Saupech (German Edition)
machen denn die mit den Zapfen?« Lupo schaute den beiden Damen verblüfft hinterher.
»Welchen Zapfen?«
»Na, den Tannenzapfen, die die im Sackerl tragen.«
»Ah, Sie meinen die Bockerln von den Föhren!«
»Nennt man die so? Von mir aus. Aber warum tragen sie die aus dem Wald?«
»Die Föhrenbockerln sind die besten Unterzünder. Egal, ob zum Grillen oder für den Kamin im Haus. Bockerl mit dem Feuerzeug anzünden, drüber ein paar Weichholzspäne und dann gleich die Buchenscheiter. Das brennt besser als alles andere und kost nix. Gibt’s umsonst im Wald.«
»Und warum kaufen die Leut dann alle die sauteuren Grillanzünder, die noch dazu bestialisch stinken?«
»Entweder weil sie zu faul zum Bockerlnsammeln sind oder weil sie keine Ahnung mehr von der Natur haben.«
Lupo schüttelte den Kopf. »Wenn ich mit Ihnen in den Wald geh, lern ich jedes Mal wieder was dazu. Wieso wissen Sie das alles?«
»Weil unsere Eltern nicht gerade reich waren und wir mit wenig auskommen mussten. Dazu sind sie noch früh gestorben, und mein Bruder hatte schon eine eigene Familie, sodass ich lernen musste, mich billig über die Runden zu bringen. Ich heiz heute noch das kleine Haus mit einem einzigen Kachelofen und einem Strahler im Bad. Im Vergleich dazu, was manche fürs Heizen ausgeben, kommt das sehr günstig.«
»Sie haben’s wohl auch nicht leicht gehabt im Leben?«
»Ach was. Wer hat’s denn heut schon leicht? Es hat nur jeder andere Sorgen. Und immerhin lebe ich noch, im Gegensatz zu etlichen anderen Mitbürgern.«
»Hört man eigentlich was von der Polizei? Kommen sie dem Serienmörder näher? Wissen Sie was, Dorli?«
»Keine Ahnung. Angeblich sind sie schon seit Tagen im Ort unterwegs. Ich hab keinen vom Landeskriminalamt gesehen, nicht einmal unsere Dorfpolizisten. Aber am Gemeindeamt war’s die Woche ein bisserl hektisch. Vielleicht hab ich deswegen nicht so viel mitgekriegt. Stellen Sie sich vor, meine bildungsferne Kollegin wurde gekündigt.«
»Vom Bürgermeister? Aber der steht doch auf sie.«
»Nicht von ihm direkt. Von seiner Frau!«
»Wie das?«
»Sie hat die beiden in flagranti erwischt. Der Kofler war so blöd, dass er nicht einmal sein Büro abgesperrt hat, wenn er mit der Zenzi g’schnackselt hat.«
»So viel Dummheit gehört einfach bestraft. Mich wundert nur, dass ihm die komische Nudel gefallen hat.«
»Sie kennen eben die Frau Bürgermeister nicht.«
»Oha!« Lupo hob einen Ast auf und ließ sich mit Idefix auf eine Rangelei ein. Idefix knurrte und zog an dem Ast, dass er Lupo fast aus den Schuhen riss.
»Das macht Spaß, alter Junge, gell?«
»Solche Spiele liebt er. Aber mir ist das zu wild. Ich werfe ihm Bälle und Äste. Das muss reichen.«
»Und wo stehen wir jetzt mit unseren Vermutungen?« Lupo holte ein Taschentuch aus seiner Rocktasche und wischte sich die Hände ab.
»Die Autos bringen uns nicht wirklich weiter. Allein der Kinaski kennt vier Leute aus der Gegend, die so einen Riesenschlitten besitzen. Wer weiß, wer noch so was fährt. Aber ich hab mir was anderes überlegt.«
»Und was?«, fragte Lupo.
»Der Täter musste doch irgendwie die Leichen verschwinden lassen. Das ist gar nicht so einfach. Und über die Zeit waren das ja eine ganze Menge. Wenn er sie vergraben hätte, dann wäre sicher mal eine aufgetaucht. Oder ein Wildtier hätte etwas ausgegraben. Natürlich könnte er sie, wenn er ein Bauer ist, auch auf einem seiner Äcker oder im Wald verbuddeln. Doch da hätte ihn jemand beobachten können. Es gibt allerdings eine relativ einfachere Lösung – unter den richtigen Voraussetzungen. Nun, werter Herr Detektiv, eine Quizfrage. Was beseitigt organische Reste biologisch und rückstandsfrei?«
»Keine Ahnung. Damit musste ich mich bisher nicht beschäftigen. Was heißt da überhaupt biologisch?«
»Na das, was es aussagt. Ohne Chemie.«
»Dorli, ich begreif nicht, worauf Sie hinauswollen. Bisher dachte ich, Leichen werden in Salzsäure aufgelöst.«
»Das machen nur strohdumme Stadtneurotiker. Am Land funktioniert das viel einfacher. Welches Vieh frisst alles?«
»Ein Hund?«
»Blödsinn, Schweine! Und wer hat hier in der Gegend Schweine?«
»Ein Bauer?«
»Der Kandidat Wolfgang Schatz hat hundert Punkte. Aber nicht irgendein Bauer. Nur einer hat hier Schweine. Und den werden wir jetzt besuchen.«
Als Dorli in die Zufahrt zum Hof des Vinzenz Kogelbauer einbiegen wollte, bremste sie sich so scharf ein, dass Lupo auf der Beifahrerseite mit dem Gesicht
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