saved by an Angel
wie eine Kopie von Laborwerten aus, die von einer Firma namens MediLabs stammten.
Ivy las zuerst den kurzen Brief von Erics Vater. Zwischen den Wörtern waren seltsame Abstände und mehrere Korrekturen:
Liebe Caroline,
der beigefügte Befund bestätigt deine Vermutungen. Wie ich in der Praxis erklärt habe, kann diese Art Bluttest aufgrund mangelnder Übereinstimmungen beweisen, ob ein bestimmter Mann als Vater in Betracht kommt. Andrew ist es eindeutig nicht.
Wie bitte? Ivy zog verwundert die Stirn in Falten. Andrew war nicht Gregorys Vater? Ivy fühlte, wie es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief - dann las sie weiter.
Diese Tests können nicht beweisen, dass Tom S. der Vater ist, nur dass er in Betracht kommt, aber soweit ich dich verstanden habe, steht das für dich außer Frage.
»Tom S., Tom S.«, murmelte Ivy. Tom Stetson, dachte sie, der Mann auf der Party, groß, schlank und dunkelhaarig wie Gregory, von dem Tristan erzählt hatte, dass er an Andrews College unterrichtete - der Mann, der Rosen auf Carolines Grab legte. Sie las den Brief zu Ende.
Wenn ich dir weiterhelfen kann, gib mir Bescheid.
Das bleibt natürlich alles unter uns.
Das bedeutete, außer ihm wusste niemand, wer Gregorys Vater war. Niemand, auch Andrew nicht? Die Antwort auf diese Frage war möglicherweise in Carolines Gekrakel vergraben.
Andrew,
ich hinterlasse diese Unterlagen hierfür den Augenblick, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Bei der Scheidung hat sich dein Sohn auf deine Seite geschlagen, für dich gelogen, den Richter davon überzeugt, ihn bei dir leben zu lassen - oder wollte er vielleicht mit deinem Geld leben? Und ist er wirklich dein Sohn?
Dumm gelaufen.
Caroline
Andrew wusste also nicht Bescheid. Und wenn Gregory es wusste, würde er nicht wollen, dass es irgendjemand erfuhr. Er zählte auf das Baines-Vermögen. Ivy überlegte, was passieren würde, wenn Andrew herausfand, dass Gregory nicht sein leiblicher Sohn war. Und was bedeutet es jetzt, da Andrew einen neuen Sohn hatte, den er immer mehr ins Herz schloss?
Vielleicht hatte Caroline vorhergesehen, was geschehen würde. Vielleicht hatte sie erkannt, dass es ihre Chance war, sich zu rächen. Ivy konnte sich vorstellen, wie sie Gregory verhöhnt hatte. Sie erinnerte sich an den Tag, als er vollkommen durcheinander von einem Besuch bei seiner Mutter kam - wahrscheinlich hatte Caroline ihm damit gedroht auszupacken.
Hatte Gregory sie zum Schweigen gebracht, sie wegen des Erbes ermordet?
Diese Briefe reichten aus, um damit zur Polizei zu gehen, sie reichten aus, um eine ernsthafte Untersuchung in Gang zu setzen. Es war genau das, was sie brauchte. Engel, betete sie, lasst Eric nun in Frieden ruhen.
Sie sah auf die Uhr. Siebenundzwanzig Minuten vor drei. Da sie die Uhr mit der Hand angehalten hatte, war es jedoch mindestens schon fünf Minuten später. Gregory würde bald nach Hause kommen. Ivy beeilte sich, stieß das Pendel an und schloss das Türchen in der Uhr. Sie hängte sich das Schlüsselband um den Hals, faltete die drei Blätter wieder zusammen und steckte sie behutsam in den Umschlag. Dann rannte sie zur Hintertür.
Draußen hatte sich der Nebel in einen Nieselregen verwandelt. Ivy schob den Umschlag unter ihr Shirt und rannte zu ihrem Wagen. Sie fuhr zur Polizeiwache, ihre feuchten Arme hatten Gänsehaut. An einer roten Ampel kramte Ivy in ihrer Handtasche, schließlich schüttete sie alles in ihren Schoß, um die Karte mit dem Namen des Kriminalbeamten zu finden, der den Überfall auf sie auf genommen hatte. »Lieutenant Patrick Donnelly«, las sie auf der Karte, dann warf sie Taschentücher und Haargummis auf die Rückbank, wo schon der Katzenkram lag. In diesem Moment fiel es Ivy ein. »Ella«, rief sie und hoffte, die Katze hätte sich unter den Decken verkrochen. »Ella!« An der nächsten Ampel langte sie nach hinten und tastete die alte Steppdecke ab. Da war nichts warmes Rundes. Vermutlich war die Katze weggelaufen, als sie die Wagentür hatte offen stehen lassen. »Bleib draußen, Ella«, flüsterte Ivy. »Da kriegt er dich nicht.«
Als sie bei der Wache ankam, nahm der diensthabende Beamte ihre Personalien auf und teilte ihr mit, dass der Lieutenant nicht da war. »Er kommt jeden Moment zurück. Jeden Moment«, wiederholte er, seine sanften blauen Augen beobachteten sie, als sie nervös mit der Karte des Kriminalbeamten herumspielte. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Nein.« Sie bearbeitete
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