Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Savannah

Savannah

Titel: Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
vollkommen mit Dreck verkrustet und hatte wohl schon seit einer Ewigkeit kein Wasser und keine Seife gesehen. »Ich bin nur der Meinung, dass heißes Wasser Ihre Schmerzen etwas lindern würde.«
    »Das tut ein anständiger Whiskey auch«, erwiderte sie brummend, während sie ihre Röcke ordnete. »Ich brauche keinen überschlauen Yankee-Doktor, der mir sagt, was ich tun und lassen soll.« Sie schwieg und starrte ihn an. »Anders wäre die Sache natürlich, wenn du in deinem Köfferchen eine Flasche mit Whiskey hättest. Zu einem kräftigen Schluck würde ich nicht nein sagen.«
    Pres hatte es schon mit Patienten zu tun gehabt, die noch halsstarriger als Granny gewesen waren, aber am Ende hatte er sich doch immer durchgesetzt - und das würde er i h r klar zu verstehen geben. »Ab sofort keinen Whiskey mehr«, sagte er unmissverständlich und schaute ihr dabei fest in die Augen. »Und noch etwas. Wenn es nötig ist, werde ich Sie persönlich nach Springwater schleppen und in heißes Wasser tunken. Haben wir uns verstanden?«
    Granny starrte Prescott eine ganze Weile an, aber er hielt ihrem Blick eisern stand und plötzlich begann sie zu kichern. »Na schön, junger Mann«, meinte sie, »aber wenn ich einen Herzschlag bekomme, hast du mich auf dem Gewissen, du Yankee-Doc.«
    Um es hinter sich zu haben, hatte Savannah für ihren ersten Arbeitstag im Brimestone Saloon das grüne Kleid mit dem schwarzen V-Ausschnitt aus Spitze gewählt. Sie hatte Lippen und Augen geschminkt und die Haare hochgesteckt, sodass die Locken lose ihr Gesicht umschmeichelten. Dazu trug sie Netzstrümpfe und hochhackige Pumps, um den Effekt noch zu verstärken.
    June war der erste Mensch, dem Savannah begegnete, nachdem sie ihr Zimmer verlassen hatte, und die ältere Frau versuchte gar nicht erst, ihre Missbilligung zu verbergen. Miranda, die ein unverwüstliches Naturell zu haben schien, war auch bereits auf den Beinen. Sie saß an einem der langen Tische und blätterte in einem Buch.
    »Sie liest Josef und seine Brüder«, erklärte June, die eine Hand auf ihren mütterlichen Busen gepresst hatte, als sie Savannah in die Halle kommen sah. Sie trug das schlichte braun-weiße Kaliko-Kleid mit den dezenten blauen Streifen. »Sie sehen wie ein ganz anderer Mensch aus«, meinte sie.
    In diesem Moment schaute Miranda auf, senkte aber sofort wieder ihren Blick. Es war offensichtlich, dass sie ebenso geschockt war wie June.
    Savannah hätte Mrs. McCaffrey jetzt natürlich erklären können, dass sie in der Tat ein anderer Mensch war. Ganz anders als der Mensch, den sie kennen gelernt hatte, anders als der Mensch, mit dem sie eine Art Freundschaft verband - wobei Savannah hoffte, dass Miss June sie auch weiter als eine Freundin betrachten würde. Aber es schien ihr sinnlos zu sein, zu erklären, dass ihr Kleid nur ein Kostüm war, dass ihr ganzes Aussehen nur der Rolle diente, die sie spielen musste, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ja, sicher, sie hätte dieses Problem lösen können, indem sie einfach geheiratet hätte. An Angeboten hatte es in all den Jahren gewiss nicht gemangelt, aber wenn sie eine Ehe mit einem Mann eingegangen wäre, den sie nicht liebte, wäre Savannah sich wirklich wie eine billige Hure vorgekommen. Das alles hätte sie sagen können, aber sie tat es nicht.
    Als Savannah nicht sprach, nicht sprechen konnte, schaute June ihr in die Augen und schüttelte leicht den Kopf. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte sie. »Sie machen auf mich den Eindruck, als würden Ihre Knie zittern - ein bisschen jedenfalls.«
    Savannah schluckte. »Es gibt Gründe dafür, dass ich so ... so aussehe«, erwiderte sie schließlich unglücklich.
    June legte ihre Hand auf Savannahs nackte Schulter. »Vermutlich geht es uns allen so«, meinte sie leise seufzend. »Sein Schicksal kann sich niemand aussuchen.«
    Von außerhalb der Station waren die Hufschläge von Pferden zu hören, Schüsse und das Muhen und Schreien von Rindern. Das bedeutete, dass durstige Cowboys in die Stadt kamen, die für ein Lied oder zwei gerne etwas lockermachten und die jede Menge Whiskey konsumieren würden. Trey hatte Savannah erzählt, dass diese Trecks bis weit in den Herbst durch Springwater ziehen würden, kleine und größere Viehherden, die alle die Quelle suchten. Die Ti ere durften sich hier ein oder zwei Tage ausruhen und die Cowboys verbrachten diese Zeit natürlich meist im Brimestone Saloon. Das war ihr Leben, das war ihr Geschäft.
    Savannah wäre

Weitere Kostenlose Bücher