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Savannah

Savannah

Titel: Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Messingleuchte rn , in einer Vase standen frische duftende Wildblumen. Mehrere Kerosinlampen brannten und im Raum roch es verführerisch nach geröstetem Truthahn, Rüben in Butter geschwenkt, und frischen Biskuits. Dazu würde Miss Junes Wein sicher wunderbar schmecken.
    Trey, der stolz wie ein Pfau war, begrüßte Savannah und nahm ihr den Korb und die Stola ab. Rachel, die Frau Lehrerin, die über einem Saloon lebte, nahm ihre Schürze ab und kam aus der Kochnische, in der sie das Essen gezaubert hatte. Sie lächelte und auf ihrem Gesicht war nicht die Spur von Vorbehalt oder gar Ablehnung zu sehen. Im Gegenteil, sie schien froh zu sein und diese warmherzige Freude übertrug sich sofort auf Savannah, die vor einer Sekunde noch das Gefühl gehabt hatte, gar nicht hierher zu gehören.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte Rachel, nahm Savannahs beide Hände in ihre Hände und drückte sie. »Es ist so schön, Sie hier bei uns zu Gast zu haben.«
    Trey hatte inzwischen den Wein geöffnet und die Flasche zwischen die zugedeckten Schüsseln auf den Tisch gestellt. Er zog erst Savannahs Stuhl zurück und dann den seiner Frau. Nachdem sich die beiden gesetzt und ihre Servietten in den Schoß gelegt hatten, nahm er selbst Platz. Insgeheim war Savannah erstaunt darüber, wie Trey sich verändert hatte, und sie nahm sich vor, ihn wegen seiner guten Manieren ein bisschen a ufzuziehen, sobald sie außer Rachels Hörweite waren. Zum ersten Mal war Savannah Trey begegnet, als er gerade aus dem Kittchen kam, in das man ihn gesteckt hatte, weil er mit seinem Pferd durch die Tür des Two-Hole Saloon in Missoula direkt zur Theke geritten war. Dabei hatte er beinahe zwei Brüder von der Mission gegen Alkoholmissbrauch niedergeritten, die in der Bar waren, um die Säufer und Sünder wieder auf den rechten Pfad der Tugend zu bringen. Und heute benahm sich Trey beinahe schon wie ein richtiger Gentleman.
    »Trey wird morgen früh mit den Ausschachtungsarbeiten für unser Haus beginnen«, erzählte Rachel, während sie die köstliche Mahlzeit genossen. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihre Augen glänzten, wenn sie ihren Mann ansah. Das zeugte von ihrer Zuneigung für Trey. »Es wird wunderbar sein, wenn Emma wieder bei uns leben wird. Dann werden wir auch endlich eine richtige Küche mit einem richtigen Herd haben und natürlich auch ein schönes Badezimmer.«
    Savannah beneidete Treys Frau - sie beneidete sie sogar sehr. Nicht weil sie bald in einem schönen großen Haus wohnen würde, sondern es war die Aussicht, dass Rachel bald ein Heim haben würde, eine Familie, die man fast als >normal< bezeichnen konnte. Im Osten wäre es natürlich fast unmöglich, dass eine verheiratete Frau als Lehrerin arbeitete, und Trey würde als Barbesitzer auf der sozialen Leiter ziemlich weit unten stehen. Hier im Westen, wo sich neue Traditionen bildeten, würden Trey und Rachel jedoch als respektable Bürger angesehen werden.
    Ganz im Gegensatz zu ihr selbst, dachte Savannah. Denn neue Traditionen hin oder her, sie konnte von der Zukunft nicht mehr erwarten als von der Vergangenheit. In den Augen der Gesellschaft würde sie immer als Prostituierte dastehen.
    Natürlich war das ungerecht und sie hätte am liebsten manchmal deshalb geweint. Aber wozu sollte das gut sein? Sie konnte das Rad der Geschichte nicht mehr zurückdrehen, sie konnte nicht den Weg, den sie gegangen war, noch einmal gehen und dabei die Fehler vermeiden, die sie gemacht hatte. Sie konnte den tiefen Absturz nie mehr ungeschehen machen - und deshalb musste sie heute und hier so leben, wie es nun einmal war, und sie konnte nur das Beste daraus machen, so wie sie es immer getan hatte.
    »Ich werde morgen hier übernehmen«, sagte Savannah, als der Abend seinem Ende zuging, und meinte damit natürlich die Arbeit unten im Saloon. Trey hatte mehr als seinen Teil getan und er hatte die Zeit verdient, die notwendig war, um die Vorbereitungen für den Hausbau zu treffen, das Heim, in dem er mit Emma und Rachel und den Kindern wohnen würde, die sie ihm in der Zukunft noch schenken würde.
    Später dachte Savannah, dass sie ein gewisses Glänzen in Rachels Augen gesehen hatte. Sie kannte dieses Phänomen, denn sie hatte es schon gesehen - wenn dann auch meist die Umstände weniger glücklich waren. Ihre Großmutter, die ja eine Art Hebamme gewesen war, hatte Savannah gelehrt, worauf sie achten musste. Das war damals gewesen, als alle noch geglaubt hatten, Savannah würde einmal in die

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