Saupech (German Edition)
respektieren«, sie machte eine dramatische Pause, »ist ihr Bike.«
Dorli lächelte und wies auf einen Sessel. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
»Nein, ich muss ohnehin gleich weiter. Wollt nur sehen, wie’s Ihnen geht.«
»Gut. Morgen darf ich wahrscheinlich eh schon wieder heim. Wird Zeit. Mein armer Wuffel wird schon ganz traurig sein.«
»Dann noch gute Besserung. Und vielleicht schaffen wir’s mal, dass wir uns sehen, ohne dass Leichen und Schwerverletzte in der Gegend herumliegen.«
»Ach, wär das net richtig fad?«
»Nein, schön! Adieu, Dorli. Gute Besserung. Und lassen Sie sich von dem Privatschnüffler nicht einlullen. Die haben alle ein paar Schrauben locker.«
»Nicht mehr als die Kripoleut, die fürs halbe Geld die doppelte Arbeit machen!« Lupo sprang vom Bett und reichte Bergler die Hand. »Danke.«
»Wofür?«
»Dass Sie mir geglaubt haben. Sonst wär Dorli vielleicht heute nicht mehr unter uns.«
Leo Bergler machte eine wegwerfende Handbewegung. »War doch wohl Ehrensache, die schöne Jungfrau vor dem Drachen zu bewahren! Obwohl das vermutlich vergebliche Liebesmüh war. Sie hat sich eh gleich drauf wieder einen andern g’funden. Drachen, mein ich.« Er grinste Lupo wölfisch an. »Und jetzt, meine Damen, mein Herr, habe die Ehre.«
Kurz darauf verabschiedete sich auch Lupo, da Dorli vor Müdigkeit kaum noch die Augen offen halten konnte.
»Dorli, wie ich dich beneid!« Lore setzte sich noch kurz an Dorlis Bett.
»Warum? Wolltest auch eine zerschnittene Visage?«
»Geh, red net so an Blödsinn. Aber du hast gleich zwei Verehrer.«
»Bist narrisch? Wen denn?«
»Na die zwei, den Typen vom LKA und den Detektiv aus Wien.«
»Bist damisch? Der eine tragt sein Schädel so hoch, dass er kaum durch die Tür passt. Und der andere hat a Selbstbewusstsein wie a Regenwurm.«
»Da hast immerhin die Wahl zwischen Pest und Cholera.« Lore grinste verschmitzt.
»Danke, Schatzerl. Ich bin schon bedient. Ich bleib lieber allein.«
»Sag, kannst du dir vorstellen, dass der Toni all die Jahr so viele Leute umbracht hat, und niemand hat auch nur den leisesten Verdacht gehabt?«
»Bevor er mir dieselbe Ehre zuteilwerden lassen wollt, hätt ich das nie geglaubt. Dabei war er so erfolgreich mit dem Reiterhof.«
»Denkst, dass der geistesgestört ist?«
»Na ja, Lore, würdest du das als normal bezeichnen, wenn einer in einem Zimmer sein ›Kopfkino‹ aufbewahrt und darin die Köpfe von mindestens zwanzig ermordeten Menschen in Harz eingegossen stehen? Wenn der nicht gestört ist, wer dann? Und jetzt sei so guat und lass mi a bisserl schlafen.«
53
Als Dorli endlich wieder nach Hause kam, führte Idefix-Leo einen Freudentanz auf. Er winselte und sprang an ihr hoch und leckte über ihr Gesicht.
»Ja, du Fellhaufen, du bist ma a abgangen.«
Dorli räumte ein wenig auf. Kaum hatte sie sich mit einer Decke auf die Bank im Wohnzimmer gelegt, läutete es an der Tür. Und in der nächsten halben Stunde versammelte sich praktisch das halbe Dorf bei ihr zu Hause zum Willkommen. Bertl Wagner wartete mit den neuesten Erkenntnissen der Kripo auf.
»Dorli, das wird di ganz besonders freuen. In Tonis Kopfkino fanden sich neben den Köpfen auch Videoaufzeichnungen von einigen Morden. Die sind angeblich so grauslich, dass sie vom LKA sofort unter Verschluss genommen wurden. Und dann lag da noch ein Band bereit, auf dem stand ›Für die Polizei‹. Darauf legt der Meixner ein Geständnis ab. Seine Morde trafen selten Unschuldige, wie er meinte, oder wären direkt eine Erlösung für die Betroffenen gewesen. Aber für die letzten Morde zeichne er nicht verantwortlich, obwohl er sie ausgeführt hat.
Eine Frau mit einer Stimme wie die Frau Knackal aus MA 2412 hat ihm einen Kopf und ein Videoband aus seinem Kopfkino geklaut. Er hat den Hias verdächtigt, der kurz vorher bei ihm gewesen ist. Als er ihn zum Schweigen brachte, hat ihn eine völlig unbeteiligte Ausflüglerin dabei überrascht und wollte die Polizei verständigen. Da musste er sie auch erledigen. Und dann hat ihn die Frau, die wirklich seine Sachen gestohlen hat, erpresst. Er musste für sie die Gundl umbringen. Sie behauptete, seine Tochter aus einer flüchtigen Beziehung zu einer Hure namens Gerda Gieswein, besser bekannt als die rote Gerda, zu sein. ›Wer auch immer sie ist, auf ihr Konto gingen die letzten drei Morde‹, waren seine letzten Worte. Damit endete das Band.«
Bertl Wagner setzte sich und nahm sich ein Glas.
»Ganz schön
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