Saupech (German Edition)
Auftrag.«
»Ach! Wieder mal in der Antarktis?«
»Net ganz. In Oberstinkenbrunn. Da find ich sogar ohne deine Unterstützung hin.« Lupo trat zu ihr und strich ihr übers Haar. »Pass auf dich auf. Vielleicht brauch ich wieder mal Hilfe.«
»Die brauchst du sicher. Die Frage ist nicht ob, sondern wann.«
Lupos braune Augen leuchteten warm, als er ihre Hand losließ. Dabei fiel Dorli auf, dass er einen neuen Anzug und ein sauberes Hemd trug, seine Schuhe geputzt waren, dazu das Haar ordentlich geschnitten und frisiert war. Eigentlich ein fescher Kerl. Und – er hatte ihr das Leben gerettet.
Sobald Lupo aus der Tür war, trat Lore zu Dorli, mit einem wissenden Lächeln um die Lippen.
»Sag jetzt nix, Lore. Kein Wort! Sonst schick ich den Nächsten, der mit Leo äußerln geht, vor dein Haus.«
Epilog
Jedes Jahr fand an einem Sonntag Mitte September das Pecherfest bei der Pecherkapelle im Wald am Hart statt.
Dorli hatte Lupo eingeladen, an diesem Fest teilzunehmen. Er war mit ziemlich gemischten Gefühlen in sein Schrottauto geklettert und losgefahren.
Seit er Dorli das letzte Mal gesehen hatte, waren drei Monate vergangen, und sie hatten nur gelegentlich telefoniert. Irgendwie hatte er den Eindruck gewonnen, dass sie sich immer mehr von ihm zurückzog.
Er beanspruchte ja keine Dankbarkeit. Aber nach ihrer Rettung hatte er gedacht, dass es ein wenig mehr als nur Sympathie war, die sie ihm entgegenbrachte. Doch die schien sich auf Nimmerwiedersehen verflüchtigt zu haben. Jetzt, auf dem Weg zu ihr, nagte die Angst an ihm, er könnte recht behalten. Noch dazu würde er heute ihre ganze Familie kennenlernen.
Als er aus dem Wald heraus auf die Weite der Hochebene gelangte, lagen die abgeernteten Felder in der prallen Sonne. Dazwischen leuchteten einige quietschgelb. Dorli hatte ihn darüber aufgeklärt, dass dies Senf war. Der wurde als Bodenverbesserer angebaut. Kurz vor dem Frost wurde ein Teil geerntet und der Rest eingeackert. Dadurch wurde der Boden nicht nur gedüngt, sondern auch gegen Erosion geschützt.
Darüber wölbte sich ein blitzblauer Himmel. Der Wald leuchtete in allen Grünschattierungen, mit ein paar gelben und roten Einsprengseln als erstem Gruß vom nahen Herbst. Gerade voraus Hohe Wand und Schneeberg, daneben sanfte dunkelgrüne Hügel, mit Kiefernwald bedeckt. Lupo hielt an und stieg aus. So weit der Blick auch schweifte, nirgends wurde er eingeengt. In der einen Richtung sah man die Berge, auf der anderen Seite, hinter einem Kamm, lag der Neusiedler See. Links davon das Wiener Becken, wo man an klaren Tagen bis in die Slowakei blicken konnte. Er verstand, warum Dorli mit diesem Flecken Erde so verbunden war. Viel schöner konnte man es auf dieser Welt nicht haben.
Plötzlich holte ihn bestialischer Gestank aus seinen Träumen. Es miefte schon wieder übelkeiterregend nach Mist! Kein Wunder. Denn auf dem nahe gelegenen Feld versprühte ein Tankwagen stinkende braune Brühe in hohem Bogen. Also kein Mist diesmal, sondern Gülle. Roch allerdings genau so übel. Verdammt, konnten die das Zeug nicht irgendwo vergraben?
Er sprang in seinen Wagen, startete und floh, so schnell er konnte. Er bog in die Straße ein, die zum Hart führte. Die hohen Föhren bildeten hier eine Allee. Die sonst so verlassene Straße diente heute als Parkplatz. Musste ja höllisch was los sein, an der Menge der abgestellten Autos gemessen. Er quetschte seinen Wagen in eine Lücke, die gerade so groß war, dass er noch reinpasste.
Lupo stieg aus und hörte es unter seinem linken Fuß knatschen. Mist! Ausgerechnet hier musste eine Wasserlacke sein. Sein frisch geputzter Schuh wurde jetzt durch eine Gatschlinie bis auf halbe Höhe verziert. Lupo hüpfte auf einem Bein beiseite, warf die Autotür zu und tat sein Möglichstes, nicht noch einen Bauchfleck in den Morast hinzulegen.
Mit Hilfe eines Papiertaschentuchs versuchte er den Dreck vom Schuh zu wischen, mit dem Erfolg, dass der nun nicht viel sauberer aussah, dafür seine Hände auch noch schmutzig waren. Heute war wohl nicht sein Tag. Ob er gleich wieder heimfahren sollte? Verärgert wischte er den Schmutz von seinen Händen an die Hosenbeine. Fiel bei einer grauen Jeans vermutlich am wenigsten auf.
Langsam schritt er die Straße entlang, die er mit Dorli einige Male gefahren war. Die hohen Stämme der Föhren wirkten im Gegenlicht fast schwarz. Durch die Äste schimmerte der unglaublich blaue, wolkenlose Himmel. Vögel zwitscherten, Bienen summten, und über
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