Savannen - Tierparadiese unserer Erde
Kiefer in Beißzangen umgewandelt, so dass sie nicht eigenständig fressen können und von den Arbeitern gefüttert werden müssen.
Die Kommunikation erfolgt überwiegend auf chemischem Weg; die Sinnesorgane dazu sitzen auf den beiden perlschnurartig geformten Fühlern der Tiere.
Nutzen für viele
Zahlreiche Jäger wie Leoparden und Geparden nutzen die hohen Termitenbauten als Ausguck, um sich einen Überblick zu verschaffen. Schlangen wie der Königspython (
Python regale
) suchen gern Unterschlupf in frisch verlassenen Termitenhügeln. Und es gibt kaum einen großen Savannenbewohner, der Termitenbauten nicht dazu nutzt, sich daran zu scheuern und Hautpflege zu betreiben.
Zwar sind Termiten in ihren Festungen vor Feinden gut geschützt, dennoch haben sich einige Tiere gerade auf diese eiweiß- und fettreiche Nahrung spezialisiert, allen voran Erdferkel (
Orycteropus afer
) und Steppen-Schuppentier. Diese Termitenfresser können die Bauten aufgraben und die Bewohner mit ihrer Zunge auflecken. Der Erdwolf (
Proteles cristatus
) hat sich auf die oberirdischen Ernteameisen spezialisiert. Er rollt sich aber tagsüber gern in von Erdferkeln ausgehöhlten Termitenbauten ein. Anders gehen Treiberameisen vor, wenn sie ein Termitennest plündern: Dort, wo das Mauerwerk noch weich ist, reißen sie es auf, dringen in den Bau ein und schleppen die Leichen der überwundenen Termiten heraus.
Treiberameisen:
ein Heer auf dem Kriegspfad
Ameisen – jeder kennt sie und den meisten erscheinen sie relativ gleichartig. Dabei gibt es unter den fast 10 000 bekannten Ameisenarten gewaltige Unterschiede nicht nur in der Größe – eine ganze Kolonie kleiner Ameisen wie
Oligomyrmex
könnte in der Kopfkapsel der Riesenameise
Camponotus
leben –, sondern auch im Sozialverhalten und in der Ernährungsweise. Und so haben die afrikanischen Treiberameisen auch nur wenig mit jenen Ameisen zu tun, die man beim Picknick von der Decke scheucht.
© istockphoto.com/Atelopus
Treiberameise auf Nahrungssuche
Ostafrikanische Treiberameise
Dorylus molestus
Klasse Insekten
Ordnung Hautflügler
Familie Ameisen
Verbreitung Ostafrika
Maße Länge: Arbeiterin 3–11 mm
Nahrung alle greifbaren Tiere
Eine Schneise der Vernichtung
Während die meisten Ameisen standorttreue Staaten bilden, sind die afrikanischen Treiberameisen Nomaden, die auf Beutefang gehen und dazu mit dem gesamten Hofstaat von einem Ort zum anderen ziehen; daher werden sie auch als »Wanderameisen« bezeichnet. Dieser Hofstaat besteht aus einer fruchtbaren Königin, flügellosen Arbeiterinnen und Soldatinnen sowie Larven und Eiern; er stellt im Gegensatz zu Termiten mit ihrer Elternfamilie eine Mutterfamilie dar.
Vor allem die räuberischen Arten sind gefürchtet, weil sie selbst große Tiere umbringen und mit ihren scharfen Kiefern zerschneiden. Ihr gewaltiges, aus bis zu zwei Millionen Individuen bestehendes Heer, das sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 20 Metern pro Stunde vorwärts bewegt, vernichtet auf seinem Weg alles tierische Leben und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Kein Hindernis kann sie aufhalten. Kommt das Heer an einen kleinen Wasserlauf, verhaken sich die Arbeiterinnen miteinander, so dass eine »lebende Brücke« entsteht und die Kolonne darüber marschieren kann. Nähert sich eine Kolonne einer Farm, so ergreifen sämtliche Bewohner die Flucht. Von zurückgelassenen Tieren finden sie bei ihrer Rückkehr nur noch Federn, Haare oder Knochenhaufen vor.
Überbordende Fruchtbarkeit
Alle Arbeiterinnen stammen von einer Königin ab. Sie ist das einzig fruchtbare Weibchen im Staat. Ihr Hinterleib ist zu einer »Eierfabrik« angeschwollen und ihre Fruchtbarkeit ist die wohl höchste im ganzen Tierreich: Königinnen der Art
Dorylus wilverthi
können alle 25 Tage drei bis vier Millionen Eier legen.
Der Treiberameisenstaat als Superorganismus
»Eine einzelne Ameise ist … eigentlich gar keine Ameise“, findet der Insektenforscher Bert Hölldobler. Nicht das Einzeltier, sondern die Kolonie ist der eigentliche Organismus, wie er am Beispiel der
Dorylus
-Treiberameisen zeigt. Sie stellen nach Ansicht des Forschers einen Superorganismus dar, denn sie sind trotz ihres winzigen Gehirns fähig, durch Verknüpfung einfacher Signale enge soziale Bande zu schmieden und komplexe Sozialstrukturen aufzubauen. Dabei spielt neben dem taktilen Erkennen durch Betrillern mit den Fühlern eine streng festgelegte chemische Kommunikation die entscheidende Rolle. Dieses
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