte, fühlte sich Dorli gleich viel besser.
»Griass di, Dorli!«
»Hallo, Frau Bürgermeister.« Die Gundl! Na das konnte lustig werden.
»Is mei Mann da?«
»Er ist in einer Besprechung und will nicht gestört werden«, versuchte Dorli diplomatisch das Schlimmste zu verhindern.
»Aber geh, das gilt doch net für mi!« Die Gundl lachte von einem Ohr zum anderen. »Für mi hat der Willi immer Zeit.«
Gundl schritt zur Tür des Bürgermeisterbüros und riss sie schwungvoll auf, ohne
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