Sautanz (German Edition)
kannte!
Kurz darauf stürmten Lilly und Peter herein und machten sich über die Kekse her.
»Der Punsch is ohne Alkohol, den könnt’s ihr a trinken!«, erklärte Grete und füllte auch den Kindern die Teegläser voll. Zu Dorli gewandt, fuhr sie fort: »Jetzt is wieder Leben im Haus. Und außerdem essen die Kinder die Kekserln, die i für den Hiasi no eing’frorn hab. Für mi sind die Lore und die Gschrapperln der reinste Jungbrunnen. Und weißt, was des Beste is?«, fragte sie Dorli.
Sie schüttelte den Kopf.
»I hab die Fußpflege im Haus!«
Jetzt mussten alle grinsen. Die Gretel hatte sich nicht nur von ihrem Schock nach dem Mord an ihrem Mann erholt, sie hatte auch ihren Humor wiedergefunden. Hier waren Lore und die Kinder wirklich gut aufgehoben, dachte Dorli. Sie wurden nicht nur mit offenen Armen empfangen, sie wurden ein wenig aufgemuntert und liebevoll betreut.
Bevor Dorli ging, nahm Lore sie noch kurz beiseite. »Sag, kannst beim Schurl vorbeifahren und schauen, ob er eh die Katzen versorgt? Ich will dort net hin.«
Ich auch nicht. Aber irgendwer musste nach Glenfiddich und Ballantines schauen.
16
Lupo war nach Hause gefahren und hatte sich von der Hohen Warte die Wetterdaten für Mittwoch, den 18. September, faxen lassen, und zwar speziell für den Raum Neusiedler See.
Danach hatte er sich in seinem kleinen Wohnzimmer an den Schreibtisch gesetzt und sich einen Planausschnitt des Burgenlandes ausgedruckt, der den See sowie die umliegenden Orte zeigte. Dabei fiel ihm auf, dass der See eigentlich aussah wie eine leicht zerfledderte Schuheinlage. Und zwar für den linken Schuh. Witzig!
Er trug die Ruster Marina ein, den Ausgangspunkt der Segelpartie, die für Smekal mit dem Tod geendet hatte, den Platz des Leichenfundes etwas unterhalb von Podersdorf und den Ort kurz vor der ungarischen Grenze, nahe Illmitz, an dem das Boot gefunden worden war.
Und dann gewann er die Überzeugung, dass Beat Eberli mit seiner Vermutung richtigliegen dürfte.
Der Wind war am Abend aus Südwest gekommen und hatte zu Sturmstärke aufgefrischt. Wäre Smekal beim Segeln über Bord gegangen, hätte das Boot, das ja unter Segeln war, ungefähr dort im Schilf landen müssen, wo später Smekals Leiche gefunden wurde. Er hatte zu diesem Zeitpunkt eindeutig noch gelebt, vermutlich noch eine ganze Weile. Der Tod war laut Autopsie gegen dreiundzwanzig Uhr durch Ertrinken eingetreten. Der Wind blies zu dieser Zeit in Sturmstärke immer noch aus Südwest. Smekals Leiche trieb langsam Richtung Podersdorf. Das Segelschiff hätte vor ihm dort sein müssen.
Die Frage war: Wie kam das Boot dann in die Nähe der ungarischen Grenze? Wäre die Jacht bereits in der Nähe von Podersdorf im Schilf festgesessen, hätte sie dann so weit nach Süden abgetrieben werden können? Höchst unwahrscheinlich, da der Wind ja ungefähr um dreiundzwanzig Uhr schön langsam auf Nordwest drehte. Das Boot wäre aus dem Schilf nicht mehr weggekommen. Und selbst wenn es noch nicht ganz am Schilfgürtel gestrandet wäre, wäre es ein paar hundert Meter unterhalb der Leiche angekommen. Aber nicht in der Gegend von Illmitz.
Für Lupo war klar, Smekal konnte nicht allein gewesen sein. Sein Mörder war mit ihm an Bord. Warf ihn irgendwann zwischen zweiundzwanzig und dreiundzwanzig Uhr mitten im See schwer verletzt ins Wasser und segelte zurück nach Rust. Da der Wind irgendwann in dieser Zeit auf Nordwest drehte, musste Smekal zu der Zeit, als sein Mörder nach Rust gelangte, schon im Schilf gesteckt haben. Sonst wäre er abgetrieben worden. Möglicherweise hatte der Täter sogar gegen den Sturm aufkreuzen müssen. Aber was hatte er dann getan? War er auf ein anderes Boot gewechselt und hatte Smekals Jacht einfach sich selbst überlassen?
Kurz entschlossen rief Lupo Beat Eberli an und schilderte ihm seine Überlegungen.
Eberli schwieg kurz. »Hätte der Mörder das g’macht, denn wär z’Boot wohl eifach kenteret. Er muess vor de Hafen-Iifahrt g’wändet ha, denn d’Pinne belegt ha, und z’Boot auf den See raustreiben lossen. Nur so kann’s dort g’landet sii, wo’s am nöchschte Tag g’funde worde isch.«
»Aber wie könnte der Mörder von dort weggekommen sein?«, fragte Lupo.
»Das frog ich mi au scho di ganze Zeit.«
»Kann er ein Beiboot mitgehabt haben?«
»Mögli. Aber ich glaub nöd. Das wäri im Sturm es ziemlichs Problem g’worde.«
»Er kann sich wohl kaum in Luft aufgelöst haben. Könnte man von dort zu
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