Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
Lehren und die Disziplin legt, umso mehr ist euer Auftreten gegenüber Pevore für mich nicht nachvollziehbar und völlig inakzeptabel.“
„Pevore ist in seiner ganzen Art und Weise verstaubt und dekadent“ brauste er auf, worauf sich Arthol ein Grinsen verkneifen musste. Savinama klang wie ein bockiger Schuljunge, dem jemand auf die Füße getreten war.
„Also ich habe schon vieles über ihn gehört, aber das ist mal was Neues.“
„Er klammert sich an eine Lehrweise, die der Zeit nicht mehr entspricht. Jeder Schüler kann mehr von einem Fisch lernen als von ihm.“ Arthol war durchaus belustigt, versuchte aber es vor Savinama zu verbergen.
„Savinama, ihr solltet einen Fisch nicht so degradieren. Sie sind sehr weise, wenn man versteht den Stimmen des Wasser zu lauschen. Soviel ich weiß, könnt ihr dies selber nicht. Wer also ist in diesem Punkt anmaßend? Pevore oder ihr?“ Savinamas Miene verfinsterte sich. Arthol ignorierte es, beugte sich vor, hob seine Feder aus dem Tintenfass und begann zu schreiben. Am Ende faltete er das Dokument zusammen und setzte seinen Stempel in das heiße Wachs. Er hielt das Papier hoch. „Dies ist eine Nachricht an den Kreisführer Natriells, der für die nächste Zeit eure weitere Ausbildung übernehmen wird, damit ihr als angemessener Magistratero zurückkehrt. Wenn ihr das geschafft habt, aber auch nur dann, dürft ihr es wagen einen Lehrer als verstaubt und dekadent zu bezeichnen.“ Savinama war nun fassungslos.
„Ihr schickt mich weg?“
„Savinama, ihr solltet mittlerweile wissen, dass die Ausbildung stets im Gegenland vorgenommen wird.“
„Das sind 15 Jahre!“, fauchte der Magier. Der Kreisführer biss sich auf die Unterlippe. Wer Savinama noch als Vigil erlebte, würde kaum glauben, was er da gerade sah. Er wirkte wie ein Jüngling, der sich trotzig gegen das Leben stellte.
„Bei eurem Lehreifer und eurer Weitsichtigkeit, die sich sogar über einen Fisch erhebt, denke ich, werdet ihr es in der Hälfte der Zeit schaffen.“ Savinama funkelte ihn aus beiden Augen an, knallte seine Bücher auf den Schreibtisch und ergriff das Pergament.
„Fünf“, rief er und stürmte hinaus. Arthol lachte jetzt wirklich leise vor sich hin. Obwohl er kurz zusammenzuckte, als die Tür scheppernd ins Schloss fiel, dass sogar die Feder im Tintenfass zitterte. „Das, mein lieber Freund, glaube ich euch aufs Wort.“
* Anwärter/ Schüler
13.
Wenige Tage später verließ Savinama auf einem Pferd das große Parkgelände der Schulhallen. Auf der letzten Anhöhe, von der aus man zurückblicken konnte, zügelte er das Tier und drehte sich um. Seine Gesichtszüge wirkten mürrisch, als er das weiße, große Gebäude betrachtete. Die vielen Erker und Anbauten. Die Stallungen, die sich an seine linke Seite schmiegten. Die Kieswege und die Mauern. Ein Stück dahinter, etwas tiefer gelegen, konnte man vereinzelt die letzten Dächer des angrenzenden Städtchens erkennen. Die Luft war frisch und über allem lag eine sanfte Stille. Bald würde es wieder schneien.
Savinama verstand nicht, warum ihn der Kreisführer fortschickte und warum er ständig mit anderen in Streit geriet. Arthol hatte von Respekt gesprochen. Doch allein das Wort konnte er in keine Be-ziehung mit anderen Wörtern bringen, geschweige denn mit einem Gefühl, wie Arthol es versucht hatte, zu erklären.
In diesem Moment fühlte er sich missverstanden und zum ersten Mal kroch etwas seltsam Fremdes in ihm hoch, das einer großen Leere glich. Er wusste nicht, woher er kam, noch, wer er war. Hatte keine Vergangenheit, stand vor einem scheinbar unerreichbaren Ziel und Erwartungen, die andere ihm auferlegten. Er zog den Beutel mit seinen wenigen Habseligkeiten weiter über die Schulter und holte tief Luft. Gut! Wenn Arthol ihn fortschickte, würde er es ihm und allen zeigen, dass sie ihn falsch einschätzten. Vor allem der Kreisführer.
„Fünf Jahre, Arthol Resas“, fauchte er, wendete und verschwand in der Ferne.
Ineana kehrte zu den Schulhallen zurück und als sie von Arthol hörte, dass sich Savinama gerade eben auf den Weg nach Natriell gemacht hatte, dachte sie keinen Augenblick nach, sondern holte sich ein Pferd und jagte, trotz Arthols Wiederspruch, dem Freund nach.
Als Ineana die Klippen erreichte, die ein Stück weiter zum Hafen abfielen, war es bereits zu spät. Das Schiff hatte den Pier verlassen. Traurig blickte sie den großen Segeln nach, hob zum Abschied die Hand, wohlwissend, dass er es nicht mehr
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