saved by an Angel
weiter die Karte.
»Sie könnten mit jemand anderem sprechen«, bot er an.
»Nein, ich warte«, beharrte Ivy. Die Geschichte war zu seltsam und zu kompliziert.
Sie setzte sich auf eine unbequeme Bank und starrte auf die olivfarbenen Wände und trostlosen Fliesen des Raums. Direkt ihr gegenüber hing eine große Uhr. Ivy beobachtete, wie der Minutenzeiger von einem schwarzen Punkt zum nächsten sprang und überlegte, was sie dem Ermittler sagen würde.
Besser, sie erzählte nichts von den Engeln. Es würde so schon schwierig genug, ihn dazu zu bringen, sie ernst zu nehmen.
Die Tür der Wache wurde aufgestoßen und Ivy blickte hoffnungsvoll auf. Zwei junge Beamte erstatteten dem diensthabenden Polizisten Bericht und drehten ihr den Rücken zu. Ivy stand auf, um sich zu erkundigen, ob nicht jemand Lieutenant Donnelly anrufen könne.
»Eigentlich sollte Pat mittlerweile zurück sein«, meinte der Polizist leise zu den anderen Beamten, als Ivy auf sie zukam. »Er redet mit diesem O’Leary-Jungen.«
Dem O’Leary-Jungen? Will?
Die Beamten drehten sich unvermittelt um und der Polizeibeamte sah sie an. »Können wir in der Zwischenzeit wirklich nichts für Sie tun?«
»Sie können das Lieutenant Donnelly geben«, erklärte Ivy und zog Carolines Kuvert heraus. Sie bat um einen größeren Umschlag und kritzelte darauf: »Ich muss so bald wie möglich mit Ihnen reden.« Sie schrieb ihren Namen auf, ihre Adresse und Telefonnummer, dann schob sie Carolines Unterlagen in den Umschlag und klebte ihn zu. Sie überreichte ihn wortlos und eilte nach draußen. Während sie nach Hause raste, sorgte Ivy sich ununterbrochen um Ella und Philip.
Als sie am Haus ankam, stand nur der Wagen ihrer Mutter in der Garage. Gut, dann war Philip in Sicherheit und sie könnte Ella suchen, bevor Gregory nach Hause kam. Ivy machte einen Umweg durchs Esszimmer, bevor sie nach oben ging, denn sie wollte sichergehen, dass ihre Suche keine Spuren hinterlassen hatte. Die Uhr tickte gleichmäßig, auch wenn sie ein paar Minuten nachging.
Ivy rannte die Haupttreppe hinauf. Als sie ihre Mutter im Schlafzimmer telefonieren hörte, steckte sie den Kopf durch die Tür, winkte ihr zu und ging zu ihrem Zimmer. Die Tür stand weit offen und Ella war nicht zu sehen. Unter der Bettdecke lag nichts Rundes, deshalb sah Ivy unter dem Bett nach, vielleicht hatte sich Ella nach allem, was passiert war, ja darunter verkrochen. Aber auch dort war sie nicht, und Ivy fiel auf, dass die Schuhe und Schachteln unter ihrem Bett auf eine Seite geschoben worden waren und eine Wand bildeten.
Sie sah sich die Wand an, dann packte sie die Steppdecke auf ihrem Bett. Vielleicht hatte Gregory Ella an dem Tag, als er ihre Flanke rasiert hatte, so in die Enge getrieben. Aber da lagen die Hausschuhe, die sie heute Morgen hingeworfen hatte und bildeten einen Teil der Wand. Sie richtete sich langsam auf und sah, dass die Tür zu ihrem Musikzimmer im zweiten Stock offen stand. Normalerweise war sie geschlossen.
»Ella«, sie formte den Namen lautlos mit den Lippen, ihre Angst war so groß, dass sie ihn nicht aussprechen konnte. Sie konnte noch nicht einmal laufen. Sie kroch zur Tür und sah, dass oben Licht brannte. Ivy zog sich am Türrahmen hoch, dann stieg sie langsam die Stufen hinauf. Was hatte er ihr dieses Mal angetan? Einen anderen Fuß zerschnitten? Ihr ein Stück vom Ohr abgeschnitten?
Als Ivy oben an der Treppe ankam, sah sie automatisch unter das Klavier, dann unter die Stühle im Zimmer. Schließlich wandte sich ihr Blick zum Fenster und dem Schatten davor.
»Ella! Oh nein! Ella!«
Die Katze hing an einem Strick und baumelte von einem Nagel in der niedrigen Decke. Ivy riss an dem Seil, dann hob sie Ella auf, doch die Katze rührte sich nicht mehr. Ihr Kopf hing zur Seite, ihr dünner Hals war gebrochen. Ivy schrie wie am Spieß, sie presste ihr Gesicht an Ellas toten Körper, der noch immer weich, noch immer warm war. Sie strich mit den Fingern um Ellas Ohren, berührte sie sanft, als schliefe Ella bloß.
»Ella«, stöhnte sie, dann schrie sie wieder. »Er hat sie umgebracht! Er hat sie umgebracht!«
»Ivy! Was ist denn los?«, rief ihre Mutter.
Ivy versuchte, sich zusammenzunehmen. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie umklammerte Ella und rieb ihr Gesicht am weichen Fell der Katze. Sie wollte sie nicht loslassen.»Er hat sie umgebracht! Er hat sie umgebracht!«
Ihre Mutter kam die Treppe herauf.
»Gregory hat sie umgebracht, Mom!«
»Ivy, beruhig dich. Was
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