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Savannah

Savannah

Titel: Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Duft des Pfeifentabaks.
    Granny schien sich etwas zu entspannen. »Dies ist mein Zuhause«, erklärte sie. »Hier habe ich mein ganzes Leben lang gelebt - seit mein Mann mich hierher gebracht hat. Ich gehe nicht runter in die Stadt nach Springwater. Versuch also gar nicht erst, mich zu überreden.«
    Er grinste spitzbübisch. »Aber nein, Ma'am«, sagte er treuherzig. »Das würde ich doch niemals tun.« Er setzte sein Arztköfferchen ab, dessen Leder im Laufe der Zeit ganz grau geworden war, und ließ den Verschluss aufspringen. Wenn er die Tasche öffnete, erinnerte ihn der Geruch immer an seinen Vater, der so ein wunderbarer Arzt gewesen war.
    »Jacob«, rief Granny plötzlich.
    Der alte Mann streckte seinen Kopf durch die Tür und wechselte mit Pres einen Blick. »Was gibt es, Granny?«
    Sie wedelte mit der Hand. »Nichts, Jacob, du kannst wieder gehen. Ich wollte nur sagen, dass ich anfange, diesen Doktor zu mögen ... obwohl er noch so jung ist.«
    Jacobs Augen lächelten, auch wenn sein Mund sich nicht verzog. Er nickte. »Ich werde eins der streunenden Hühner einfangen«, meinte er. »Ich kann den Vogel auf den Herd setzen, bevor ich mit dem Doc nach Springwater zurückkehre.«
    »Wage es bloß nicht, irrtümlich eine meiner Legehennen zu schlachten, Jacob McCaffrey«, warnte Granny und schaute ihren alten Freund an. »Schnapp dir das alte, rote Huhn, das nur noch einen Flügel hat.«
    Pres hätte gerne gelacht - nicht spöttisch oder ironisch, sondern freudig, so wie er früher gelacht hatte, bevor die Generäle aus dem Norden und dem Süden die Söhne des Landes in diesen blutigen, sinnlosen Krieg geschickt hatten und es ihm und den anderen Ärzten überlassen hatten, sich um die entsetzlichen Folgen zu kümmern. Pres wusste, dass er die Erinnerungen an dieses grausame Gemetzel nie vergessen würde. Er hatte sie für immer verinnerlicht, sie gehörten zu seinem Leben wie das Brot, das er aß, wie die Luft, die er atmete. Aber seltsam genug, diese Erinnerungen schienen in Momenten wie diesem ein wenig zu verblassen, weniger schmerzhaft als sonst zu sein. Angefangen hatte diese Veränderung wohl, als er Miranda Leebrooks Baby zur Welt gebracht hatte ... aber mehr noch hatte das alles mit Savannah Rigbey zu tun - und dem Kuss, den er ihr gegeben und den sie erwidert hatte.
    »Legen Sie sich auf die Bettstelle«, befahl er Granny ruhig, »damit ich mir ihre Hüfte ansehen kann.«
    Jacob verzog die Lippen und seine dunklen Augen strahlten für einen kurzen Moment, bevor er sich zurückzog, um sich auf die Suche nach dem Huhn zu machen, das noch nicht ahnte, dass es bald im Kochtopf schmoren würde.
    Granny schaute Pres einmal mehr zweifelnd an , hmpfte ein paarmal, hinkte dann zu ihrer Matratze, legte sich auf die linke Seite und starrte die Wand an, bevor sie langsam ihren Rock hochzog.
    Pres hatte erwartet, dass das Bein entzündet war, aber er war nicht darauf vorbereitet, was er jetzt zu sehen bekam. Hüfte und Bein waren dick geschwollen, knallrot und vollkommen verhärtet. Ihre Schmerzen mussten unglaublich sein.
    In solchen Situationen wünschte er sich, dass er eine bessere Ausrüstung und mehr Medizin hätte - Opiate, Kampfer und andere schmerzstillende Mittel, aber er besaß nur noch eine Viertelflasche Laudanum, ein paar Tinkturen und Puder. Seine Ausrüstung beschränkte sich auf ein Skalpell, einige Nadeln und etwas Faden, um größere Wunden zu nähen, ein Stethoskop, ein Hämmerchen, um die Reflexe zu testen - und eine Knochensäge. Wenn es einen Gott gab, dachte er, sollte er ihm beistehen, damit er diese Säge nie wieder würde benutzen müssen.
    »Nun?«, raunzte Granny ihn an. Er nahm es ihr nicht übel, denn in dieser Position hatte eine Frau keine Würde mehr. »Hast du genug gesehen, Doc, oder willst du mich vielleicht auch noch betatschen?«
    Pres lächelte und zog so behutsam wie möglich den schäbigen Unterrock und den Mehlsack-Rock der alten Frau herunter. »Gibt es hier eine Wanne, Mrs. Johnson?«, fragte er, während sie sich zur anderen Seite rollte und aufsetzte. »Groß genug, dass Sie darin baden könnten?«
    Ihre hellen Augen blitzten ihn an. »Das ist eine verdammt persönliche Frage, junger Mann.«
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Mrs. Johnson«, sagte er besänftigend, obwohl seine Frage durchaus persönlich gemeint und damit ausgesprochen unhöflich war. Aber es war ihm im Augenblick ziemlich gleichgültig, ob Granny wütend auf ihn war, denn ihre Haut war

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