Savannah
Junge. »Jimmy Franks.«
»Gut, Jimmy Franks«, sagte Savannah streng, »mir scheint, dass deine Manieren ziemlich zu wünschen übrig lassen. Ich erwarte, dass du mich ab sofort respektvoll anredest - oder ich werfe dich eigenhändig kopfüber in den Pferdetrog. Ist das klar?«
Wieder lachten die anderen Cowboys und nach einer langen Weile, in der das Gesicht des jungen Burschen noch röter wurde, zog er seinen staubigen Hut ab, nickte und sagte: »Klar, Ma'am, Entschuldigung.«
Savannah gab dem Bartender einen Wink. »Gib dem Mann einen Drink«, befahl sie. »Auf meine Rechnung.« Dann ging sie zu dem Piano, schlug die Tastenklappe hoch und setzte sich auf den klapprigen runden Drehhocker. Sie ordnete ihre Röcke, lockerte kurz ihre Finger und spielte eine allseits bekannte Melodie. Kurz danach begann sie den Text des Liedes zu singen und es dauerte nicht lange, bis alle Cowboys den Refrain mitsangen.
Als die Männer am späten Nachmittag unwillig den Saloon verließen, kam wenig später die andere Gruppe der Cowboys in die Bar, die bis dahin die Herde bewacht hatte. Die Tiere waren ständig gegenwärtig, denn ihr Geruch überlagerte ganz Springwater und ihr Brüllen war weithin zu hören — nicht zu reden von dem Staub, den die Herde immer wieder aufwirbelte.
Gerade als die Cowboys einander ablösten, kam Trey in den Brimestone, um zu sehen, wie es Savannah ging. Er überbrachte ihr mit schönen Grüßen von June ein Sandwich, das in eine Stoffserviette eingeschlagen war. »Scheint ja eine ganz lustige Bande zu sein«, bemerkte er, während sein Blick über die verstaubten ledergegerbten Gesichter der Männer glitt.
Savannah setzte sich an den einzigen freien Tisch und Trey nahm ihr gegenüber Platz. Genüsslich packte sie das Sandwich aus, wobei sie Treys Beurteilung der Lage mit einem Kopfnicken bestätigte. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie so ausgehungert war. Herzhaft biss sie in das belegte Brot und verdrehte verzückt die Augen. Eier, Zwiebeln und jede Menge Butter - einfach köstlich.
»Hast du irgendwelche Probleme mit ihnen?«, erkundigte sich Trey.
Savannah kaute, schluckte und wischte sich den Mund mit der Serviette ab, bevor sie den Kopf schüttelte. »Es sind doch fast noch Kinder«, sagte sie. »Da ist keiner dabei, mit dem ich nicht fertig werden würde.«
Trey machte ein ernstes Gesicht. »Rachel meint, ich sollte dich hier nicht allein arbeiten lassen«, sagte er. »Ich werde dich in einer Stunde oder so ablösen. Ich muss mich nur zuerst gründlich waschen und ein bisschen ausruhen.«
Savannah fand es ja nett, dass Trey - ihr Partner - sich um sie Sorgen machte, aber es rührte sie geradezu, dass Rachel - diese ehrbare Frau, deren Freundin sie gerne gewesen wäre - den Anstoß gegeben hatte. Das war zwar lieb gemeint, aber Savannah fühlte sich durchaus in der Lage, mit einer Horde rauer Cowboys fertig zu werden. Und ihrer Ansicht nach hatte Trey es wirklich verdient, eine Zeit lang nicht im Brimestone zu arbeiten. »Du wirst mich nicht ablösen«, sagte sie bestimmt. »Ich brauche etwas mehr Zeit für mich allein, um das richtige Gefühl für diesen Saloon zu bekommen. Ich habe schließlich ein hübsches Sümmchen in diese Bar gesteckt und ich werde - ohne Sonderbehandlung - hart dafür arbeiten, dass sich die Investition auszahlt.«
Trey runzelte die Stirn. »Du bist wirklich sturer ein Maulesel«, sagte er kopfschüttelnd.
Savannah lachte. »Du kennst mich jetzt doch mehr als fünf Jahre, Trey. Und da merkst du das jetzt erst? Nein, nein, du verbringst den Abend mit deiner Frau. Ich kann sehr gut allein auf unser beider Geschäft aufpassen.«
Trey schien zwar immer noch Zweifel zu haben, aber er wusste, wann eine Diskussion zwecklos war und er besser klein beigab. »Ich werde oben sein. Falls es Ärger gibt, brauchst du nur mit einem Billard-Queue an die Decke zu stoßen und ich bin sofort unten.«
Savannah lächelte, denn sie wusste, dass sie von diesem Angebot bestimmt keinen Gebrauch machen würde. »Versprochen, Partner«, sagte sie.
»Singen Sie uns noch ein Lied, Miss Savannah«, rief einer der Cowboys von der Bar, wo der Whiskey in Strömen floss. »Irgendwas Melancholisches.«
Savannah verdrehte die Augen und Trey grinste. Beide standen auf. Er verließ den Saloon und sie ging mit wiegenden Hüften zum Piano. Es gehörte zu ihrer Show, die Röcke so schwingen zu lassen, dass die Seide raschelte. Wie üblich bejubelten die Gäste im Saloon lautstark ihren
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