Saupech (German Edition)
zwei Zentimeter hinter der Windschutzscheibe klebte.
»Marandana! Was ist denn los?« Lupo klammerte sich an den Haltegriff über dem Seitenfenster.
»Der ganze Hof ist voller Polizei.«
»Jö ja. Die brauchen unsere Hilfe gar nicht mehr. Denken Sie, dass die hier fündig werden?«
»Weiß nicht. Der Kogelbauer ist ein echter Ungustel. Aber das heißt noch lang nicht, dass er Leute umbringt. Andererseits ist auch nicht gesagt, dass er’s nicht war, wenn die nix finden. Jedenfalls können wir hier im Moment nichts tun.«
Dorli wendete und fuhr wieder zurück zu ihrem Haus.
»Wenn Sie jetzt noch Zeit haben, Dorli, dann sollten wir endlich ein Glaserl Sekt miteinander trinken. Auf die glorreiche Rettung des Anselm de Bontemps. Die nur dadurch zustande kam, dass Sie mir die Wadeln nach vorn g’richt’ haben.«
»Tja, meiner Erfahrung nach brauchen das alle Männer von Zeit zu Zeit. Scheinbar fördert das enorm das Denkvermögen. Na dann, kommen S’ mit rein.«
39
Bürgermeister Willibald Kofler schlich durch die Gegend wie ein geprügelter Hund. Wüsste Dorli nicht, was zu diesem Zustand geführt hatte, er hätte ihr glatt leidtun können. Sicher machte ihm die Gundi die Hölle heiß. Und vermutlich war die »schöne Babsi« auch nicht ohne Weiteres aus seinem Leben verschwunden. Aber das war sein Bier.
Sie klopfte die letzten Zeilen des Hirtenbriefes in den Computer, da klingelte das Telefon.
»Frau Wiltzing, können Sie mir die Unterlagen zum Projekt ›Erneuerung des Straßenbelags in Langebichl‹ zum Kirchenwirt rüberbringen? Der Chef der Firma Brandtner sitzt grad mit mir z’sammen.«
Aha. Wieder einmal ein Gemauschel. Diesmal mit dem Asphaltierer Brandtner. Was der wohl für den Bürgermeister tun musste, um unter der Hand den Auftrag zu bekommen?
Dorli ging ins Bürgermeisterbüro und durchsuchte die Aktenstapel auf dem Tisch. Was da wieder alles herumlag! Konnte der Mensch nicht wenigstens die erledigten Akten an sie weitergeben? Sie würde sie ablegen. Sie erwartete ja ohnehin nicht, dass er das selbst tat. Auf dem Tisch herrschte ein richtiger Saustall.
Endlich fischte sie die Akte aus einem Haufen alter Zeitungen. Nur gut, dass die Schöne nicht mehr da war. Die hätte den Zeitungsstoß unbesehen in den Mistkübel geschmissen.
Als Dorli zum Kirchenwirt kam, waren die üblichen Verdächtigen versammelt. Neben dem Bürgermeister und dem Brandtner saßen da noch der Kogelbauer, Haslinger, ein alter Saufkumpan von ihm, der schon die längste Zeit mehr im Delirium als sonst was war, durchbrochen von gelegentlichen lichten Momenten, die er für eine neue Bestellung nutzte, der Förster und etliche der Dippelbrüder, die immer schon die meiste Freizeit im Gasthaus verbracht hatten. Es ging hoch her.
Der Kogelbauer erzählte gerade einen Witz.
»Trifft ein Fleischhauer einen Kollegen: ›Heut hab ich achtzig Kilo Gammelfleisch an’bracht.‹ Der andere neidisch: ›Wie hast denn des gemacht?‹ – ›I hob mi scheiden lassen!‹«
Brüllendes Gelächter. Mein Gott, war das ein primitiver Haufen! Dorli schüttelte sich.
Sie wollte dem Bürgermeister nur so schnell wie möglich seinen Akt geben und wieder verschwinden. Doch dann hielt sie inne.
»Was hat denn die Kieberei von dir wollen, Vinz?«, hatte gerade einer der Dippelbrüder gefragt.
Jetzt könnte das Gespräch interessant werden.
»Die haben sich da irgendeinen Schwachsinn aus die Finger zuzelt, dass der Serienmörder ein Saubauer sein könnt. Und nur weil i Schweindeln hab, haben die Trotteln bei mir alles auseinanderg’nommen. I hab drei Tag braucht, bis wieder alles sei’ Ordnung g’habt hat. Und die Oberschwuchtel von denen, der Bergler, hat großkotzig g’meint, sie würden wiederkommen. Wenn der si das wirklich traut, dann hat er a Beschwerde am Hals, die sich g’waschen hat. Und a Klag wegen Betriebsstörung und Verdienstentgang. Die glauben doch net, dass i mir das g’fallen lass? I kenn den Chef von dem Windbeutel, den Leiter vom Landeskriminalamt. Den hab i eh schon ang’rufen. Der wird den Deppen einmal richtig z’sammstauchen. Der wird schaun!«
Es änderte sich wohl nie etwas. Jeder kannte irgendwo jemanden, der für ihn intervenierte. Wie sollte da in Österreich jemals was weitergehen? Egal, ob bei polizeilichen Ermittlungen, in der Politik oder sonst wo. Dorli fand das einfach nur zum Kotzen. Sie knallte Willi Kofler den Akt vor die Nase und machte, dass sie rauskam. Bevor sie sich an Ort und Stelle
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