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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Bankett. Von
weiter oben her sah sie einen Kieslaster herunterkommen. Der andere Wagen
hockte ihr noch immer am Kotflügel.
    Fanni schluckte und steuerte weiter auf den Randstreifen hinaus.
Plötzlich gab der Boden nach. Sie trat hart auf die Bremse. Der Mitsubishi kam
abrupt zum Stehen, und Fanni schlug sich den Kopf am Lenkrad – aber nicht
sehr, sie spürte es kaum.
    Als sie sich umschaute, war die Straße leer. Die Kühlerhaube des
Mitsubishi zeigte sich mit Zweiglein dekoriert und – sie hing schräg nach
untern.
    Rückwärtsgang!
    Fanni legte den Rückwärtsgang ein und gab zuerst vorsichtig Gas,
dann resoluter. Sie musste das Pedal fast durchtreten, bis sich der Wagen
bewegte. Erdklumpen spritzten nach allen Seiten. Fanni verringerte den Druck
aufs Gaspedal, lenkte gegen, überwand den lockeren Erdhaufen. Und dann befand
sich ihr Wagen wieder auf der Straße. Sie legte den ersten Gang ein, nach einer
Weile auch den zweiten. So kroch sie bis zum Parkplatz. Dort stellte sie den
Motor ab und blieb sitzen.
    »Fanni!« Sprudel riss die Wagentür auf. Fanni rührte sich nicht. Er
rannte auf die andere Seite, öffnete die Beifahrertür, glitt neben sie und nahm
sie in Arme. Es dauerte eine Zeit lang, bis sich Fanni so weit erholt hatte,
dass sie erzählen konnte, was ihr widerfahren war.
    »Das alles ist kein Zufall mehr«, grollte Sprudel.
    »Was«?, fragte Fanni dumpf.
    »Ein mysteriöser Reifenplatten, eine lockere Werkzeughalterung, ein
Rowdy, der dich von der Straße drängt. Irgendjemand versucht, dich zu …
Jedenfalls versucht er, dir einen Schrecken einzujagen.«
    »Warum?«, sagte Fanni matt.
    »Vielleicht weil er möchte, dass du mit dem Herumschnüffeln im Fall
Mirza aufhörst.«
    Fanni nickte ein paarmal hintereinander. »Dann gibt es also was zu
entdecken.«
    »Sicher«, antwortete Sprudel. »Aber ich frage mich, woher unser
Täter weiß, dass wir es auf ihn abgesehen haben.«
    Fanni nickte wieder, und dann sagte sie: »Er wird es vermuten.
Sobald ich – Dienstag ausgenommen – über den Erlenweiler Ring fahre,
falle ich auf wie ein Schneemann im Sommer. Jeder im Ort fragt sich, was ich
vorhabe. Außerdem hab ich nie verheimlicht, dass ich Klein nicht für Mirzas
Mörder halte.«
    »Zudem hat keiner vergessen, dass tagelang ein Kommissar bei dir
aus- und eingegangen ist«, fügte Sprudel hinzu. »Wir hören auf damit, Fanni,
Schluss, aus.«
    Fanni richtete sich senkrecht in ihrem Sitz auf, in ihre Wangen kam
die Farbe zurück. Sie starrte Sprudel an, plötzlich grinste sie. »Und wie
könnte unser Täter erfahren, dass er sich um mich nicht mehr zu bemühen
braucht? Soll ich auf dem Straßenschild ›Erlenweiler Ring‹ einen Anschlag
anbringen? ›Fanni Rot hat damit aufgehört, ihre Nachbarn zu verdächtigen.
Sollte sie außertourlich den Erlenweiler Ring befahren, dann befindet sie sich
nur auf dem Weg zu ihrem Bastelkurs. Hans Rot kann das bestätigen‹.«
    »Bas … Bastelkurs?«, stotterte Sprudel.
    »Mein Alibi für unsere Verabredungen«, erklärte Fanni und fuhr fort.
»Begreif doch, Sprudel, selbst wenn es sich bei diesen … Missgeschicken
um … Sabotage gehandelt hat, würde es nichts nützen, deshalb die Flinte
ins Korn zu werfen.«
    Sprudel stöhnte.
    Fanni schwieg.
    Nach einer Weile gab Sprudel zu: »Du hast recht, Fanni. Das Einzige,
was hilft, ist, schnellstens den Täter dingfest zu machen.«
    »Genau.«
    Sie hingen eine Zeit lang ihren Gedanken nach, dann sagte Sprudel:
»Was war es denn für ein Auto, das dich verfolgt hat?«
    »Grün«, antwortete Fanni.
    »Die Marke, Fanni.«
    »Ich hab keinen Schimmer, Sprudel. Aber eines weiß ich, in
Erlenweiler fährt niemand so ein grünes Auto.«
    »Und wie sah der Mann hinter dem Steuer aus?«, hakte Sprudel nach.
    »Den hab ich nicht gesehen. Ich hatte doch viel zu viel zu tun.
Woher sollte ich noch die Zeit nehmen, durch die Windschutzscheibe von dem
Wagen hinter mir zu gaffen?«
    Sprudel nahm ihre Hand und hielt sie einen Augenblick fest. »Hast du
Lust, ein Stück zu laufen?«
    »Klar doch.«
    Sie wanderten eine weite Strecke schweigend dahin. Plötzlich fragte
Fanni: »Was hast du über Kundler herausgefunden?«
    »Laut Protokoll«, antwortete ihr Sprudel, »war Kundler zur Tatzeit
in Regensburg auf einer Tagung für bairische Mundart. Er ist um acht Uhr
morgens von zu Hause weggefahren und um fünf Uhr nachmittags zurückgekommen.«
    »Das hat mir seine Frau gestern auch erzählt«, sagte Fanni.
    »Wie bist du denn an sie

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