Sautanz (German Edition)
der Stange.«
»Ach ja. Wissen Sie überhaupt, wo die angebracht ist?«
»Die lag da rum.«
Dorli schüttelte den Kopf.
»Und dann? Was haben Sie dann gemacht?«, fragte Lupo.
»Ihn ins Wasser geworfen und das Boot schwimmen lassen.«
»Wo war das?«
Anja blickte ihn ausdruckslos an. »Was meinen Sie damit?«
»Na, wo genau haben Sie Ihren Mann ins Wasser geworfen?«
»Irgendwo draußen in der Bucht.«
»Ach ja. Und wie sind Sie zurückgekommen? Allein im Boot und gegen den Wind?«
»Keine Ahnung.«
Lupo schüttelte den Kopf. »Ich glaube Ihnen nicht. Das passt ganz und gar nicht zu der Geschichte, die der Fundort der Leiche und des Bootes erzählen.«
»Was Sie glauben, ist mir, ehrlich gesagt, vollkommen egal. Ich rufe jetzt die Polizei an.«
Anja Smekal stand auf und wollte zu dem Highboard wanken, auf dem das Telefon lag.
»Das kann ich für Sie tun, wenn Sie darauf bestehen«, meinte Dorli und schob die verwirrte Frau sanft zurück auf den Sessel.
Dann wählte sie Oberleutnant Leo Berglers Nummer und verließ den Raum. Sie hörte, dass hinter ihr die Fenster geschlossen wurden.
Zum Glück war Bergler erreichbar. Dorli schilderte, was eben geschehen war.
»Die will ihren Sohn schützen«, meinte Bergler.
»Das ist mir klar. Aber was tun wir jetzt? Können Sie uns helfen?«
»Ich setze mich mit der nächsten Dienststelle in Verbindung. Die werden sie abholen, mitnehmen, ihre Aussage aufnehmen und dann wieder nach Hause schicken.«
»Danke.«
»Bleibt ihr solange dort, damit sie nicht ihren Sohn anrufen kann. Denn wenn sie ihn schützen will, wird das einen Grund haben. Den sollten wir zuerst erfahren.«
»Geht in Ordnung.«
Eine halbe Stunde später hatten zwei Beamte Anja Smekal mitgenommen. Dorli und Lupo saßen im Auto und überlegten, ob sie sich auf die Suche nach Lukas machen sollten. Oder hatte ihn vielleicht schon die Polizei geholt?
Ein Blick auf die Uhr zeigte Lupo, dass Lukas entweder noch in der Schule oder in irgendeinem Lokal in Wiener Neustadt anzutreffen sein würde.
»Ich glaub nicht, dass die so flott sind«, meinte Lupo.
»Ich auch nicht. Erst werden sie in aller Ruhe Anja vernehmen und dann vielleicht auf die Idee kommen, den Sohn zu befragen.«
»Also machen wir uns auf den Weg.« Lupo stieg auf der Beifahrerseite ins Auto.
Als sie in die Zehnergasse einbogen, kamen ihnen Scharen von Jugendlichen entgegen. Erst konnten sie Lukas nicht entdecken, doch als sich die Reihen ein wenig lichteten, sah Lupo ihn inmitten seiner Freunde auf der Querstange einer Absperrung sitzen. Sie diskutierten angeregt.
Lupo bat Lukas, ihnen zum Auto zu folgen.
»Was ist denn jetzt schon wieder? Könnt ihr mich nicht einmal in Ruhe lassen?«, maulte Lukas.
»Es gibt eine neue Entwicklung im Mordfall Ihres Vaters«, entgegnete Lupo.
»Ach, jetzt ist es also doch ein Mordfall?«
»Bitte steigen Sie erst ins Auto ein. Ich glaube nicht, dass halb Wiener Neustadt zuhören sollte, was wir Ihnen zu sagen haben.«
»Ich denk nicht dran. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, und dann lassen Sie mich endlich in Frieden.«
»Bitte, wie Sie wollen. Glauben Sie, dass Ihre Mutter Ihren Vater umgebracht hat?«
»Wie bitte?« Lukas schwankte. Mit allem Möglichen dürfte er gerechnet haben – damit sicher nicht.
»Ja, die Polizei hat sie zu einem Verhör mitgenommen.«
Lukas war bleich geworden. »Aber meine Mutter hat doch damit nicht das Geringste zu tun!«
»Wir wissen das«, erklärte Dorli. Mit ihrer nächsten Behauptung lehnte sie sich weit aus dem Fenster. »Aber die Polizei glaubt anscheinend, dass sie Ihren Vater auf dem Gewissen hat.«
»Was soll das heißen, Sie wissen das?«
»Ganz einfach«, riss Lupo das Gespräch wieder an sich und provozierte Lukas weiter. »Wir glauben, dass Sie der Täter sind.«
»Sie sind ja vollkommen verrückt!«, schrie Lukas. Er stieß sich vom Wagen ab und rammte Lupo seinen Kopf gegen den Brustkasten, sodass er mehrere Schritte zurücktaumelte. Dann wandte sich Lukas zur Flucht. Aber da stand Dorli im Weg. Er holte aus und wollte ihr den Ellbogen gegen den Kopf schmettern. Doch Dorli duckte sich weg, und als Lukas vom eigenen Schwung zur Seite gerissen wurde, trat sie ihm von hinten in die Kniekehle des Standfußes. Lukas stolperte, kam zu Fall, sprang wieder auf und griff an. Er raste wie ein Berserker. Nur mit viel Mühe schafften Dorli und Lupo es, ihn nach längerem Kampf zu fixieren. Irgendwer musste die Polizei verständigt haben. Jedenfalls
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